Interview mit Nik Xhelilaj: Kommt nach „Winnetou“ jetzt die grosse Karriere?

Für Pierre Brice bedeutete die Rolle des legendären Apachenhäuptlings Winnetou den grossen Durchbruch. Steht Nik Xhelilaj bald eine ähnliche Karriere bevor? Der gebürtige Albaner ist in der Neuverfilmung von Karl Mays Abenteuergeschichten in der Hauptrolle zu sehen.

Fällt der Name „Winnetou“, haben Millionen von Menschen den 2015 verstorbenen Pierre Brice vor Augen. Der französische Schauspieler spielte in insgesamt elf Karl-May-Filmen den legendären Apachenhäuptling. Fast 50 Jahre nach dem letzten Kino-Abenteuer bringt RTL pünktlich zum Weihnachtsfest eine neue „Winnetou“-Trilogie auf den Bildschirm. Den Auftakt macht „Winnetou – Eine neue Welt“ am 25. Dezember um 20:15 Uhr. Schon am 23. Dezember gibt es die Filme auf DVD und Blu-ray. Neben einem Staraufgebot aus unter anderem Wotan Wilke Möhring als Old Shatterhand, Jürgen Vogel als Joseph Rattler und Mario Adorf als Santer Senior glänzt in der Hauptrolle der bis dato noch unbekannte Nik Xhelilaj. Welchen Herausforderungen sich der 33-jährige Albaner für die Rolle stellen musste, erklärt er im Interview.

Kannten Sie „Winnetou“ bevor Sie die Rolle des Apachenhäuptlings angenommen haben?

Nein, überhaupt nicht. Erst als ich die Rolle bekommen habe, habe ich mich mit ihm beschäftigt.

Das heisst, Sie haben sich die alten Filme angesehen?

Nein, ich habe nur einen Film gesehen. Nicht weil ich es musste, sondern weil ich es wollte. Es wäre eigentlich nicht nötig gewesen, der Charakter ist in den Drehbüchern ausführlich beschrieben. Unser Autor hat drei wundervolle Geschichten geschrieben.

Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen Ihrem Winnetou und dem von Pierre Brice?

Oh mein Gott, keine Ahnung. Er ist Franzose und ich Albaner. (lacht)

Und der Franzose ist auch heute noch Kult. Hat Ihnen das Angst eingejagt?

Nein, nicht wirklich. Auch wenn ich mittlerweile weiss, wie beliebt er vor allem hierzulande war. Ich hatte auch gar nicht die Zeit, lange darüber nachzudenken. Und letztendlich ist es doch so, dass Karl May diese Figur erschaffen hat. Und ich als Schauspieler hauche ihr Leben ein. So wie andere etwa in Shakespeares Figuren schlüpfen. Es war meine Aufgabe, Winnetou zu verkörpern und nicht Pierre Brice.

Das heisst, Sie hätten ihn auch nicht um Rat gefragt, wenn er noch am Leben wäre?

Doch, warum nicht. Ich bin jemand, der gerne Ratschläge annimmt. Er hatte schliesslich jede Menge Erfahrung. Am Set habe ich Philipp Stölzl (der Regisseur, Anm. d. R.) oft um Rat gefragt. Und natürlich meinen Blutsbruder Wotan Wilke Möhring. Auch Winnetou selbst ist immer auf der Suche nach guten Ratschlägen.

Wie viel Arbeit haben Sie vor den Dreharbeiten in Ihre Figur gesteckt? Ihr Sixpack ist im Film schliesslich nicht zu übersehen…

Ja, das war harte Arbeit. Aber es hat sich gelohnt. Ich musste täglich alle drei Stunden etwas essen. Viel Proteine, Salat und Gemüse. Egal wo ich war, egal was ich gerade machte, alle drei Stunden hiess es: essen, essen, essen. Das war wirklich anstrengend. Auch das Training im Fitnessstudio war hart, aber das dauerte täglich nur eine Stunde. Fünf Wochen vor Beginn der Dreharbeiten habe ich mit dem Training angefangen.

Und wie sieht es heute mit Ihren Muskeln aus, ist noch was da?

Sie sind kleiner jetzt. Ich finde es schade, dass ich ein bisschen von meinem Sixpack verloren habe, aber sie sind ja nicht ganz weg. Ich denke, nach zwei Wochen Training wäre ich wieder in Form.

Konnten Sie schon vor den Dreharbeiten reiten oder mussten Sie es erst lernen?

Nein, ich musste es erst lernen. Das war eine weitere Herausforderung für mich. Es hat allein zwanzig Tage gedauert bis ich endlich mal galoppiert bin. Aber es hat Spass gemacht.

Was waren denn die grössten Herausforderungen für Sie?

Der Charakter selbst war eigentlich die grösste Herausforderung. Ich habe in meiner Kindheit nie Cowboy und Indianer gespielt und auch nie irgendwelche Western geschaut. Diese Welt war komplett neu für mich.

Sie leben mittlerweile in Berlin und sind eifrig dabei, Deutsch zu lernen – sicherlich auch eine Herausforderung?

Ja, es ist schwer, aber es geht langsam voran.

Wie haben Sie sich am Set mit der Crew verständigt?

Unsere Hauptsprache am Set war Englisch. Wir haben ja in Kroatien gedreht. Wenn ich so zurückdenke habe ich die ganze Zeit irgendwelche Sprachen gelernt. Deutsch, um mich mit Wotan und meinem Regisseur zu verständigen, Kroatisch mit den Einheimischen am Set und natürlich die Indianersprache.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Wotan heute, sind Sie mittlerweile Freunde?

Ja, wir haben eine grossartige Freundschaft. Gott sei Dank hat mich Philipp für die Rolle ausgewählt. Ich habe so viele tolle Leute kennen gelernt, vor allem meinen Bruder Wotan. Ich bin wirklich glücklich und dankbar darüber.

Wie sehen jetzt Ihre weiteren Karrierepläne aus, bekommen Sie dank „Winnetou“ nun mehr Angebote?

Ich bin gerade erst nach Berlin gezogen. Es ist schwierig, im Schauspielgeschäft Fuss zu fassen. Ich nutze die Zeit, mein Deutsch zu verbessern. Gerade bin ich für einen Arthouse-Film im Gespräch, aber da ist noch nichts in trockenen Tüchern. Da kann ich noch nicht wirklich viel darüber sagen. Mein Hauptaugenmerk liegt jetzt darauf, Deutsch zu lernen. Das ist mein grösstes Projekt, das wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern. (lacht)

Wer weiss, vielleicht klopft in ein paar Jahren ja Hollywood an Ihre Tür. Träumen Sie von einer grossen Hollywood-Karriere?

Ich glaube, jeder Schauspieler träumt davon, einmal ein Teil von Hollywood zu sein. Aber ich möchte im Moment noch nicht von zu hohen Zielen träumen. Aber wenn es passiert, warum nicht.

Wo werden Sie die Weihnachtsfeiertage verbringen?

Ich fliege zurück nach Tirana. Ich werde dort Weihnachten und auch Silvester feiern. Meine Sprachschule hat Urlaub und wenn ich wieder zurückkomme, heisst es weiter büffeln.

Vorheriger Artikel„Assassin’s Creed“: Das hat die Abenteuer-Action seit 2007 zu bieten
Nächster ArtikelHelfen kann so einfach sein: Promis und ihre Charity-Projekte