Cro: «Liebe ist viel mehr wert als Geld»

Der Rapper mit der Pandamaske ist zurück: Cro veröffentlicht am Freitag sein drittes Album „tru.“. Im Interview spricht er über das Erwachsenwerden und die grosse Liebe.

Cro (27) kann sich mit Gold- und Platin-Auszeichnungen mittlerweile sicherlich seine Studio-Wand tapezieren. Bereits mit seinem ersten Album „Raop“ feierte der Stuttgarter Rapper mit der Pandamaske 2012 einen Erfolg nach dem anderen. Auch zwei Jahre später stand der Nachfolger „Melodie“ dem in nichts nach. Nun kommt am heutigen Freitag sein drittes Album „tru.“ auf den Markt, das, so sieht es auch der Rapper selbst, einen deutlich gereifteren Cro präsentiert. Im Interview spricht der Musiker über das Erwachsenwerden, künftige Filmprojekte und warum für ihn Liebe immer wichtiger sein wird, als Geld und Erfolg.

Nach Ihrem Film „Unsere Zeit ist jetzt“ haben Sie sich etwas zurückgezogen. War diese Pause nach dem enormen vorherigen Pensum dringend nötig?

Cro: Ich hatte gar keine wirklich Auszeit. Ich war im Herbst mit meinen Jungs einen Monat im Urlaub, das war meine Auszeit. Wir sind nur in Badehosen auf alten Motorrädern über die Insel gecruised – das war schon mega nice. Nach diesem Monat hatten wir aber alle wieder richtig Bock, Musik zu machen.

Waren Sie enttäuscht, dass Ihr Film, im Vergleich zu Ihrer Musik, nicht ganz so viele Leute angezogen hat?

Cro: Nein, es hat einfach Spass gemacht, den Film zu machen. Mir ist das egal, ich bin ja kein Filmemacher. Ausserdem haben selbst die allerbesten Regisseure erst mal zehn Filme herausgebracht, die nie erfolgreich waren. Es heisst ja auch nicht, dass der Film nicht gut ist, nur weil er keinen Erfolg hatte. Es gibt ja auch Dinge, die sind mega beschissen und total erfolgreich – und anders herum.

Haben Sie Ambitionen noch mal einen Film zu machen, oder ist vielleicht schon ein Projekt in Sicht?

Cro: Ich liebe es, Filme zu machen und drehe auch mit meiner VHS-Kamera kleine Clips. Ich hatte die Idee, noch krassere Musik-Videos zu machen und abgefahrene Stative zu bauen. Aber da ist mir Kendrick Lamar mit seinen Videos zuvor gekommen.

Nachdem Ihr erstes Album „Raop“ so erfolgreich war, haben die Leute natürlich sehr genau auf Ihr zweites Album „Melodie“ geschaut. Jetzt kommt Album Nummer drei. Wie gross war der Druck dieses Mal?

Cro: Ich habe mir persönlich den Druck gemacht; der kam von ganz alleine. Mir war klar, dass es wieder sitzen muss. Man kann nicht wie am Fliessband immer die gleichen Zahnräder zusammenstecken, sondern man muss immer wieder etwas Neues erfinden. So macht man sich Druck, kommt aber auch zu Höchstleitungen. Das mag ich, unter Druck funktioniere ich am besten.

Würden Sie denn sagen, Sie haben sich auf dem Album neu erfunden?

Cro: Das ist eher eine logische Weiterentwicklung. Mein ganzes Leben hat sich verändert, es kommen Probleme dazu und jeder fährt weiter. So ist das auch bei mir. Klar, beschäftigen mich immer mehr andere Dinge und sogar ich werde ein bisschen erwachsen.

In der Info zu „tru.“ werden bestehende Konstanten erwähnt, die weggefallen sind. Welche sind das?

Cro: Ich wohne nicht mehr zu Hause und habe mein eigenes Haus. Eine Art Künstler-Hotel. Alle kommen zu mir, können bei mir schlafen und wir arbeiten an neuen Sachen. Es sind manchmal Leute da, manchmal nicht. Da kann man malen, Fotos schiessen, Musik oder Party machen. Ich habe mir meine Umgebung so eingerichtet, dass ich gar nicht richtig erwachsen werden muss.

Wo würden Sie den grössten Unterschied zu Ihrem letzten Album „Melodie“ sehen?

Cro: Damals war ich eine Ein-Mann-Maschine, die alles selbst in kurzer Zeit gemacht hat. Dieses Mal bin ich ein wenig bedachter heran gegangen und habe mir etwas mehr Zeit genommen. Vor allem habe ich Sounds ausprobiert bis zum Abwinken und mir extrem viel Equipment zugelegt. Damals hatte ich nur einen Laptop und ein Midi-Keyboard. Ich denke, das hört man dem Album an. Es ist vielschichtiger. Alles ist ehrlicher. Ich habe nichts mehr umgeschrieben. Damals bin ich aalglatt durch die Mitte geschossen und habe mit Absicht nichts gesagt, was angreifbar wäre. Das Ganze ist persönlicher geworden. Die Probleme wurden andere und die habe ich jetzt auch beim Namen genannt. Man wird älter. Mädchen kommen und gehen, Erfolg kommt und geht, Preise kommen und gehen wieder und das gleiche mit dem Geld. Der Schritt ist logisch.

In „Kapitel 1“ rappen sie die Textzeile „Ist mir egal, was ich verkauf mit dem Song und wenn es sein muss, gebe ich alles auf, was ich hab‘, denn alles was ich brauch, ist Love“. Würden Sie tatsächlich alles für diese eine Liebe aufgeben, die nicht die Musik ist?

Cro: Nein, das würde ich nicht, weil Liebe super vergänglich ist. Zumindest mit Frauen. Ich bin mir nicht sicher, ob man jemals die Eine findet, bei der man später nicht bereut, alles aufgegeben zu haben. Am Ende geht es dann doch schief und man steht da. Aber wenn jetzt Gott mir ewige Liebe und Glück schenken würde, also nicht von Frauen, sondern allgemeine Liebe, und mir dafür alles andere wegnehmen würde, was ich jetzt habe, würde ich „Ja“ sagen.

Ist der Text auch in diesem Kontext zu verstehen?

Cro: Damit meine ich eher, dass alles, was man braucht, Liebe ist. Das ist viel mehr Wert als Geld, weil dich das nicht glücklich macht. Ein tolles Hotelzimmer ist zwar schön, aber es löst nichts in mir aus. Wenn ich jetzt gerade dabei bin, mich in eine Frau zu verlieben und aufgeladen bin mit Endorphinen, dann ins Studio gehe und sieben Tracks am Stück aufnehme, einfach alles läuft, ist das viel mehr wert. Oder ich hänge mit meinen Freunden rum oder mit meiner Familie. Da kann man sein, wie man ist. Es ist nur ehrlich und nur Liebe. Das ist das Wichtigste.

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