Oscars 2018: „Shape of Water“ sahnt ab

Muss man den grossen Gewinner des Oscar-Abends 2018 benennen, so wird dem mexikanischen Filmemacher Guillermo del Toro dieser klangvolle Titel zuteil. Er holte mit „Shape of Water“ insgesamt vier Preise, auch den Goldjungen als „Bester Film“.

Neben den Hauptdarsteller-Oscars komplettieren „Beste Regie“, „Bestes Drehbuch“ und selbstredend „Bester Film“ die fünf Königskategorien bei den Academy Awards, auch bekannt als „Big Five“. Ein Mann aus Mexiko durfte sich bei den 90. Oscars als grosser Gewinner fühlen.

Der Film des Jahres

Die Entscheidungsträger der 90. Oscar-Verleihung bewiesen Mut, das muss man ihnen lassen. Mut und Humor. Denn ausgerechnet Warren Beatty (80) und Faye Dunaway (77) durften den „Besten Film“ 2018 verkünden. Dunaway und Beatty, da war doch was? Ganz genau, die beiden ernannten 2017 „La La Land“ zum (falschen) Gewinner. Dieses Mal bekamen die beiden aber den richtigen Umschlag in die merklich zittrigen Hände gedrückt. Und im Kuvert fand sich ein Zettel mit der Aufschrift: „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“.

Guillermo del Toro (53), der Regisseur des Fantasy-Streifens, der mit 13 Nominierungen als klarer Favorit ins Rennen um die Goldjungen gegangen war, konnte sein Glück kaum fassen. Er überprüfte sicherheitshalber das Kuvert, ob auch der richtige Film auf dem Zettel stand. Tatsächlich stellte er mit vier gewonnenen Goldjungen den Abräumer des Abends, einzig „Dunkirk“ von Christopher Nolan (47) konnte mit drei Oscars, allesamt in technischen Kategorien, mithalten.

Guillermo del Toro kämpft mit den Tränen

Greta Gerwig (34, „Lady Bird“) sah sich in der Kategorie für die „Beste Regie“ vier Männern gegenüber. Wer nun aber dachte, dies würde ihr in Angesicht der „Me Too“-Debatte sicher den Oscar einbringen, der irrte sich. Denn auch hier triumphierte Guillermo del Toro für „Shape of Water“ und hielt den Tränen nahe eine liebenswerte Rede. Der mexikanische Regisseur erklärte, er sei schliesslich selbst ein Immigrant und in seinen Augen müssen Grenzen jeder Art, ob geografisch oder einfach nur im Kopf gelegen, endlich der Vergangenheit angehören.

Diese Goldjungen gehen in die Geschichte ein

Die erste Kategorie aus den „Big Five“ schnappte sich tatsächlich der Geheimfavorit. Nicht etwa „Shape of Water“ oder „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ konnte beim „Besten Drehbuch“ triumphieren, nein, Jordan Peele (39) gewann mit seiner sozialkritischen Horror-Komödie „Get Out“. Er schrieb damit Geschichte: Er ist der erste schwarze Drehbuchautor, der in dieser Kategorie gewinnen konnte. Seine Mutter habe ihm gelehrt: „Liebe im Angesicht des Hasses“, wie Peele seine Ambitionen erklärte, die ihn letztendlich auf die Sieger-Bühne bei den Academy Awards führen sollten.

Ebenfalls Geschichte schrieb Drehbuchautor James Ivory (89). Er holte sich für „Call Me by Your Name“ den Oscar in der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“ – und ist mit seinen 89 Jahren der älteste Gewinner in der Geschichte der Academy Awards. Kameramann Roger Deakins (68) beendete wiederum seine jahrzehntelange Pechsträhne: Er gewann nach 14 Nominierungen für „Blade Runner 2049“ seinen ersten Goldjungen für die „Beste Kamera“.

„Coco“ setzt seinen Siegeszug fort

Deutschland war dieses Jahr trotz Golden-Globe-Gewinn für „Aus dem Nichts“ von Fatih Akin (44) völlig überraschend nicht beim Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ vertreten. Unter den Nominierten ging der Preis in diesem Jahr nach Südamerika, genauer gesagt Chile. „Eine fantastische Frau“ griff den Preis ab. Sehr zum Jubel von Disney und Pixar räumte zudem der Streifen „Coco – Lebendiger als das Leben!“ den Oscar als „Bester Animationsfilm“ ab – ebenso wie den Preis für den „Besten Song“ mit „Remember Me“.

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