Zehn Jahre Eberhofer: Sebastian Bezzel und Simon Schwarz ziehen Bilanz

Sebastian Bezzel (r.)

Quelle: Constantin Film Verleih / Bernd Schuller

Vor zehn Jahren lief die erste Eberhoferkrimiverfilmung im Kino. Nun steht „Rehragout-Rendezvous“ an. Die Hauptdarsteller Sebastian Bezzel und Simon Schwarz ziehen im Interview Bilanz und erzählen, was sich hinter den Kulissen verändert hat. Doch eine Frage lassen sie offen.

Die märchenhafte Erfolgsgeschichte der kultigen Eberhoferkrimis (seit 2010) von Schriftstellerin Rita Falk (59) wird in dieser Woche (10.8.) mit dem Kinostart von „Rehragout-Rendezvous“ fortgesetzt. Mit „Dampfnudelblues“ (2013) kam vor zehn Jahren die erste Verfilmung der Buchreihe in die Kinos.

Gross gefeiert wurde das Jubiläum bislang noch nicht, wie die beiden Hauptdarsteller Sebastian Bezzel (52) und Simon Schwarz (52) der Nachrichtenagentur spot on news im Interview bestätigen. „Vielleicht kommt es ja noch“, sagt Schwarz. „Wir feiern sowieso immer“, scherzt Bezzel und erklärt: „Wir drehen viel zusammen, machen jetzt zum siebten Mal die Kinotour und sitzen auch oft in Hotelzimmern beieinander. Ausserdem machen Simon und ich die BR-Dokureihe ‚Grenzgänger‘ gemeinsam. Vergangene Woche war die Premiere, bei der fast alle da waren. Sprich, wir sehen uns so oft, dass es eigentlich keine grosse Feier braucht.“

Unglaubliche Erfolgsgeschichte

Mit dem grossen Erfolg der inzwischen neun Filme konnte vor zehn Jahren keiner rechnen. Die Kultfilmreihe um den Niederkaltenkirchener Dorfpolizisten Franz Eberhofer (Bezzel) und seinen Ex-Kollegen, Privatdetektiv Rudi Birkenberger (Schwarz), fing ganz klein an. „Eigentlich sollte es ja nur ein Fernsehfilm werden. Wenn uns das jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, als ‚Dampfnudelblues‘ beim Filmfest München gezeigt wurde, das hätte keiner geglaubt“, sagt Bezzel. Zumal ihn in jenem Sommer eigentlich viele andere Dinge beschäftigten:

„Mein Sohn war damals schon ein bisschen älter, aber meine Tochter war erst ein paar Monate alt. Wir sind gerade umgezogen und ich hatte eine Meniskus-OP hinter mir… Da war der Film fast ein bisschen Nebensache“, gibt er zu. Irgendwann seien dann aber die Anrufe gekommen, dass der Film ziemlich erfolgreich sei und es noch einen geben soll. Doch „auch beim ‚Winterkartoffelknödel‘ (2014) habe ich es noch nicht kapiert“, so Bezzel. „Beim dritten Film, ‚Schweinskopf al dente“ (2016), wurde es uns dann so langsam bewusst, als wir zum ersten Mal die grosse Kinotour gemacht haben und diesen unglaublichen Fan-Kontakt hatten… Der Rest ist Geschichte.“

Auch für Simon Schwarz war der Erfolg nicht programmiert. „Nein. Null. Das hat keiner gedacht. Es hat ja als Fernsehfilm angefangen und ein bayerischer Kinobetreiber hatte dann die Idee, den Film im Sommer im Kino zu zeigen. Er hat es einfach ausprobiert und so um die 500.000 Zuschauerinnen und Zuschauer haben sich locken lassen. Danach hat Constantin Film die Eberhoferverfilmungen für das Kino produziert und ab dem dritten Jahr gab es dann auch die Kinotour mit uns Schauspielerinnen und Schauspielern. Von da an wurde es jedes Jahr erfolgreicher“, sagt er.

Wie hat sich das Team hinter den Kulissen verändert?

