Panzar: Der Magierin neue Kleider

Wer in Team Fortress vor lauter Hüten das Spiel nicht mehr sieht, sollte einen Blick auf Panzar werfen. Orks ersetzten dort Heavies und statt Flammenwerfer werfen Magierinnen Feuer. Hosenzwang gibt es keinen, nur werden Kleider mit der Zeit dennoch unumgänglich.

In Tanga und BH steht sie vor mir, meine Feuermagierin. Lasziv schwenkt sie ihre Pobacken, während sie über das Schlachtfeld rennt, wohl wissend, dass ich sie nur von hinten betrachten kann. Sie lässt Feuer auf gestandene Orks regnen und verhaut Schurken mit ihrem Zauberstab, nur den Weg zum nächsten Kleiderladen scheint sie nicht zu finden. Also gebe ich mir eine Quest: Ich werde nicht ruhen bis meine Magierin etwas Anständiges zum Anziehen hat. Bald merke ich jedoch, dass dies sich zu einer langwierigen und kostspieligen Angelegenheit entwickelt.

Panzar ist ein bisschen was von allem: FPS-Shooter (man braucht Zielwasser, denn ein Rückentreffer gleicht einem Headshot), RPG (Orks schwingen Keulen, Elfen zaubern und Zwerge bauen krude Apparate) und MMO (Level und Items sind alles, was zählen). Auf den ersten Blick fürchtet man fast wieder ins PVP System von World of Warcraft gefallen zu sein. Besonders die Arena Kämpfe fand ich damals wenig unterhaltsam, da man einfach nur seine abgesprochenen Knöpfe gedrückt hat. Natürlich drückt man auch in Panzar nur Knöpfe, aber immerhin muss man dabei mit der Maus noch auf seine Gegner zielen. So kämpft man in verschiedenen Spielmodi wie King of the Hill oder Capture Point in Teams von zehn um Ruhm und Erfahrungspunkte.

Wie immer in teambasierten PVP Spielen kann das eine sehr unterhaltsame oder frustrierende Erfahrung sein. Hat das eigene Team einen Healer und einen Tank, die sich auf die Missionsziele stellen, ist der Sieg fast gewiss. Besteht das Team nur aus Roxxor-Schurken, die unsichtbar über die Map rennen, kann man sich geradeso gut afk in die Basis stellen.

Überteuerte Markenkleider

Leider gerät in Panzar langfristig der für FPS Titel so wichtige Skillfaktor immer mehr ins Abseits. Den mit höherem Level erhält man mehr Zauber und auch die Items mit Attributswerten fallen immer mehr ins Gewicht. Zwar findet man nach jedem Match Materialien, mit denen man irgendwann sein Wunschitem herstellen kann. Ohne kostenpflichtige Beschleunigung dauert das dann jedoch noch etliche Stunden. So ist auch der Versuch von Entwickler Troxit Service aus Panzar einen kompetitiven Titel zu machen, zum Scheitern verurteilt. Die Turniere, bei denen man einen Haufen In-Game Währung gewinnen kann erscheinen sinnlos, da man um diese zu gewinnen schon einen noch grösseren Haufen Währung ausgegeben haben muss.

Meine Magierin läuft deshalb immer noch halb nackt rum, da das Spiel zu einem Grindfest verkommt, wenn man sich keinen premium Account zulegt. Doch bevor jetzt Internetfeministinnen Panzar boykottieren – auch Männer sind mit Waschbrettbäuchen und Armen wie Baumstämme in ihren Proportionen unrealistisch dargestellt. Immerhin achtet Panzar in der Geschlechterfrage auf das Balancing.

Fazit

Panzar ist ein schmuck anzusehendes PVP Spiel für zwischendurch. Es bietet einen spannenden Mix aus verschiedenen Genres, ein gutes Kampfsystem und interessante neue Klassen (wie etwa Zwerge auf Gatling Gewehren). Auch die Maps sind abwechslungsreich: Mal kämpft man auf einer Baumfestung, mal auf einem fahrenden Zug. Leider nimmt mit der Zeit das Pay2Win Modell überhand. Um auf dem Itemlevel der Gegenspieler zu bleiben, werden In-Game Käufe fast unumgänglich.

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