Florian David Fitz: „Ich bin ein Fussball-Alien“

Florian David Fitz ist seit dem 28. September in „Wochenendrebellen“ wieder auf der Leinwand zu sehen. Die Geschichte erzählt von einem autistischen Jungen und seinem Vater, die nach einem Lieblingsfussballverein suchen. Im Interview mit spot on news bezeichnet er sich selbst als „Fussball-Alien“.

Aktuell ist der neue Kinofilm „Wochenendrebellen“ deutschlandweit in den Kinos zu sehen. Florian David Fitz (48) spielt darin Mirco, den Vater eines autistischen Jungen. Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, erzählt von dem zehnjährigen Jason, dem ein Wechsel auf eine Förderschule nahegelegt wird. Doch seine Eltern möchten alles tun, um ihn an seiner Schule zu halten.

Entstanden ist ein Film, der auf humorvolle Weise von einer bewegenden Familiengeschichte erzählt. Und auch für Florian David Fitz war diese Rolle mit ganz neuen Eindrücken verbunden: Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät der Schauspieler, wie er sich für eine Rolle entscheidet, warum man mit Kindern oft auch traditioneller wird und warum er sich selbst als „Fussball-Alien“ sieht.

Mirco, der Vater des Films, erinnert an einen ganz typischen Familienvater. Welche Parallelen sehen Sie da zu sich selbst?

Florian David Fitz: Die wichtigste Parallele zu Mirco ist, dass es ihn auch in der realen Welt gibt. Als ich das Drehbuch las, dachte ich zunächst über die Unterschiede zu uns nach. Denn ich dachte die ganze Zeit: ‚Ich könnte das nicht.‘ Bei jeder Seite, die ich umblätterte, dachte ich, ‚hier wäre mir der Kragen geplatzt‘ oder ‚das würde ich nicht schaffen‘, angesichts der Herausforderungen, denen sich ein Vater eines autistischen Kindes stellen muss. Insofern waren es fast eher Unterschiede als wirkliche Parallelen. Aber ich glaube, es gibt eine grosse Verwandtschaft im Humor. Das ist es am Ende auch, was Mirko rettet, dadurch wird alles machbar. Und alle, die ich kenne – ob sie nun Eltern sind oder nicht – haben ein ganz starkes Gefühl zu den gezeigten Situationen im Film.

Wie war der Austausch mit dem realen Familiengespann? Waren Sie auch selbst im Gespräch mit Mirco und seinem Sohn Jason?

Fitz: Ich habe Jason sogar ein bisschen später kennengelernt als seinen Vater. Am meisten Kontakt zu den beiden hatte aber auf jeden Fall Richard Kropf, der Autor. Die beiden waren bis zum Schnitt aneinandergeschweisst. Denn es gibt Szenen im Film, wo zum Beispiel die Innensicht von Jason bebildert wird. Diskussionen allein über den Sound dauerten manchmal Stunden, bis sie seine Gefühlswelt wirklich vermitteln konnten. Auch Jason sagte dann: ‚So fühlt es sich für mich an.‘ Das hat mich wirklich berührt.

Ich glaube, es ist wichtig, dass die beiden das Gefühl haben, dass ihre Geschichte getroffen wurde. Klar dreht es sich anders als das Leben, weil es im Film manchmal überspitzt ist, doch auch für die Zuschauer ist es interessant, weil man kurzzeitig mal in den Kopf eines autistischen Jungen einsteigt.

Mirco und Jason begeben sich auf Reisen, um einen Lieblingsfussballverein zu finden: Sind Sie auch privat Fan?

Fitz: Ich bin ein Fussball-Alien. Ich war sogar überrascht über die grosse Liebe und Zuneigung, die da überall reingebracht wird. Das sind Emotionen in so einer Wucht: Diese riesige Menge an Leuten und die Wand von Menschen, mit Fahnen und Gesängen. Das ist alles so emotionalisiert. Ich finde, das spürt man im Kino besonders gut.

Und auch die beiden (Mirco und Jason) sind da ja wie Aliens auf ihre Art, die in diese Fussball-Welt eintreten.

