„ES Kapitel 2“: Auf diesen Horror können sich Kinogänger einstellen

Welche neuen Horror-Asse hat Monstrum Pennywise in „ES Kapitel 2“ im Ärmel? Es werden einige andere als noch im Vorgänger sein, das ist klar.

Wer Stephen Kings (71) „Es“ gelesen hat, der weiss, was literarische Hingabe bedeutet – sowohl vom Autor als auch vom Rezipienten. Kurzweilig hat es Herr King seinen Lesern jedenfalls nicht gemacht, die aktuelle Auflage seines Kultbuchs weist genau 1536 Seiten auf. Die erste Hälfte des Romans schaffte es 2017 erstmals auch auf die grosse Leinwand, nachdem „Es“ 1990 zwar zu einem berühmten, heute aber doch arg angestaubten TV-Zweiteiler mit Tim Curry (73) als Gruselclown Pennywise verwandelt wurde.

Der Erfolg der Kinoadaption durch Regisseur Andy Muschietti (46) sucht dagegen bislang seinesgleichen, zumindest im Horror-Genre: Mit weltweit über 700 Millionen eingespielten US-Dollar ist „ES Kapitel 1“ der kommerziell erfolgreichste Schocker der Kinogeschichte, verdrängte laut „Box Office Mojo“ Meisterwerke wie „The Sixth Sense“ oder „Der Weisse Hai“. Und die Chancen stehen gut, dass die am 5. September anlaufende Fortsetzung diesen Rekord noch einmal überbieten wird. Dank eines nun erwachsenen Star-Ensembles, bewährten Schauer-Elementen – und diesen bedeutsamen Unterschieden zum Vorgänger:

Reifer Horror

Der grösste Unterschied ist selbstredend, da sich mit James McAvoy (40), Jessica Chastain (42) und Co. nun erwachsene Helden Pennywise entgegenstellen müssen. Das mag auf den ersten Blick weniger schockierend wirken, als Kinder in Todesgefahren zu sehen, aber: King gelang es in seinem Roman meisterlich zu erklären, wie der Verstand eines Erwachsenen nicht mehr in der Lage ist, die Brüche mit der Realität so einfach wegzustecken.

Ein infantiler Geist ist dem Fantastischen gegenüber aufgeschlossener – ein rationaler Mitvierziger dagegen hält die Monstrosität eines Pennywise nicht mehr aus. Und so werden die erwachsenen Recken weit grössere Probleme mit dem Clown bekommen, als es ihre jungen Pendants noch hatten. Nur so viel: Nicht jeder aus dem „Verlierer-Club“ hat die Stärke in sich, dieselben Schrecken wie vor genau 27 Jahren noch einmal zu durchleben…

Zudem gelingt es Pennywise im zweiten Teil, noch mehr psychotische, menschliche Lakaien um sich zu scharen, die den Protagonisten auch in seiner Abwesenheit zusetzen. Wer also denkt, dass einzig das Monster aus dem Gully zu fürchten sein wird, der irrt sich gewaltig!

Neue Symbolik

Der Horror in „ES“ weist eine kaum zu übersehende Symbolik auf. Der erste Teil war vor allem noch eine Coming-of-Age-Geschichte, zeigte die Schrecken des Verlusts einer unbeschwerten Kindheit und stellte speziell die Eltern der „Loser“ als zuweilen grösste Gefahren und Ungeheuer dar. Mit dem grossen Zeitsprung bei der Fortsetzung hat sich auch hier ein interessanter Paradigmenwechsel eingestellt.

Nun sind die Kinder von einst im Alter ihrer Eltern. Versagensängste und die Furcht, deren Fehler zu wiederholen, sind anstelle der jugendlichen Sorgen getreten. Noch ein anderes Thema wird somit aufgegriffen: traumatische Vorfälle aus der eigenen Vergangenheit zu verdrängen. Keiner der Mitglieder des „Verlierer-Clubs“ kann sich zunächst an das Leid von einst erinnern. Nur Mike (Isaiah Mustafa, 45), der als Einziger von ihnen in der Kleinstadt Derry verblieben ist, hat sich nicht den Luxus gegönnt, zu vergessen.

Die grosse Krux: Das Ende

Buchkenner wissen, dass King mitunter Probleme mit seinen Enden hat. Das war beim ebenfalls 1000-Seiter „The Stand“ schon so, auch bei „ES“ fiel der letzte Kampf gegen Pennywise im Vergleich zum Grauen davor milde, ja für manche gar lächerlich aus. Teil eins hatte das grosse Glück, die Erzählung nicht final abschliessen zu müssen – das kann sich Teil zwei nicht erlauben. Regisseur Muschietti hat aber auch schon bei „ES Kapitel 1“ bewiesen, dass er – wo nötig – sinnvoll von der Buchvorlage abweicht. Ob das bei der wahren Gestalt von Pennywise und dessen Ursprung auch geschehen ist, werden schockresistente Kinogänger ab dem 5. September erfahren.

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