„Tränen sind geflossen“: Verena Altenberger über ihr „Polizeiruf“-Ende

Quelle: BR/Amalia Film und Dragonbird Films/Sabine Finger

Verena Altenberger begräbt mit dem „Polizeiruf 110: Paranoia“ ihre Rolle der Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff. Wie der letzte Drehtag für die Schauspielerin abgelaufen ist und was sie als Andenken vom Set mitgenommen hat, verrät sie im Interview.

Vier Jahre lang schlüpfte Verena Altenberger (35) für den Münchner „Polizeiruf 110“ in die Rolle der Ermittlerin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff. Vergangenen Sommer kündigte die österreichische Schauspielerin ihren Abschied von der Krimiwelt an. Mit dem „Polizeiruf 110: Paranoia“ flimmerte am heutigen Sonntag (11. Juni, das Erste) ihr letzter Fall über die Bildschirme.

Der Dreh fand bereits im November 2022 statt. „Ich hatte eineinhalb Jahre Zeit, mich mit der Tatsache anzufreunden, dass es mein letzter Fall ist“, erzählt Altenberger. Die Entscheidung, sich vom „Polizeiruf“ zu verabschieden, finde sie auch immer noch richtig. „Aber auch immer noch traurig.“ Ob es eine grosse Abschiedsfeier gegeben hat, was sie am meisten vermissen wird und was sie von ihrer Nachfolgerin Johanna Wokalek (48) hält, verrät sie im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Der „Polizeiruf 110: Paranoia“ ist Ihr letzter Fall als Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff. Inwiefern habe Sie sich schon von Ihrer Figur und der Krimiwelt verabschiedet? Können Sie es schon realisieren?

Verena Altenberger: Ja, das hat aber zeitliche Gründe. Die Entscheidung steht schon länger und war intern auch schon relativ lang kommuniziert. Auch die Öffentlichkeit weiss schon eine Weile Bescheid. Dazu kommt: Der Dreh war im November. Es ist also schon viel Wasser den Fluss hinuntergelaufen. Ich hatte eineinhalb Jahre Zeit, mich mit der Tatsache anzufreunden, dass es mein letzter Fall ist. Ich finde die Entscheidung immer noch richtig, aber auch immer noch traurig.

Es gibt ein paar extreme Szenen in dem Film. Waren sie körperliche herausfordernd? Oder auch emotional, weil es der letzte Fall war?

Altenberger: Körperlich war es ein bisschen herausfordernd, wobei die Stunts für meine Verhältnisse absolut im Rahmen waren. Ich bin froh, dass ich als Bessie viele Stunts machen durfte. Ich mag es, wenn ich mich körperlich auspowern kann. Auf Baugerüsten herumturnen – das ist mein Ding (lacht). Emotional finde ich es immer herausfordernd. Bessie ist sehr empathisch, ich muss also auch immer durch die Gefühle der anderen durch.

Wie emotional war der letzte Drehtag für Sie?

Altenberger: Sehr emotional. Letzte Drehtage sind etwas Furchtbares, bei jedem Projekt. Aber beim letzten „Polizeiruf“ war es nochmal eine Schippe obendrauf. Es gibt etwas, das nennt sich Premierenloch. Am Theater hat man es nach der Premiere und beim Film nach dem letzten Drehtag. Nach dieser Hochphase, wo so viel Adrenalin, Aufregung und Konzentration im Spiel ist und man jeden Tag funktionieren muss, kommt erst mal eine grosse Leere und Traurigkeit. Ich bin immer die Spielverderberin auf den Abschlusspartys. Ich sitze melancholisch in der Ecke und muss mich motivieren zu tanzen.

Was werden Sie am meisten am „Polizeiruf“ vermissen?

Altenberger: Das Grossartige ist, dass der „Polizeiruf“ kein fixes Team hat. Dadurch begegnet man den Leuten immer wieder, weil sie ganz viele andere Projekte haben. Ich habe beispielsweise mit dem Regisseur Dominik Graf und der Redakteurin Claudia Simionescu schon wieder gearbeitet. Man trifft sich immer wieder bei anderen Projekten und deswegen kann ich zum Glück gar keinen vermissen. Ich werde aber die Rolle vermissen. Ich habe Bessie wahnsinnig liebgewonnen und es war schön, sie zu spielen. Aber ich hatte auch einen Aha-Moment an einem der letzten Drehtage: Ich habe Bessie erfunden, wenn ich sie sehr vermisse, kann ich sie wieder hervorholen.

Haben Sie sich ein Andenken vom Set mitgenommen?

Altenberger: Ich nehme immer eine Kleinigkeit vom Set mit. Dieses Mal habe ich Bessies Brille bekommen, die sie trägt, wenn sie am Computer arbeitet.

Ist das dann eine Art Glücksbringer? Oder sind es Gegenstände, um sich an die Zeit zurückzuerinnern?

Altenberger: Manches verwende ich im Alltag, zum Beispiel eine schöne Bluse. Manchmal sind es unpraktische Dinge, die man nur wegräumen kann. Aber irgendwie ist es lustig, sie zu haben. Ich hatte zum Beispiel bei den Salzburger Festspielen in meiner Rolle ein Cape an. Das habe ich danach geschenkt bekommen, was sehr nett war. Aber ich kann es vermutlich niemals anziehen (lacht).

