„Simpel“: Die traurig-schöne Geschichte eines ungleichen Brüderpaars

Warmherziges und amüsantes Roadmovie mit grossartigen Schauspielern: Am 9. November startet „Simpel“ mit David Kross und Frederick Lau in den Kinos.

Das aktuelle Kinoprogramm kann mehr als derbe Witze à la „Fack ju Göhte“. Das beweist der neue Film von Regisseur Markus Goller (48, „Friendship“, „Frau Ella“). Basierend auf dem gleichnamigen französischen Roman von Marie-Aude Murail (63) startet „Simpel“ am 9. November in den Kinos. Es ist die Geschichte eines ungleichen Brüderpaars, das lernen muss, auf eigenen Beinen zu stehen… Der Weg dorthin ist amüsant und voller Überraschungen.

Die Geschichte von Simpel und Ben

Seit Ben (Frederick Lau, 28) denken kann, sind er und sein Bruder Barnabas alias Simpel (David Kross, 27) ein Herz und eine Seele. Simpel ist 22 Jahre alt, aber geistig auf dem Stand eines Kindes. Quasilorten (Erdbeeren) sind sein Lieblingsessen und draussen im Watt entdeckt er mit seinem Stofftier Monsieur Hasehase neue Kontinente. Simpel ist anders und oft anstrengend, aber ein Leben ohne ihn ist für Ben unvorstellbar. Als ihre Mutter unerwartet stirbt, soll Simpel in ein Heim eingewiesen werden.

Die einzige Person, die diesen Beschluss rückgängig machen könnte, ist der Vater der beiden Jungs. Doch zu David (Devid Striesow, 44) haben die Brüder seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr. Die Suche nach ihm entwickelt sich zu einer turbulenten Odyssee, bei der Simpel und Ben unter anderem auf die Medizinstudentin Aria (Emilia Schüle, 24) und ihren Kumpel, den Sanitäter Enzo (Axel Stein, 35) treffen. Am Ende muss Ben ganz alleine die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen…

„Stell dir vor, die ganze Welt wäre wie Simpel und Ben…“

Der 113 Minuten lange Film „Simpel“ ist ein herzergreifendes Roadmovie geworden. Mit zwei sehr unterschiedlichen Menschen in den Hauptrollen, deren Stärke es ist, immer füreinander da zu sein. Genau von dieser Beziehung zwischen Ben und Simpel lebt der Film. Frederick Lau und David Kross haben keinerlei Berührungsängste, sodass man ihnen ohne jeden Zweifel abnimmt, dass sie Brüder sind. Die Rollen scheinen perfekt auf die beiden Schauspieler zugeschnitten worden zu sein.

Gar nicht so simpel: David Kross und seine Rolle

Während Frederick Lau auf seine unverwechselbare Art den eher zurückhaltenden, fürsorglichen Bruder spielt, der sein eigenes Leben Simpel zuliebe hintenanstellt und sich erst im Laufe des Film seiner eigenen Bedürfnisse bewusst wird, merkt man wie intensiv sich David Kross auf seine Rolle als geistig behinderter Mitte Zwanzigjähriger vorbereitet haben muss. Keine Sekunde zweifelt man im Kinosessel an der Echtheit seiner Darstellung – seine Gestik und Mimik, seine Aussprache, alles wirkt authentisch und keinesfalls überzogen.

Für nette Abwechslung sorgen die Auftritte von Emilia Schüle als ruppige Medizinstudentin Aria und ihrem Kumpel Enzo, gespielt von Axel Stein. Vor allem Schüles Rolle bildet mit ihrer eigenen Familiengeschichte den Gegensatz zu Simpel und Ben. Die Differenzen zwischen Aria und Ben sorgen für Turbulenzen, machen den Film aber ein klein wenig spannender. Einen kurzen Gastauftritt absolviert ausserdem Annette Frier (43) als Hamburger Prostituierte. Für die Handlung an sich hätte es diese Episode im Film nicht unbedingt gebraucht, doch witzig anzusehen ist die Begegnung zwischen Simpel und Chantal allemal.

Die Handlung weist an einigen Stellen Schwächen auf und deckt sich nur in Teilen mit der mehrfach ausgezeichneten Buchvorlage. Doch trotzdem funktioniert „Simpel“ auf seine ganz eigene Art und Weise. Das liegt vor allem an der hochkarätigen Schauspieler-Besetzung, die Markus Goller für sein Wunsch-Projekt gewinnen konnte. Denn dass der Regisseur für die Romanverfilmung brennt, merkt man dem ungewöhnlichen Roadmovie an. Die Botschaft des Film ist klar: Begegne anderen Menschen ohne Vorurteile.

Fazit

Für „Simpel“ lohnt sich ein Kinobesuch. Das hat der Film ganz klar seinen beiden Hauptdarstellern Frederick Lau und David Kross zu verdanken. Reine Situationskomik macht die Geschichte amüsant, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. Markus Goller ist ein warmherziger Film gelungen, der ein bisschen den Glauben an das Gute im Menschen zurückbringt.

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