„King Arthur“ von Guy Ritchie: Bube, Dame, König, Artus

Guy Ritchie hat sich mit vielen Filmen einen guten Namen machen können. „King Arthur: Legend of the Sword“ wird sich nicht dazugesellen.

Dass Guy Ritchie die berühmte Guy-Ritchie-Formel auch erfolgreich in einem altertümlichen Umfeld anwenden kann, hat er mit seinen beiden „Sherlock Holmes“-Filmen bewiesen. Dementsprechend neugierig liess die Ankündigung Cineasten aufhorchen, er wolle sich als nächstes den Mythos um König Artus (walisisch Arthur) und dessen Schwert Excalibur vorknöpfen. Rasante Wortgefechte à la „Snatch“ treffen auf die Ritter der Tafelrunde, epochale Schlachten und Zauberer Merlin? Während das alles auf dem Papier interessant klingt, lädt seine Tafelrunde leider nicht zum Kino-Schmaus ein – und endet in einem Fiasko.

Zu Grossem geboren

Eigentlich ist dem kleinen Jungen Arthur die Rolle vorbestimmt, eines Tages als König von England am Hof von Londinium (das heutige London) zu herrschen. Doch sein Onkel Vortigern (Jude Law) ist über diese Thronfolge wenig erfreut und zettelt in Camelot eine handfeste Rebellion an, bei der Arthurs Vater Uther Pendragon (Eric Bana) den Tod findet. Zwar kommt dessen Nachwuchs mit dem Leben davon, Arthur wächst aber in der dreckigsten Gosse der Stadt auf – ohne von seiner Bestimmung zu wissen.

Jahre ziehen ins Land. Aus dem Waisenjungen ist ein mit allen Wassern gewaschener, kampferprobter Mann (Charlie Hunnam) geworden. Einzig seine nächtlichen Alpträume lassen ihn über seine Vergangenheit rätseln. Viel Zeit zu grübeln hat er aber nicht, denn König Vortigens Schreckensherrschaft hat das Land längst fest im Griff. Wohl wissend, dass der rechtmässige König noch immer irgendwo da draussen sein könnte, setzt der Despot alles daran, seinen Neffen ausfindig zu machen. Helfen soll ihm dabei ausgerechnet Excalibur, das seit Jahren unverrückbar in einem Felsen steckt – schliesslich kann nur ein ganz bestimmter Mann das Schwert aus dem Stein ziehen…

Bombast ab der ersten Sekunde

Auf welchen Ritt Herr Ritchie in den kommenden 120 Minuten einlädt, das bekommen die Zuschauer quasi mit der zweiten Einstellung des Films eingetrampelt. „King Arthur: Legend of the Sword“ startet mit einer bildgewaltigen Schlacht samt hochausgrosser Elefanten, die sich nicht vor den Olifanten aus „Herr der Ringe“ verstecken müssen. Überhaupt kann und will sich der Film eines gewissen Tolkien-Vibes nicht erwehren. Spätestens, wenn sich Arthur im Laufe der Geschichte eine Magierin (Astrid Bergès-Frisbey), ein Meister-Bogenschütze („Game of Thrones“-Ekel Aidan Gillen) und eine Handvoll andere Recken anschliessen. Im Wissen, dass (bei dem nötigen Kassenerfolg) eine Filmreihe aus dem Stoff entstehen soll, hätte der Film auch „King Arthur: Die Gefährten“ heissen können.

Neudeutsch kann man „King Arthur“ durchaus auch als „Origin Story“ bezeichnen, für gewöhnlich im Comic-Genre verortet. Aus der europäischen Sagengestalt macht Ritchie in der Tat eine Art Superhelden, der ähnlich Marvels Thor als einziger mit einer sagenumwobenen Waffe umgehen kann. (Auch wenn man fairerweise der Artus-Sage zugestehen muss, zuerst dagewesen zu sein – ab dem 9. Jahrhundert.) Wer nun also dachte, Ritchie würde die Artus-Sage in ein realistisches, bodenständigeres Setting einbetten, der wird ab der ersten Sekunde eines Besseren belehrt.

Genremix misslungen

In Aktion zeigt sich, dass Ritchies Regiestil nur bedingt kompatibel mit der Artus-Sage ist. Zu oft wendet er seine gängigen Erzählweisen mit vielen Schnitten an, zu konstruiert wirken die schelmischen Wortgefechte aller beteiligten Personen. Es wirkt zumeist so, als habe er einen seiner Protagonisten aus „Snatch“ oder „Bube, Dame König, grAs“ einfach in eine Zeitmaschine gesteckt und gen Camelot geschickt. Doch was bei „Sherlock Holmes“ noch klappte, wirkt hier oft befremdlich. Vielleicht ist man zudem von nunmehr sechs Staffeln „Game of Thrones“ so verwöhnt, so anspruchsvoll geworden, dass einem das übernatürliche Mittelalter-Setting eines „King Arthur“ nicht mehr hinter dem Ofen hervor locken kann.

Doch einzig die Mittelalter-Überdrüssigkeit als Grund anzuführen, warum „King Arthur“ fast alles schuldig bleibt, wäre zu einfach. Dafür macht der Streifen schlichtweg zu viele Dinge falsch. Da wäre zum einen das Finale des Films, an Sinnfreiheit kaum zu überbieten. Klar ist der Effekt schön, wenn die Magierin eine gigantische und übermächtige Schlange beschwört, um die Burg des Bösewichts zu stürmen. Aber warum nur hat sie das nicht schon zuvor gemacht, um den Protagonisten all die Widrigkeiten bis zu diesem Punkt zu ersparen?

Für einen netten Effekt stellt der Film ein ums andere Mal seine Handlung ad absurdum. Das alles gipfelt schliesslich in einem Showdown, der so sagenhaft over the top ist, dass er selbst für Michael Bay zu dümmlich wäre. Okay, das vielleicht nicht. Aber fast.

Eine schwere Bürde

Man kann dabei den Schauspielern keinen grossen Vorwurf machen. Hauptdarsteller Hunnam bleibt zwar meist blass, an ihm liegt das aber nicht. Auch Eric Bana macht eine gewohnt gute, wenn auch leider viel zu kurze Figur – eine Rüstung steht diesem Mann einfach. Die meiste Mühe aber gibt sich Jude Law als Bösewicht Vortigen. Sein übertriebenes Wechselspiel aus weinerlichem Feigling und diabolischem Herrscher könnte zwar im Lexikon unter „Overacting“ stehen, hat aber die mitunter eindringlichsten Momente des Films für sich gepachtet. Leider verzichtet der Film im Finale aber auf ihn und setzt stattdessen auf eine generische Gruselgestalt, die es in einem Videospiel bestenfalls zu einem Zwischenboss geschafft hätte.

Fazit:

Nein, Herr Ritchie, das war nichts. Die zahlreichen guten Ansätze erstickt der Film zur rechten Zeit selbst im Keim, spätestens das Ende von „King Arthur: The Legend of the Sword“ ist nicht minder als eine Frechheit. Dann lieber noch einmal einen „Game of Thrones“-Marathon einlegen, den Film „Excalibur“ von 1981 nachholen, oder sich bei „Die Ritter der Kokusnuss“ schlapplachen.

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