Der Eberhoferkrimi-Cast ist in den vergangenen zehn Jahren fast gleichgeblieben. Doch wie sieht es hinter den Kulissen aus? Was hat sich da verändert? Gab es Hochzeiten, Babys, Todesfälle? „Robert Falk, der Ehemann von Rita Falk, ist Anfang Juli 2020 gestorben. Er hat uns lange begleitet und war bei jeder Kinotour dabei. Das war das einschneidendste und traurigste Ereignis. Das hat uns alle sehr getroffen“, sagt Simon Schwarz. Damit nicht genug: „Unsere BR-Redakteurin Stephanie Heckner, die uns von Anfang an begleitet hat, ist dieses Jahr gestorben. Auch das war schlimm.“ Ihr wurde „Rehragout-Rendezvous“ im Übrigen auch gewidmet.

Im Abspann zu „Kaiserschmarrndrama“ (2021) wurde zudem von Hund Joker Abschied genommen, der in den Filmen als Eberhofers Liebling Ludwig zu sehen war. Der Filmhund war Ende Juni 2021 überraschend verstorben, wie auf seiner Fanpage bekannt gegeben wurde. In „Guglhupfgeschwader“ (2020) stieg dafür der dreibeinige Hundekollege Xaver als „Hinkelotta“ ein.

Doch es gibt auch schöne Nachrichten von hinter den Kulissen: „Babys kamen tatsächlich auch zur Welt, da weiss ich jetzt aber nicht wie viele. Bei Pixar werden im Abspann ja immer die Babys genannt, die während der Arbeit am Film auf die Welt gekommen sind, und die Hochzeiten. Das ist schon eine sehr schöne Idee“, so Schwarz. Generell habe sich die Crew bei den Eberhoferfilmen immer wieder verändert, nur wenige seien von Anfang an dabei. Das bestätigt auch Bezzel: „Produzentin, Schauspielerinnen und Schauspieler und der Standfotograf sind nahezu unverändert geblieben. Ansonsten war es hinter der Kamera bis auf einige wenige Teammitglieder ein Kommen und Gehen. Ich habe vor kurzem einen ‚München Mord‘-Krimi gedreht, bei dem ich die meisten vom Team kannte, weil er oder sie irgendwann mal bei einem Eberhofer mitgearbeitet haben. Das war sehr schön.“

Rita Falks letzter Krimi ist fertig – wie geht es mit den Filmen weiter?

Anders als es vielleicht den Anschein hat, wussten Bezzel, Schwarz und Co. trotz des grossen Erfolgs der Lokalkrimireihe nie, ob es weitergehe. „Auch jetzt wissen wir das nicht“, sagt Schwarz. Feststeht nur: „Dieses Jahr wird kein neuer Eberhoferkrimi gedreht. Es gibt kein Buch, das verfilmt werden könnte. Rita Falk stellt ja erst diesen Herbst ihren neuen Roman ‚Steckerlfischfiasko‘ vor“, fasst der gebürtige Wiener zusammen. Besagter Lokalkrimi soll Falks vorerst letzter Eberhoferkrimi in Buchform sein, wie sie bereits im vergangenen Jahr ankündigte.

Auch Sebastian Bezzel weiss nicht, ob es schon Pläne für einen nächsten Eberhoferkrimi als Film gibt. Dennoch stimmt er keine traurigen Töne an. „Es war aber ohnehin generell so, dass bei den Eberhoferfilmen immer von Dreh zu Dreh gedacht wurde. Kurz nach der Premiere haben wir in den letzten Jahren immer das Drehbuch zum nächsten Film bekommen. Dieses Mal ist es nicht so. Ich glaube dennoch, dass es weitergeht“, zeigt er sich zuversichtlich.

Wie genau es weitergehen könnte, „davon müssen wir uns alle überraschen lassen“, so der bayerische Schauspieler. Für ihn ist die Sachlage aber klar: „Das ganze Konstrukt, die Figuren, der Ort – das alles ist so gebaut, dass wir auch in 20 Jahren den nächsten drehen könnten. Dann ist Paul vielleicht Mitte 20 und Polizist. Der Opa ist uralt und kifft immer noch. Der Flötzinger geht immer noch in den Swinger-Club, obwohl er inzwischen eine künstliche Hüfte hat“, orakelt er. Voller Vorfreude schiebt er hinterher: „Ich konzentriere mich jetzt einfach auf den aktuellen Film und die Kinotour…“

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