„I love Dick“: Wenn Kevin Bacon zum Sex-Gott wird

Der Kult-Roman „I love Dick“ aus den 1990ern ist verfilmt worden. Die achtteilige Serie gibt es ab sofort komplett bei Amazon zu sehen. Das erwartet die Zuschauer.

In der Serie „I love Dick“ wird die Vorstellung von Liebe, Ehe und Monogamie von einem Künstlerehepaar auf den Kopf gestellt, als es in die real existierende Künstlerkolonie Marfa, Texas, zieht und dort auf Dick – gespielt von Hollywood-Star Kevin Bacon (58, „Mystic River“) – trifft. Am heutigen Freitag (9. Juni) feiert die Amazon Original Serie Premiere. Sowohl die englische Originalversion als auch die deutsche Synchronfassung sind im Streaming-Dienst Amazon Prime Video komplett abrufbar.

Die Buchvorlage

Die achtteilige Serie basiert auf der gleichnamigen Buchvorlage, einem Briefroman, den die bis dato mässig erfolgreiche Filmemacherin und Schriftstellerin Chris Kraus (*1955) im Jahr 1997 veröffentlichte. Zu lesen sind darin jene Briefe, die sie für den echten Dick verfasst, ihm aber nie gegeben hat.

Ähnlich wie bei den über weite Strecken autobiografischen Kult-Romanen von Benjamin von Stuckrad-Barre (42, „Soloalbum“, „Panikherz“) und Sven Regener (56, „Herr Lehmann“, „Magical Mystery“) wird das eigene Leben literarisch verarbeitet. Chris Kraus war bei „I love Dick“ allerdings fast noch radikaler, weil es beinahe ausschliesslich um ihre Gefühle, Gedanken und Fantasien geht.

Darum löste das Buch einen Hype aus

Nach Erscheinen löste das Buch in den USA einen grossen Hype aus. Denn Leser, Literaturkritiker und Soziologen erkannten darin die radikal ehrliche Geschichte einer Frau, die sich durch Unterwerfung emanzipiert. Faszinierend war zudem die Tatsache, dass ein Mann zum Sexobjekt wird. Ausserdem erzählt das Buch, das es erst seit kurzem auch auf Deutsch gibt, von einem grossen Erfolg, der als Scheitern beginnt. Denn Chris Kraus wird erst durch die Briefe an das Objekt ihrer Begierde zur Schriftstellerin.

Die Serienadaption

Die Serie beginnt im New Yorker Zuhause eines Künstlerehepaares, das offenbar schon lange zusammen ist. Der Zuschauer wird mittenrein geworfen in das Geschehen, es ist Abreisetag, und er bleibt auch so nah dran. Wer die Buchvorlage nicht kennt, für den erschliesst sich nach und nach, dass Chris Kraus und Ehemann Sylvere Lotringer nach Texas fahren, um dort eine Zeit lang zusammen mit anderen Kunstschaffenden in einem abgelegenen, kleinen Nest inmitten einer staubig-trockenen Landschaft zu leben. Ablenkung ist wenig geboten, also muss diese im Kopf stattfinden.

Chris Kraus ist 39, Regisseurin und würde ihren Film „Gravity & Grace“ gern auf Festivals zeigen, doch alle lehnen ab. Den entsprechenden Frust kann sie nicht wirklich an ihrem Mann, einem 56-jährigen, intellektuellen und sehr reflektierten Literaturprofessor, auslassen. Schon beim Eintreffen in Marfa erblickt Chris Kraus einen lässigen Möchtegern-Cowboy, der die staubige Strasse in dem kleinen US-Kaff entlangreitet und dann vor einem Geschäft absteigt… Schon fängt ihre Fantasie an zu sprudeln.

Als das Ehepaar dann persönlich auf ebendiesen Dick trifft, bringt die Besessenheit, die sich bei Chris Kraus schnell einstellt, ungeahnte Leidenschaft in das Sexleben des langjährigen Ehepaares. Auch bei diesen Szenen wird draufgehalten; sie sind „nicht traditionell angelegt, sondern sehr real und dadurch verstörend“, bestätigte auch Kevin Bacon bei der Premiere im Mai in München.

Apropos, der Hollywood-Star spielt den Sex-Gott und macht dabei eine überaus gute Figur, wenn er etwa mit nacktem Oberkörper ein Lämmchen schert oder sich langsam und nackt in einen Pool gleiten lässt. Alles Fantasie-Szenen der Autorin zwar, doch das Schöne an der Serienadaption ist, auch diese mussten neben den realen Szenen gedreht werden, und so bekommen die Zuschauer sie eben zu sehen.

Wer jetzt vielleicht immer noch denkt, wen interessiert’s, wie eine Enddreissigerin Langeweile und Frust vertreibt, indem sie ihr Liebesleben mit Sexfantasien aufpeppt, dürfte sich vermutlich wundern… Einfach mal drauf einlassen – die erste Folge gibt es gratis bei Amazon zu sehen.

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