Kinostart „Stan & Ollie“: Der Mythos eines Dicken und eines Doofen

Jeder kennt sie, auch fast ein Jahrhundert nach ihrem ersten gemeinsamen Auftritt: „Stan & Ollie“ alias „Dick & Doof“. Doch wer waren der Hohlkopf und der Fettwanst abseits der Kamera?

Tom und Jerry, Bonnie und Clyde – und natürlich Stan und Ollie alias Dick und Doof: Es gibt Namen in der Popkultur, die einfach zusammengehören. Dem kongenialen Klamauk-Gespann, den „Königen der Hollywoodkomödie“, ist der Film „Stan & Ollie“ gewidmet, der ab dem 9. Mai mit John C. Reilly (53, Ollie) und Steve Coogan (53, Stan) auch in die Kinos starten wird. Doch wer waren die beiden ungleichen Kameraden eigentlich, die sich in über 100 Filmen so genüsslich gegenseitig ärgerten, vermöbelten und doch unzertrennlich waren? So viel vorweg: Der eine war in der Realität am Ende nicht mehr dick, der andere nie doof.

Das Beste aus zwei Comedy-Welten

Stan Laurel (1890-1965) kommt in Ulverston, England, zur Welt, Oliver Hardy (1892-1957) in Harlem im US-Bundesstaat Georgia. Schon bevor sie sich kennenlernten, wirkten die beiden jeweils in über hundert Produktionen mit. Erst als Partner sollte aber der Durchbruch gelingen, den sie nach anfänglichen Stummfilmen ab 1929 vor allem mit Tonfilmen feiern konnten. Ein Umstand, der bei vielen Stars der tonlosen Kinozeit nicht selbstverständlich war.

In der Folgezeit sollten 27 Spiel- und rund 80 gemeinsame Kurzfilme entstehen. Waren sie vor der Kamera ein gleichberechtigtes Duo, sah das hinter der Kamera deutlich anders aus. Meist war Laurel für Drehbücher und Sketche verantwortlich, während Hardy „nur“ als herrischer Dickwanst in den Filmen den Ton angab. Auch Regie- und Schnittarbeiten übernahm der vermeintlich doofe Stan Laurel bei vielen Werken – mit seinem echten Wesen hatte die treudumm-infantile und tollpatschige Filmpersona so gar nichts gemein.

Die Hochphase ihres Ruhms feierten die beiden in den 30er und Anfang der 40er Jahre. Zu dieser Zeit entstanden die meisten ihrer Spielfilme, wie „Die Sittenstrolche“ (1933), „Zwei ritten nach Texas“ (1937) oder „Auf hoher See“ (1940). Ihr letzter Streifen, „Atoll K“, kam 1951 ins Kino.

Um diese Phase dreht sich der Film

Das Hauptaugenmerk des neuen Films liegt auf dieser Spätphase des Duos in den 50ern. Zu dieser Zeit tourten sie in Live-Bühnenshows durch Europa, das Finale fand 1954 in Plymouth statt. In dieser Phase ihres Lebens hatten bereits beide Männer mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, vor allem aber der übergewichtige Hardy litt zunehmend an dem straffen Programm. Bester Stoff also für eine Tragik-Komödie, die das eine oder andere Taschentuch fordern wird.

Das war bei den „Dick & Doof“-Filmen höchstens nötig, um seine gelachten Tränen zu trocknen. Ähnlich der bereits erwähnten Tom und Jerry verbrachte das ungleiche Duo den grössten Teil seiner Leinwand-Präsenz damit, sich gegenseitig und dem Interieur um sich herum grösstmöglichen Schaden zuzufügen. Als „Tit for Tat“ wurde diese Form der komödiantischen Vergeltung bekannt, also „Wie du mir, so ich dir“-Komik. Das endete meist mit Brettern vor dem Kopf, Fingern im Auge oder Wasserfontänen im Gesicht.

Das Duo wird jäh zerrissen

1957, als Hardy 65 Jahre alt war, stand sein Partner schliesslich alleine da. Obwohl er massiv abgenommen hatte, hatte er ein Jahr vor seinem Tod einen massiven Schlaganfall, der ihn weitestgehend lähmte. Nach zwei weiteren Anfällen starb er. Es heisst, der ewig als dick in Erinnerung gebliebene Mime habe zu diesem Zeitpunkt nur noch 63 Kilo gewogen. Stan Laurel verstarb rund acht Jahre später, ihm wurde vier Jahre vor seinem Ableben aber noch eine grosse Ehre zuteil. 1961 durfte er einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk – und jenes von Oliver Hardy – entgegennehmen.

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