Mit welchen Messaging-Apps kann man verschlüsselt kommunizieren?

Messaging ist mittlerweile Kommunikationsstandard - aber es gibt Unterschiede bei der Datensicherheit.

Quelle: Antonio Guillem/Shutterstock

Wer liest meine Chats oder hört in Videoanrufen mit? Diese Frage stellen sich immer mehr Messaging-User und das Vertrauen in den marktführenden Meta-Messenger WhatsApp wird bei vielen Usern eher geringer. Aber es gibt einige Alternativen – und die Zukunft verspricht noch mehr Sicherheit.

Unglaubliche zwei Milliarden Menschen weltweit haben WhatsApp auf ihrem Smartphone installiert. Allein in Deutschland nutzen 82 Prozent der Menschen den Messenger des Facebook-Konzerns Meta. Doch immer mehr haben trotz Beteuerungen, dass alle Nachrichten, Anrufe, Fotos und Videos Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind (E2EE), Zweifel an der Datensicherheit. Immerhin befindet sich der Mutterkonzern in den USA, wo Sicherheitsbehörden vergleichsweise einfach Zugriff auf Nutzerdaten erhalten und es in der Vergangenheit immer wieder zu Datenlecks bei grösseren Firmen gekommen ist. Von dieser Unsicherheit profitieren viele kleinere, oft in der EU angesiedelte Messenger.

Telegram – beliebt, aber rechtlich kritisch

Telegram gehört global und in Deutschland zu den beliebtesten Messengern – rund 700 Millionen Menschen weltweit nutzen den Dienst regelmässig. Wie WhatsApp bietet Telegram E2EE, allerdings nur in seinen „geheimen Chats“. Um diese zu starten, müssen User auf das Stift-Symbol tippen, um eine neue Nachricht zu erstellen und dann „Neuer Geheimer Chat“ auswählen. Während Telegram durch seine vielfältigen Funktionen und grossen Gruppenchats punktet, ist die Tatsache, dass die Verschlüsselung nicht standardmässig aktiviert ist, ein Nachteil. Das, aber auch die negativen Schlagzeilen rund um verschwörungstheoretische und rechte Gruppenchats, die von Telegram nicht gesperrt werden, scheint aber an der Beliebtheit bei den Usern nichts zu ändern.

Signal – sehr sicher, aber mit relativ wenig Usern

Die Open-Source-App Signal verwendet ein eigenes Protokoll, das als Signal Protocol bekannt ist und zeichnet sich durch eine strikte Datenschutzpolitik und eine verbesserte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aus. Bei Signal ist die E2EE immer aktiviert und kann nicht deaktiviert werden. Als Favorit von Datenschutzexperten punktet Signal mit Transparenz und Sicherheit. Allerdings ist die Nutzerbasis mit rund 50 Millionen Usern im Vergleich zu WhatsApp oder Telegram deutlich kleiner, was die Kommunikation einschränken kann. Und auch hier wird, wie bei den anderen Messengern eine Telefonnummer bei Registrierung verlangt, 100 % anonym ist sie also nicht.

Threema – zu 100 % anonym

Der Schweizer Messenger Threema hat Datenschutz und Sicherheit im Fokus und bietet standardmässig Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, indem es die Open-Source-Verschlüsselung namens NaCl (Networking and Cryptography library) nutzt. Ein Pluspunkt ist, dass man bei Threema als einzigem Messenger keine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse benötigt. Der Nachteil könnte die vergleichsweise geringe Nutzerzahl sein, was die Kommunikation mit Kontakten einschränken kann – die Zahl ist nicht offiziell bekannt, liegt aber Schätzungen zufolge bei rund elf Millionen v.a. im deutschsprachigen Raum. Und die hohe Sicherheit geht auf Kosten der einfachen Handhabung, beispielsweise bei einem Handy-Wechsel, der durch ausschliesslich lokale Backups kompliziert wird. Auch kostet Threema als einer der wenigen sicheren Messenger Geld: aktuell 3,99 Euro.

iMessage – gute Lösung, aber nur für Apple-Nutzer

Apples eigener Messaging-Dienst nutzt das sogenannte „Secure Enclave“-System und bietet automatische E2EE zwischen Apple-Geräten. Das macht iMessage zu einer sicheren Option für Apple-Nutzer, lässt aber Besitzer von Android- oder anderen Geräten aussen vor. Ebenfalls problematisch: Durch die automatischen Backups in die iCloud landet auch der individuelle Sicherheitsschlüssel bei Apple – dort wäre er theoretisch von Hackern zu erbeuten, wie es in der Vergangenheit mit anderen privaten Daten wie Fotos und Videos gelegentlich passiert ist.

Wire – klein, aber datenschutztechnisch fein

Wire verwendet das Proteus-Protokoll, eine Weiterentwicklung des Signal-Protokolls, und bietet Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Textnachrichten, Sprach- und Videoanrufe, Bilder und Dateien. Besonders attraktiv ist Wire durch die Ausrichtung sowohl auf private als auch geschäftliche Nutzung, viele Konzerne und auch staatliche Organisationen nutzen bzw. empfehlen den Messenger ihren Mitarbeitern. Allerdings ist die App mit nicht mal einer Million Nutzer kaum verbreitet, was wiederum die Kommunikationsmöglichkeiten mit dem eigenen Freundeskreis einschränken kann.

Wisper – die Zukunft des verschlüsselten Messagings?

Vielversprechend klingt in Sachen Verschlüsselung auch die Ankündigung des Messengers Wisper. Die Macher der App versprechen sogar, dass die Daten vor den Geheimdiensten sicher sind. Der Grund: Ein Quantenzufallszahlengenerator (QRNG) erzeugt individuelle Sicherheitsschlüssel für jeden User. Dadurch sollen die Nachrichten und Anrufe, aber auch ausgetauschte Daten auch in Zukunft sicher sein – wenn die zugrundeliegende Quantentechnologie dazu genutzt werden könnte, die bislang als sicher geltenden Verschlüsselungen von WhatsApp, Signal und Co. zu knacken. Die App gibt es derzeit nur für Unternehmenskunden, private User müssen sich noch ein wenig gedulden. Wisper plant aber einen Rollout für Privatnutzer noch in diesem Jahr.

Fazit

Die Wahl des richtigen Messengers hängt von Ihren individuellen Anforderungen und Prioritäten ab. Wer WhatsApp den Rücken kehren will, kann sich zwischen aktuellen Alternativen wie Signal, Threema oder Wire entscheiden, als Apple-Nutzer auch für iMessage. Telegram ist aufgrund seines Umgangs mit rechtlichen Themen nur bedingt zu empfehlen. Und oft ist auch die Frage, in welchem Netzwerk sich die meisten Freunde und Verwandten tummeln – was auch bei der zukünftigen App Wisper ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg sein wird. Wichtig ist auf jeden Fall, sich über die Verschlüsselungsmethoden der einzelnen Dienste zu informieren und sicherzustellen, dass die Verschlüsselung aktiviert wird, wo sie nicht ohnehin standardmässig eingeschaltet ist.

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