Wurde Ihr Abschied gross mit dem Team gefeiert?

Altenberger: Ja, aber nicht mit allen, die jemals in einem Fall mitgespielt haben. Das hätte den Rahmen des Machbaren gesprengt. Es wäre eine eigene Gala gewesen (lacht). Aber es ist üblich, nach den letzten Drehtagen ein Abschlussfest zu feiern. Das gibt es eigentlich bei jedem Projekt. Es ist unterschiedlich, was auf den Festen geboten wird. Manchmal gibt es ein Best-of von den Outtakes oder schon einen kurzen Trailer. Ich glaube, beim letzten „Polizeiruf“ gab es keine Videos.

Wie war der Abschied von den Kollegen, unter anderem von Stephan Zinner?

Altenberger: Es war alles sehr herzlich, es gab sehr lange Umarmungen. Es sind auch ein paar Tränen geflossen. Schreiben Sie: „Stephan Zinner hat sehr geweint.“ (lacht)

Welchen Moment oder welche Szene aus Ihrer „Polizeiruf“-Zeit werden Sie nie vergessen?

Altenberger: Ich werde vieles in Erinnerung behalten. Am Anfang hatte ich echt Schiss, ich sollte schliesslich von Matthias Brandt übernehmen und war lang die einzige allein ermittelnde Kommissarin. Man kann die Verantwortung also nicht abwälzen, sondern man steht allein da, wenn das Ding floppt. Das redet man sich zumindest ein. Ich hatte grosse Angst und mein erster Krimi war total ungewöhnlich. Da wurde der Fall mithilfe von Hypnose gelöst. Ein paar Tage vor Drehbeginn hatte ich richtig Panik. Der Regisseur Florian Schwarz sagte zu mir: „Ach komm, wenn wir an die Wand fahren, dann wenigstens mit vollem Karacho. Sonst macht es keinen Spass.“ Das war für mich ein mutmachender Einstieg. Den Fall „Frau Schrödingers Katze“ werde ich auch nicht vergessen. Dadurch habe ich München nochmal von einer anderen Seite gesehen. Das war auch unser Anspruch im „Polizeiruf“: Nicht nur das schöne München zeigen, sondern auch die Abgründe und Unebenheiten. Und natürlich die Arbeiten mit Dominik Graf!

Werden Sie München vermissen?

Altenberger: Total. Ich war sehr gerne in München. Aber das Grossartige ist: Ich fahre einfach hin, wenn ich die Stadt vermisse.

Haben Sie auch persönlich aus dieser Zeit beim „Polizeiruf“ etwas mitgenommen?

Altenberger: Es waren die letzten vier Jahre meines Lebens. Es ist sehr viel passiert, mein Leben hat sich komplett verändert. Auch wenn sechs Fälle nach keiner wahnsinnig langen Zeit klingen – für mich ist es quasi ein Drittel meiner gesamten bisherigen Karriere.

Mit wem werden Sie sich Ihren letzten „Polizeiruf“ ansehen? Allein, mit der Familie oder mit Freunden?

Altenberger: Ich habe ihn schon zweimal gesehen. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob ich ihn mir noch ein drittes Mal anschaue. Nicht, weil ich ihnen nicht mehr sehen will, aber ich weiss noch nicht, wo ich dann gerade bin und wie das Wetter sein wird (lacht).

Das Ende Ihres letzten Falls lässt einiges offen. Eine Hintertür für ein mögliches Comeback?

Altenberger: Mein Vorschlag wäre gewesen, Bessie wird von der guten Ermittlerin zum Racheengel und bringt selbst jemanden um. Aber das wollten die Verantwortlichen wohl nicht… Ich habe für mich aber eine sehr klare Entscheidung getroffen und die so gespielt. Deshalb ist für mich das Ende auch nicht offen.

Ihre Nachfolgerin ist Johanna Wokalek als Kriminalhauptkommissarin Cris Blohm. Können Sie Ihr einen Tipp mit auf den Weg geben?

Altenberger: Johanna Wokalek muss man keine Tipps geben. Ihr muss man nur sagen: „Ich liebe dich, du bist so eine fantastische Schauspielerin. Es ist so unfassbar cool, dass du meine Nachfolgerin bist.“

Was steht bei Ihnen in Zukunft an? Gibt es schon ein spruchreifes, neues Projekt?

Altenberger: Ich habe zwei kleinere Herzensprojekte abgedreht. Ich bin Teil eines deutschen Kinofilms namens „Im Rosengarten“ von Leis Bagdach mit Kostja Ullmann. Zudem bin ich in der neuen „Kafka“-Serie von David Schalko zu sehen. Bald beginnen die Arbeiten an einem anderen deutschen Kinofilm, darauf freue ich mich sehr. Im Herbst werde ich meine erste grössere Rolle in einem internationalen Projekt übernehmen. Für den Spätherbst gibt es zudem eine Theateranfrage.

Das klingt nach einem sehr vollen Terminkalender?

Altenberger: Ja, aber es geht. Ich habe mir für 2023 vorgenommen, mir mehr Ruhe zu gönnen. Das habe ich auch gemacht. Jetzt scharre ich schon mit den Hufen und will wieder loslegen. Die Batterien sind voll aufgeladen.

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