Sie haben mehrfach gesagt, dass eine Szene, eine Art „Wutausbruch“ des Vaters, für sie ganz besonders wichtig ist. Warum ist diese so bedeutsam?

Fitz: Da kommen wir eben zu den Unterschieden zwischen Film und Leben. Genau diese Szene gab es so im Leben der beiden nicht, aber es gab endlos viele ähnliche Momente. Dadurch, dass sich der Film um Veränderung dreht und das Kind als Autist per se keine Veränderung erleben wird, weil er eben nicht geheilt werden kann, geht es um die Veränderung des Vaters. Es zeigt, dass diese Figur weit über ihre Grenzen hinausgeht. Und auch den meisten im Publikum geht es so, dass sie denken, ‚ich wäre schon weit über meine Grenzen‘. Dass man überfordert ist und sein Kind dennoch liebt, muss sich allerdings nicht ausschliessen. Deswegen ist diese Szene so wichtig.

In „Wochenendrebellen“ sieht man eine klassische Familiensituation mit einer eher typischen Rollverteilung. Wie ist das für Sie als Schauspieler, der sonst auch gerne mit Rollenklischees spielt, um sie zu brechen?

Fitz: Zunächst einmal war die Situation so, wie sie war, die konnten wir nicht einfach anders erzählen. Aber Klischees interessieren mich in dem Moment, in dem sie auch eine Wahrheit haben. Denn ich bin manchmal überrascht, wie traditionell es alles wird, sobald Menschen Kinder bekommen. Da rutscht man plötzlich in solche Sachen zurück. Ich glaube, dass Menschen sich oft auch an Klischees halten, weil sie erschöpft sind, sich ständig neu zu definieren … während der Kinder, neben dem Job und all den Ansprüchen, die man an sich hat.

Und wie ist das für Sie: Wie organisieren Sie sich, um alles unter einen Hut zu bekommen?

Fitz: Sobald Kinder da sind, fällt ein riesiger Teil des Lebens, den man frei zur Verfügung hatte, weg. Und wenn man diesen Teil vorher schon hauptsächlich mit Arbeit gefüllt hat, dann wird die Arbeit zur Seite gedrückt und findet an anderer Stelle statt. Das nennt man ja auch die ‚Stauzeit‘ des Lebens – bei mir ist sie nur etwas später als bei anderen. Es ist schon viel, aber ich tröste mich damit, dass es nur eine Phase ist. Und auf der anderen Seite will ich das eben auch alles mitnehmen. Ich habe mich bewusst dafür entschieden.

Wie entscheiden Sie sich für einen Stoff oder eine Rolle, und wie war es für den aktuellen Film?

Fitz: Die Entscheidung für eine Rolle ist wahrscheinlich zufälliger, als man denkt. Am Anfang habe ich gesagt, ich bin nicht der Richtige für die Rolle in „Wochenendrebellen“, weil ich von Fussball keine Ahnung habe. Und irgendwann habe ich das Buch gelesen und dachte, es macht für mich den grossen Unterschied, dass die erzählte Geschichte komplett real ist.

Aber natürlich: Wenn ich nach einem Stoff suche, den ich schreibe, gehe ich mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und schaue mir an, was denn gerade so los ist und was mich betrifft oder interessiert. Denn wenn ich einen Film mache, dann möchte ich, dass die Zuschauer gut unterhalten sind, gerne lachen oder vielleicht auch mal ein Tränchen verdrücken. Und am Ende vielleicht auch etwas mitnehmen, das sie persönlich betrifft.

Gibt es bereits zukünftige Projekte, in denen Sie mitwirken?

Fitz: Ich habe eine Netflix-Serie geschrieben, die nächstes Jahr veröffentlicht wird. Im ersten Halbjahr dieses Jahres habe ich ausserdem ein Drehbuch für einen Kinofilm geschrieben, den wir nächstes Jahr drehen werden. Darin geht es um Gesang, nämlich, wie glücklich Singen macht – oder ob es das tut. Es ist auch eine Komödie und ich werde selbst als einer von mehreren im Chor einer psychiatrischen Einrichtung singen.

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