„Jurassic World 2“: Lasst die Kino-Dinos lieber aussterben

Jurassic World: Das gefallene Königreich“ hetzt wieder einmal die Dinos auf die Zuschauer. Leider jedoch mit vielen fragwürdigen Entscheidungen, die nicht im positiven Sinne erstaunen.

Ab dem 7. Juni rascheln sie wieder durchs Leinwand-Unterholz, die prähistorischen Urzeitechsen aus dem „Jurassic Park“-Nachfolger „Jurassic World“. Doch Moment: Die meiste Zeit verbringen die Dinosaurier in „Das gefallene Königreich“ gar nicht im Freien und auf der Pirsch, sondern eingepfercht in winzigen Käfigen, später in einem an „Resident Evil“ erinnernden Herrenhaus – und insgesamt in einer Handlung, die so dermassen dämlich ist, dass sich zuweilen selbst der Tyrannosaurus Rex verlegen am Kopf kratzen will. Wenn er denn nur könnte.

Darum geht es: Dinorechtler sind ausser sich

Zu Beginn von „Das gefallene Königreich“ stellt sich heraus, dass der Vulkan der natürliche Feind des Dinosauriers ist. Dummerweise befindet sich auch auf der Isla Nublar, der von der Zivilisation abgeschotteten und einzigen Heimat der Riesenechsen, eine inzwischen aktive Lava-Schleuder. Eine Gruppe an Tierschützern, angeführt von der ehemaligen „Jurassic World“-Angestellten Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), hat es sich zur Aufgabe gemacht, die letzten verbliebenen Exemplare ihrer Art nicht schon wieder aussterben zu lassen. Unterstützung findet sie in Person des reichen Benjamin Lockwood (James Cromwell), der einst mit einem gewissen John Hammond eifrig Genforschung betrieb.

Den gefährlichen Weg auf die sterbende Insel tritt Claire aber natürlich nicht alleine an. Ex-Liebe Owen Grady (Chris Pratt) beschliesst nach kurzem Zögern, sie zu begleiten und die Suche nach seinem geliebten Velociraptor Blue anzuführen. Doch warum interessieren sich die bereits vor Ort befindlichen und von Lockwoods fadenscheinigem Assistenten angeheuerten Soldaten eigentlich so sehr für seinen intelligenten Schoss-Saurier? Diese Frage stellen sich Owen und Co. zu spät und ehe sie sich versehen, merken sie: weder die Dinos, noch der ausbrechende Vulkan sind ihre grössten Sorgen.

Das Drehbuch findet einen Weg

Mit einer Brechstange so gross wie ein Brontosaurus prügelt Regisseur Juan Antonio Bayona seine Aussage in die Zuschauer. Das wichtige Thema Artenschutz ist dabei derartig plakativ und mitunter kitschig inszeniert, dass es unfreiwillig schon fast ins Lächerliche gezogen wird. Die nun schon zum fünften Mal dargebotene Kritik am Kapitalismus wird derweil mit comic-haften Super-Schmierlappen unterfüttert (und später gefüttert).

Und auch die vermeintlich positiv dargestellten Figuren sind leider nur schwer zu tragen. Es nutzt nichts, wenn man auf Diversität im Cast achtet, Minderheiten aber in nervtötende und klischeebeladene Nebenrollen (die altkluge Jung-Emanze und der feige Supernerd) abgeschoben werden. Und Chris Pratt? Der spielt wieder zwei Stunden lang Chris Pratt.

Vor allem aber weist das Drehbuch gravierende Ablaufprobleme auf. Mit einer bildgewaltigen Mischung aus Feuersbrunst und durchaus spannend inszenierter Dino-Hatz verschiesst der Film wortwörtlich sein Pulver zu früh. Denn dem bombastischen Anfang, der selbst Action-Fetischist Michael Bay zu überladen sein könnte, folgt ein recht dröger Mittelteil, der die Handlung schliesslich an einen Ort verfrachtet, wo sie sich nicht mehr entfalten kann. Denn im grossen und langen Finale wird „Jurassic World“ zu „Jurassic House“.

„Resident Dino“

Es muss Bayona hoch angerechnet werden, dass er im fünften Anlauf zumindest hinsichtlich des Settings versucht, die Filmreihe in neue Bahnen zu lenken. Doch was bringt es, wenn das bisschen, was der Film neu macht, so grober und streckenweise recht langweiliger Unfug ist? Höchstens die Erkenntnis, dass die Geschichte über geklonte Dinosaurier spätestens nach vier Teilen zu Ende erzählt war.

Der Plot wandert nun also von dem „gefallenen Königreich“ in ein Horror-Herrenhaus mit einem geheimen, vielstöckigen Labor/Auktionshaus darunter. Ein hauseigener Dino-Umschlageort mitten in den USA also, von dem der naiv-doofe Hausbesitzer Benjamin Lockwood laut Drehbuch tatsächlich nichts erfahren haben soll. Ersetze man nun die Dinos mit Zombies, so hätte man das nicht minder hanebüchene Setting der Videospiel-Verfilmung „Resident Evil“.

Den dort versammelten Schwarzmarkt-Snobs, die gewissenlos Millionenbeträge für das seltene Grosswild bieten, sieht man schliesslich genüsslich dabei zu, verputzt zu werden. Im Gegensatz zu „Jurassic Park“ sorgt sich die Neuauflage aber ja ohnehin mehr um die Dinos, als um die menschlichen Protagonisten. Folglich könnte es einem auch nicht egaler sein, wer als Dino-Futter endet (wobei die meisten Dinosaurier hier einen recht ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit zu haben scheinen und nur die bösen Buben mampfen).

Frankensteins Saurier

Der neue Schurken-Dino namens Indoraptor, wie im Vorgängerfilm aus der DNA verschiedener Riesenechsen zusammengebaut, ist das Sinnbild für die Filmreihe. Denn auch „Jurassic World 2“ wurde aus den vermeintlich besten Versatzstücken all seiner Vorgänger zusammengeschustert. Jeff Goldblum alias Ian Malcolm, lieblos in den Film hineingeworfen, darf abseits der Handlung vor irgendeinem Komitee Allgemeinsätze brabbeln. Aus dem handzahmen Raptor Blue soll wieder eine Kriegswaffe gemacht werden, die Hybris der Genforscher endet erneut im Massaker, und am Ende sind die Dinos los – so wie in „Jurassic Park 2“.

Fazit:

Der Vorgänger „Jurassic World“ schaffte es noch, den besonderen „Jurassic Park“-Vibe zu verströmen. Spätestens mit „Das gefallene Königreich“ hat sich die Reihe aber zu ihrer eigenen Karikatur entwickelt und zerfleischt sich dabei selbst. Ein Erfolg an den Kassen wird „Jurassic World 2“ aber bestimmt wieder – und das ist vielleicht das Frustrierendste an der ganzen Sache.

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