„The Founder“: Schmackhafte McDonald’s-Kritik im Maxi-Menü

Michael Keaton, McDonald’s und eine saftige Portion Kapitalismus: „The Founder“ kommt am 20. April 2017 in die Schweizer Kinfos und entpuppt sich als gekonnte Kritik an der Ellenbogen-Gesellschaft.

Ein Film, der sich ausschliesslich über die Gründung und den weltweiten Siegeszug des Fastfood-Restaurants McDonald’s dreht. Einer, der die neuartige Methode, Kunden binnen weniger Sekunden zu bedienen, als (zurecht) revolutionär feiert. Kann ein Film wie „The Founder“ mehr sein, als eine unfreiwillige, rund zweistündige Werbung für das US-Unternehmen? Die Antwort darauf liefert ein wieder einmal glänzend aufgelegter Michael Keaton, der die Kritik an jenem McDonalds, den wir heute kennen, im Maxi-Menü serviert.

Die Geburt des Muster-Kapitalisten

Ray Kroc (Keaton) ist ein Vollblut-Verkäufer. Er ist in vielerlei Hinsicht ein Visionär, ein Macher, ein Träumer. Aber er ist vor allem eins: erfolglos und unglücklich. Als Vertreter für Milchshake-Maschinen fristet er ein Leben auf der Strasse, weit weg von seiner Frau Ethel (Laura Dern). Auch dieses Geschäftsmodell droht zu Beginn des Films, in einem Fiasko zu enden – wie quasi all seine Ideen zuvor. Als er sich schon nach der nächsten vermeintlichen Innovation umsehen will, klingelt der Erfolg plötzlich an seiner Tür. Die zwei Brüder Richard „Dick“ (Nick Offerman) und Maurice „Mac“ McDonald (John Carroll) ordern auf einen Schlag acht seiner Milchshake-Macher!

Bei der blossen Lieferung der Maschinen kann er es aber nicht bleiben lassen, Kroc muss sich die zunächst für verrückt befundenen Brüder mit eigenen Augen ansehen. Doch was er vorfindet ist das weltweit erste und ausgesprochen erfolgreiche McDonald’s-Restaurant in San Bernardino, Kalifornien. Im Jahr 1954 noch absolut unbekannte Akkord-Bedienung trifft auf qualitativ hochwertige Lebensmittel, wegwerfbare Verpackung und ein familienfreundliches Ambiente. Noch während er sich von den verschrobenen, aber liebenswerten McDonald-Brüdern ihr „Speedee Service System“ erklären lässt, das normale Burger in „Fastfood“ ohne Wartezeit verwandelt, reift in Kroc ein Gedanke: er will McDonald’s zu weltweitem Ruhm führen – koste es, was es wolle…

Raffinierter Einstieg

Wenn Ray Kroc das erste Mal am McDonald’s-Schalter steht, spielt Regisseur John Lee Hancock gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers. Krocs Augen glänzen vor Begeisterung, als er nach mehrmaligen Nachfragen endlich realisiert, dass es sich bei der Tüte vor ihm tatsächlich um seine Bestellung handelt, die er erst wenige Sekunden zuvor aufgegeben hat. Gebannt sieht er der Familie auf der Parkbank neben sich zu, wie sie genüsslich ihre Burger mampfen und sich ihres durch und durch sonnigen Daseins in Kalifornien erfreuen. Es ist nicht minder als das Paradies, das er im beschaulichen San Bernardino gefunden hat.

Die Sorge des Zuschauers wird in diesem Moment ähnlich schnell zusammengetragen, wie ein McDonald’s-Burger. Regelrecht kitschig inszeniert Hancock diese erste Begegnung mit dem Phänomen „Fastfood“, das bis dato noch gänzlich unbekannt war. Würde der Rest des Films ein ähnliches Loblied anstimmen, wie die ersten 15 Minuten? Dann wäre „The Founder“ tatsächlich der längste Werbespot der Welt geworden, höchstens noch getoppt von „Cast Away – Verschollen“. Der Film mit Tom Hanks wird schliesslich gerne als zweieinhalbstündige FedEx-Reklame verunglimpft.

Doch so schnell Hancock diese Zweifel an der Tonalität des Films schürt, so schnell gelingt ihm die 180-Grad-Wende. Die naiven McDonald-Brüder gehen dem charismatischen Kroc ebenso schnell auf dem Leim, wie es die Zuschauer tun. Es stimmt, der verzweifelte Geschäftsmann hat an jenem Tag in San Bernardino das Paradies gefunden – das Kapitalismus-Paradies.

Die Gier nimmt überhand

In der Folgezeit wohnt der Kinogänger einer interessanten Charakterstudie bei. Die Aussicht, mit McDonald’s den so lange hinterhergehechelten amerikanischen Traum gefunden zu haben, lässt Kroc nach und nach jeden Skrupel verlieren. Mit geschickten Manövern luchst er den Brüdern trotz klarer Vertragslage immer mehr Entscheidungsgewalt über ihre eigene Restaurant-Kette ab. Damit er den amerikanischen Traum träumen kann, müssen andere von ihm aufwachen. „Verträge und Herzen wurden gemacht, um gebrochen zu werden“, scherzt er in einem Schlüsselmoment des Films. Als erstes müssen das die Namensgeber des berühmten Fastfood-Unternehmens und Krocs Frau erfahren.

Damit das funktionieren kann, muss wieder einmal Michael Keaton zur Höchstform auflaufen. Wie in „Birdman“ trägt seine Darbietung im Streben nach Erfolg den gesamten Film. Vom erbittert kämpfenden Underdog, dem der Zuschauer beide Daumen drückt, wird im Laufe des Films ein skrupelloser Opportunist, der im Angesicht seines Erfolgs ehemalige Weggefährten ebenso schnell wegwirft, wie die Verpackung eines McDonald’s-Burgers. Schauspielerisch ist das wieder einmal ganz grosses Kino von Herrn Keaton, dessen Hollywood-Comeback nach lange nicht beendet scheint.

Klar, in Anbetracht dieser ganz eindeutigen Positionierung gegenüber Ray Kroc wird man im Hause McDonald’s „The Founder“ sicherlich nicht als Geschenk ins Happy-Meal packen. Während der Film selbstredend einige Handlungen und Geschehnisse dramatisiert, bleibt aber festzuhalten, dass er der wahren Geschichte zumeist treu bleibt. Nach „The Founder“ werden es sich weite Teile des Publikums jedenfalls doppelt überlegen, ob sie den Kinoabend mit einem McDonald’s-Besuch ausklingen lassen…

Fazit:

„The Founder“ erzählt die wahre Geschichte über Ray Kroc, der ein winziges Unternehmen mit viel Arbeit und Ellenbogen-Einsatz zur weltweit grössten Fastfood-Kette machte. Erfolg macht sexy, das mag stimmen. Die Aussage von „The Founder“ allerdings ist: sympathisch macht er einen nicht.

 

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