„Kirschblüten & Dämonen“: Ein sehenswertes Mysterydrama

Kirschblüten & Dämonen“ ist ein eindrucksvolles deutsch-japanisches Mysterydrama von Doris Dörrie, das den Kampf gegen quälende innere Dämonen und die Gespenster der Vergangenheit zeigt.

In dem vielfach ausgezeichneten Drama „Kirschblüten – Hanami“ (2008) erzählte Regisseurin und Drehbuchautorin Doris Dörrie (63, „Der Fischer und seine Frau“) vom Lebensende eines älteren Ehepaares und der Entfremdung von den Kindern. In der Fortsetzung „Kirschblüten & Dämonen“ (Kinostart: 7. März) geht es nun um die drei Kinder. Um dem neuen Film folgen zu können, muss man den ersten aber nicht kennen. Wer das Drama jedoch gesehen hat, kennt immerhin schon fast alle Schauspieler, denn Aya Irizuki (36), Hannelore Elsner (76), Elmar Wepper (74), Birgit Minichmayr (41) und Felix Eitner (52) waren auch im ersten Film dabei.

Neu ist hingegen Hauptdarsteller Golo Euler (36, „Tatort: Im Schmerz geboren“). Er spielt das „Muttersöhnchen“ Karl, das im ersten Teil bis nach Tokio gegangen ist, um von seiner Mutter wegzukommen – 2008 wurde er von Maximilian Brückner (40) verkörpert. Einerseits schade, dennoch ist die Neubesetzung überaus gelungen. Golo Euler passt perfekt in der Rolle des sensiblen Mannes, der mit Depressionen, Alkoholsucht und Kindheitstraumata schwer zu kämpfen hat.

Darum geht’s in „Kirschblüten & Dämonen“

Karl (Euler) lebt nicht mehr in Japan, sondern in München. Er trinkt, hat Job und Familie verloren und wird im Vollrausch von Dämonen verfolgt. Eines Tages steht die Japanerin Yu (Aya Irizuki) vor seiner Tür. Sie hatte sich vor zehn Jahren in Tokio um Karls Vater Rudi (Elmar Wepper) gekümmert, weil Karl keine Zeit für ihn hatte. Yu möchte das Grab von Rudi sehen und das Haus, in dem er gelebt hat.

Widerwillig fährt Karl mit ihr aufs Land. Sie übernachten im leerstehenden Elternhaus im Allgäu und auch hier kehren seine Dämonen und die Geister der Vergangenheit zurück. Immer stärker wird er mit bohrenden Fragen konfrontiert: Was machst du mit deinem Leben? Warum bist du nicht glücklich? Dann beginnt Karl zu kämpfen…

Eine Gespenstergeschichte

Karls psychologische Probleme werden mittels Geistern und anderen Mystery-Elementen visualisiert. Und auch Yu wirkt wie ein seltsames Mischwesen zwischen Frau und Gespenst, Traum und Wirklichkeit. Dass das durchaus eine Herausforderung für den westlich geprägten Kinobesucher bedeutet, dafür zeigt Japan-Spezialistin Dörrie grosses Verständnis: „Japan ist animistisch geprägt, ein Geister- und Gespensterland. Jeder glaubt an Geister. Es gibt keine klare Trennung wie bei uns zwischen Traum und Realität. Manchmal wirkt das sehr versponnen, und mit einem westlichen Blick kommt es einem vielleicht auch naiv vor“, erklärt sie.

Realität, Traum und Vorstellung „gleichberechtigt nebeneinander zu stellen“, habe sie in Japan gelernt. „Wir haben uns im Westen darauf geeinigt, nur das als Realität zu bezeichnen, was eine Beweisbarkeit hat. Es gibt jedoch eine andere Art der Wahrnehmung, in der das ganz und gar nicht so klar ist“, erzählt Dörrie weiter. Sie selbst sei „nüchtern, norddeutsch und wissenschaftlich erzogen“ worden, doch bei der Arbeit an ihrem Film „Grüsse aus Fukushima“ (2016) habe sie begriffen, dass es vielleicht nur eine Frage der Terminologie sei: „Wenn ich Erinnerungen ‚Geister‘ nenne, lebe ich natürlich ständig mit Geistern.“

Fazit

„Kirschblüten & Dämonen“ ist ein intelligenter, emotionaler und farbenfroher Film über die düsteren Themen Depression, Alkoholsucht und massiv prägende Familienbeziehungen. Der Zuschauer wird vor malerischen Kulissen direkt in die Welt des Gepeinigten mitgenommen. Das Spiel zwischen Traum, Albtraum und Wirklichkeit bleibt bis zum Schluss erhalten.

Fans der vielfach preisgekrönten Filmemacherin Doris Dörrie werden sicher nicht enttäuscht sein, denn eine intensive Geschichte, präzise beobachtete innerfamiliären Beziehungen und die für sie typische visuelle Umsetzung sind garantiert – und ja, es gibt auch was zu Lachen und zumindest ein halbes Happy End!

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