IAMJJ: «Ich will ein Imperium aufbauen»

Der Songwriter IAMJJ gilt für viele als heissester Newcomer des Jahres. Im Interview spricht das Multitalent über sein düsteres Debütalbum „Bloody Future“ und die hohen Ziele, die er mit seiner Kunst hat.

Der Songwriter IAMJJ (25) wurde von der Fachpresse schon im Vorfeld der Veröffentlichung seines Debütalbums „Bloody Future“ mit Lorbeeren überhäuft: Unangepasst, aussergewöhnlich, der heisseste Newcomer des Jahres. Die musikalischen Ambitionen des dänischen Multitalents starteten eigentlich schon mit 13 Jahren, als er das erste Mal eine Gitarre in die Hand nahm. Doch zunächst machte der 25-Jährige einen kleinen Umweg und kam erst später wieder zur Musik. Im Interview spricht IAMJJ über seine Zukunftsvision für die Menschheit, die Schattenseiten von Social-Media und welche hohen Ziele er mit seiner Musik verfolgt.

Sie haben zunächst als Künstler angefangen. Warum haben Sie sich später dann der Musik zugewandt?

IAMJJ: Ich wollte schon von klein auf ein Rock-Star sein. Es hat sich einfach natürlich angefühlt, Gitarre zu spielen. Ich mag die Art, wie Musik Gefühle vermitteln kann. Die Gitarre war für mich ein gutes Werkzeug, um das, was ich auf dem Herzen hatte, auszudrücken. Ich habe mich einfach sehr sicher gefühlt und hatte die volle Kontrolle darüber.

Es gibt Künstler, deren Gemälde oder Skulpturen nie endgültig fertig werden. Wie entscheiden Sie, wann ein Song oder eines Ihrer Kunstwerke „fertig“ ist?

IAMJJ: Wenn weniger mehr ist. Man kann einen Scheisshaufen aufpolieren, aber am Ende bleibt es ein Scheisshaufen. Man kann einem Song immer noch Streicher, Synthesizer und sonst was hinzufügen. Wenn die Melodie und der Text stark sind, dann ist es wichtig, den Song nackt zu lassen. Aber wenn der Song, im übertragenen Sinne, zu Beginn den BH oder das Höschen noch an hat, er aber am Ende nackt ist, haben wir eine Art Striptease – dann ist es auch ein guter Song. Wenn man zu viel in einen Song hineinpackt, dann hat er keine Luft zum Atmen. Das Wichtigste beim Musikmachen ist für mich, dass der Weg vom Herzen bis zum fertig aufgenommenen Song so unverfälscht wie möglich ist.

Sie haben in das Artwork von „Bloody Future“ sehr viel Zeit und Mühe investiert. Ist das ihrem Künstlertum geschuldet?

IAMJJ: So habe ich das eigentlich noch nie betrachtet. Aber da ich ein Künstler bin, ergibt sich das vermutlich ganz natürlich. Ich will über alles die Kontrolle behalten und möglichst viel selbst machen. Das Bild auf dem Cover ist zum Beispiel auch von mir. Ich möchte als IAMJJ ein Imperium aufbauen und sicher gehen, dass meine Sprache und meine Ideen sowohl in Fotos, Bildern aber auch Musik aufgehen. Ich möchte ein ganz neues Aroma erfinden, eine ganz neue Süssigkeit, die die Menschen lieben.

Wie viele Schichten wird ihre Süssigkeit haben?

IAMJJ: Mein Album hat 13 Songs, die alle völlig verschieden sind, aber die gleich Zutat haben. Deshalb hassen so viele Leute meine Musik. Sie wollen am liebsten ein Album, auf dem der erste und der letzte Song genau gleich klingen. Ich will keinen Song hören, der 45 Minuten lang ist. Ich wollte einen Song erschaffen, den du beim Aufwachen hören willst, einen den du beim Feiern hören willst und einen, den du hören willst, wenn du Sex hast.

Sie sagen immer wieder, dass Sie wollen, dass die Menschen Sie entweder hassen oder lieben. Warum?

IAMJJ: Weil ich Vielfalt will. Ich will lieber Leute, die mich hassen, als welche, die denken, meine Musik wäre ganz okay. Wenn man versucht jeden zu erreichen, kann es passieren, dass du am Ende niemanden erreichst.

Auf Ihrem Album gibt es einige Tracks, die ein sehr düsteres Bild der heutigen Welt zeichnen.

IAMJJ: Das stimmt. Aber ich denke, dass meine Generation entweder auf etwas sehr Befriedigendes oder sehr Schreckliches zusteuert. Durch Facebook spielt es fast gar keine Rolle mehr, wer wir wirklich sind, sondern was wir die Menschen glauben machen können, wer wir sind. An irgendeinem Punkt werden die Menschen vielleicht so viel Zeit damit verbringen, ihr falsches digitales Selbstbild aufrecht zu erhalten, dass sie vergessen, wer sie wirklich sind.

Vielleicht liege ich damit aber auch falsch. Das wird sich zeigen. Dennoch könnte die Zukunft ziemlich düster werden. Die Menschen vergessen einfach sich selbst zu lieben und versuchen jemand zu sein, der sie in Wirklichkeit gar nicht sind. Aber erst wenn man selbst glücklich ist, kann man die anderen um sich herum auch glücklich machen.

Was wollen Sie den Hörern mit ihrer Musik mitgeben?

IAMJJ: Ich will, dass sie sich glücklich oder traurig fühlen. Ich will, dass meine Musik ihnen Hoffnung gibt.

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