Jamie Lawson: «Bands, die nur saufen wollen, machen etwas falsch»

Am kommenden Freitag veröffentlicht Jamie Lawson sein neues Album „Happy Accidents“. Was der Titel mit seiner eigenen Hochzeit zu tun hat und warum er nichts mit dem Rock ’n‘ Roll-Lifestyle zu tun haben will, verrät der Schützling von Ed Sheeran im Interview.

Wie das Leben eben so spielt: Die Geschichte des Singer-Songwriters Jamie Lawson (41) ist geprägt von glücklichen Zufällen. Zum Beispiel trat er 2010 in einem Pub in London auf. Lawsons zukünftige Frau ging am selben Abend in besagtes Lokal, um sich Stand-up-Comedy anzuschauen, landete dann aber versehentlich bei Lawsons Auftritt. Später schrieb sie ihm eine Nachricht, die mit „Ein Hoch auf glückliche Unfälle“ endete. So kann’s gehen.

Wie es der Zufall so will, war in genau demselben Pub auch der Pop-Megastar Ed Sheeran zugegen. Der befand Lawsons Musik für so gut, dass er ihn später als ersten Act auf seinem eigenen Label Gingerbread Man Records unter Vertrag nahm. Mit Sheerans Hilfe gelang Lawson der weltweite Durchbruch. Kein Wunder also, dass sein neues Album den Titel „Happy Accidents“ trägt. Im Interview verrät er, warum genau jetzt der richtige Zeitpunkt war, das Album so zu nennen und warum er keine Lust auf einen feucht fröhlichen Rock ’n ‚Roll-Lifestyle hat.

Herr Lawson, Ihr neues Album trägt den Titel „Happy Accidents“. Worum geht es darauf?

Jamie Lawson: Es geht um Dinge, die schief gehen, dabei aber etwas Gutes dabei herauskommt. So etwas passiert die ganze Zeit. Manche Menschen nennen es Schicksal, wenn man am falschen Ort zur falschen Zeit ist. Die Idee dazu hatte ich, während ich meine Rede für meine Hochzeit geschrieben habe. Und da ich geheiratet habe, während ich das Album produziert habe, hat es einfach gut gepasst.

Ist das auch der Grund, weshalb sehr viele Songs auf dem Album von Liebe und dem Verliebtsein handeln?

Lawson: Das kann ich nur vermuten. Einige Songs beschäftigen sich mit der Frühphase der Liebe, andere aber auch mit dem Ende von Liebe. Über Menschen, die versterben oder sich von einem entfernen und wie sich das auf den Menschen gegenüber auswirkt. Ich weiss nicht genau, warum gerade dieses Thema in meinem Kopf herumschwirrte.

„Sing To The River“ ist Ihrem Vater gewidmet, der starb, als Sie 19 Jahre alt waren. In diesem Song verarbeiten Sie dieses Thema zum ersten Mal.

Lawson: Das ist richtig, ich habe noch nie darüber gesungen. Ich konnte es wohl einfach nicht. Aber jetzt bin ich an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich mich stärker und gefestigter fühle und es deshalb einfacher ist, darüber zu reden.

Auch bei „The Last Spark“ geht es um den Tod.

Lawson: Keine Ahnung, wo dieser Song herkam. Er hat zumindest nichts mit meinem Vater zu tun. Das Lied mutierte während dem Song-Writing einfach zu diesem apokalyptischen Liebeslied. Was erstaunlich ist. Denn der Song entstand in Zusammenarbeit mit dem Songwriter Johnny McDaid (Snow Patrol, Anm d. Red.) und die meisten dieser Songwriter wollen nur einen grossen Pop-Radio-Hit schreiben. Ich hatte das Glück, dass ich Leute gefunden habe, die einfach nur gute Musik schreiben wollten.

Sie sind jetzt über 40 Jahre alt, machen schon ihr ganzes Leben lang Musik, werden aber meistens als Newcomer gesehen. Fühlt sich das nicht seltsam an?

Lawson: Doch, aber dagegen kann ich wohl nichts machen.

Gab es jemals einen Punkt in Ihrem Leben, als Sie dachten, dass es nichts wird mit der Musikerkarriere und Sie sich nach einem neuen Job umgeschaut haben?

Lawson: Nein. Ich hatte nie einen Plan B. Das kann man jetzt als sehr mutig oder sehr dumm bezeichnen – ich bin mir selbst noch nicht so ganz sicher…

Jetzt touren Sie auf jeden Fall um die Welt. Sie selbst haben öfter gesagt, dass Sie aber nicht an diesem verklärten Rock ’n‘ Roll-Lifestyle interessiert sind.

Lawson: Zunächst einmal kann ich gar nicht trinken, wenn ich auf Tour bin, sonst verliere ich meine Stimme. Von daher kann ich eigentlich nicht wirklich Party machen. Ausserdem mag ich Tee, ich bin ein grosser Teetrinker. Das macht mich wohl nicht gerade Rock ’n‘ Roll. Aber das macht mir nichts aus. Ich glaube Bands, die nur auf das Ende des Abends warten, damit sie endlich trinken und Party machen können, machen es einfach falsch. Die Show sollte der beste Teil des Abends sein, nicht die Party danach. Ich mache Musik nur, weil sie mich emotional berührt und weil ich damit eine Verbindung hatte.

Was war der erste Song, der Sie so richtig berührt hat?

Lawson: „Please Please Please Let Me Get What I Want“ von The Smiths. Ich erinnere mich noch daran, wie ich diesen Song in der Grundschule voller Inbrunst gesungen habe. Der Song ist einfach grossartig! Ich liebe ihn bis heute.

Haben Sie quasi damals schon den Entschluss gefasst, Musiker zu werden?

Lawson: Ich habe zumindest etwas um die gleiche Zeit meine erste Gitarre bekommen. Meine Brüder sind etwas älter als ich. Sie haben auch zu der Zeit begonnen sich für The Smiths zu interessieren oder auch für die Jackson 5. Daher kommt auch meine Liebe zu Michael Jackson. Aber der Entschluss Musiker zu werden, kam doch deutlich später. Ich habe eine Zeit lang eine Kunsthochschule besucht und dort einen Fotografie-Kurs belegt. Aber mir gefiel es gar nicht dort. Also habe ich mit der Studienberatung geredet. Die Dame fragte mich direkt, was es ist, das ich wirklich machen will. Ich habe instinktiv geantwortet, dass ich Musik machen will. Vorher kam ich gar nicht auf die Idee, dass ich damit wirklich meinen Lebensunterhalt bestreiten könnte. Also bin ich von der Schule abgegangen und zog nach London.

Wie haben Ihre Eltern reagiert, als Sie ihnen sagten, dass Sie die Schule hinschmeissen und Musiker werden?

Lawson: Ich glaube, sie waren etwas überrascht, weil ich ein sehr stilles Kind war. Ich glaube, dass ich auf die Bühne wollte, um für Menschen zu singen, hat sie sehr überrascht. Aber gleichzeitig haben sich mich sehr dazu ermutigt.

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