Gomo: Alles für den Hund

Die Entführung des Lieblingshundes kann einem gehörig den Tag vermiesen. Stürze, Stromschläge, Raufereien, ja gar eine Atomexplosion muss Gomo überstehen, um seinen geliebten Dingo zu retten. Eulen, Aliens und ganze Planeten gehen dabei sprichwörtlich vor die Hunde.

Daedalic Entertainment, der Publisher hinter Point-and-Click-Hits wie Machinarium und Journey of a Roach, trifft mit Gomo erneut ins Schwarze. Das Erstlingswerk des slowakischen Indie-Studios Fishcow erschafft eine hinreissend skurrile Welt, eine Mischung aus Steampunk, Märchen und schrägem Humor. Darin lebt Gomo, allem Anschein nach ein leicht verwirrtes Stofftier. Gomo ist schelmisch, neugierig und manchmal etwas unüberlegt. Er streichelt gerne fleischfressende Pflanzen und haut auch mal auf übergrossen Robotern herum. Dabei spricht er kaum ein Wort und wächst einem trotzdem rasch ans Herz.

Das Gameplay ist das eines klassischen Point-and-Click-Adventures. Durch Lösen von Rätseln findet man Gegenstände, die dem Lösen weiterer Rätsel dienen. Die Komplexität von Gomo bleibt jedoch weit hinter der eines Machinarium zurück. Alle Rätsel sind innert weniger Minuten lösbar. Durch diese Einfachheit entgeht das Spiel der Absurditätsfalle von Puzzlern wie Anna, verliert jedoch einiges an Reiz für den ambitionierten Spieler.

Ein kurzes Vergnügen

Natürlich wollen nicht alle Spieler Komplexität. Auch ein simples Spiel kann für stundenlanges Vergnügen sorgen. Doch genau da liegt der Hund begraben, denn Gomo ist in knapp einer Stunde durchgespielt. Fishcow muss sich dessen bewusst gewesen sein: Drei freischaltbare Minigames versuchen, den Inhalt etwas zu strecken. Doch das hilft nur wenig. Für seinen Preis von 7.99 Euro bleibt das Spiel schlichtweg zu kurz. Die knappe Spielzeit und die übersimplen Puzzles könnten den Verkaufszahlen schaden, was für ein junges Indie-Studio mit begrenztem Budget gefährlich ist.

Trotz allem kann man Fishcow keine Faulheit vorwerfen. Jede liebevoll von Hand gezeichnete Sequenz zeugt von einer grossen Liebe zum Detail. Der Sound sitzt perfekt. Die Puzzles, simpel wie sie sind, weisen keine der genretypischen Designfehler auf – in Sachen Sorgfalt könnte das kleine Studio den einen oder anderen AAA-Giganten eines Besseren belehren.

Gomo ist vom Menü bis zu den Credits mit merkbar viel Herzblut gemacht. Der Artstyle erinnert an Zeichnungen eines künstlerisch begabten Kindes, das sich in einer langweiligen Schulstunde in seine Tagträume flüchtet. Darin sind die Zusammenhänge nicht immer komplett logisch, die Orte oft bizarr und das Geschehen liegt zur Interpretation frei – wie es sich für eine Traumwelt gehört. Warum kämpft am Horizont Rotkäppchen mit einem Lichtschwert gegen den bösen Wolf? Wir werden es wohl nie erfahren.

Fazit

Gomo ist erhältlich auf Steam und GoG. Das einfache Gameplay und die schlichte Grafik machen es zu einem sehr guten Kandidaten für einen Port auf mobile Plattformen. Zwar ist Gomo für ein Point-and-Click-Adventure sehr kurz und simpel, aber was es macht, macht es richtig. Die Spielwelt ist skurill und vielfältig, der Artstyle begeistert durch Details und comichafte Ausdruckskraft und der Sound ist ebenso fröhlich wie exzentrisch. Wenn Fishcow dieselbe Kreativität und dasselbe Herzblut in ihre zukünftigen Titel stecken, werden wir noch Grosses von ihnen hören.

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