Winston McCall von Parkway Drive: «Es geht oft um Verlust und Trauer»

Verlust und Trauer sind zentrale Themen auf dem neuen Parkway-Drive-Album „Reverence“. Sänger Winston McCall spricht im Interview über persönliche Tragödien und die dunkelsten Jahre seines Lebens.

Parkway Drive haben mit ihrem letzten Album „Ire“ den Sprung in den Metal-Olymp geschafft. Mit ihrem mittlerweile siebten Album „Reverence“ gehen die Australier nun ihren zuvor eingeschlagenen Weg konsequent weiter und zeigen sich soundtechnisch noch variabler und ungewohnter als jemals zuvor. Sänger Winston McCall (35) verrät im Interview, wie persönliche Tragödien den Sound des Albums geformt haben und wie der Erfolg die Band aus der Kleinstadt Byron Bay überwältigt hat.

Sie haben mit Ihrem letzten Album „Ire“ die Top Ten in Deutschland geknackt – und das mit einem recht harten Sound. Wie fühlt sich das an?

Winston McCall: Das ist ziemlich verrückt und so überwältigend, dass es mir manchmal schwer fällt, es in Worte zu fassen. Wir sind eine Band aus einer kleinen Stadt in Australien und hätten nie gedacht, dass das möglich wäre.

Wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie damit tatsächlich Ihren Lebensunterhalt bestreiten können?

McCall: Wir hatten einfach Glück. Denn wo wir herkommen, gibt es schlicht keine Jobs. Als wir dann angefangen haben in Europa zu touren, mussten diese Shows einfach unsere Miete bezahlen. Wir hatten eigentlich keine andere Wahl. Der Punkt, an dem es für uns wirklich zur Realität wurde, war nachdem wir „Ire“ veröffentlicht haben. Danach sind die Zuschauerzahlen auf unseren Konzerten regelrecht explodiert.

Verändert das Bewusstsein, dass Sie Musik nicht mehr nur als Hobby machen, Ihre Herangehensweise an das Songwriting?

McCall: Nicht wirklich. Wir sind immer noch sehr dankbar, dass wir das machen können, was wir machen. Die Grundlage von allem, was wir tun ist, dass wir zu aller erst Musik schreiben, die wir hören wollen. Sicherlich hat sich die Musik, die wir gerne hören und die wir gerne spielen, im Laufe der Jahre verändert. Aber am Ende des Tages müssen wir diese Lieder jeden Abend live spielen.

Stichwort Touren. Viele Musiker tappen in die Alkohol- und Drogen-Falle auf Tour. Unter anderem auch, weil gerade Alkohol unkompliziert verfügbar ist. Wie halten Sie sich auf Tour gesund?

McCall: Ich habe glaube ich seit 19 Jahren kein Tropfen Alkohol mehr getrunken. Auch die anderen Jungs trinken nicht übermässig viel. Hier und da mal ein paar Bier. Wir haben einfach nie den Wunsch danach verspürt. Ich glaube wirklich, es kommt daher, dass wir Surfer sind. Das klingt vielleicht komisch, aber wenn man sich jeden Abend betrinkt, kann man am nächsten Tag nicht mehr surfen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, ein ganzes Konzert mit einem üblen Kater oder sogar betrunken zu spielen. Das Konzert am Abend ist für sich alleine genommen schon so ein Rausch. Ich kann mir keine Substanz vorstellen, die das je besser machen könnte. Wir essen gesund und haben keine Drogenprobleme. Das hält uns fit.

Die erste Single „Wishing Well“ hat ihre Erfolgsgeschichte weitergeschrieben und bekam in einer Woche mehr als 400’000 Views auf YouTube…

McCall: Das ist die verrückteste Resonanz, die wir je auf einen Song von uns bekommen haben und einfach nur völlig unerwartet. Man weiss nie, was passiert vor einem Release. Besonders weil dieses Album so anders klingt, als alles, was wir bisher gemacht haben.

Aber die Single klingt durchaus wie ein klassischer Parkway-Drive-Song.

McCall: Genau das haben wir uns auch gedacht. Trotzdem war es sehr schwer, eine Single auszusuchen. Es gibt nicht den einen Song, von dem man auf den Rest des Albums schliessen kann. Letzten Endes ist es dieser Song geworden, auch als Opener für das Album, weil er dieses klassische Parkway-Drive-Feeling hat und wir die Leute nicht direkt vor den Kopf stossen wollten mit den andersartigen Songs. Es gibt einige Schocker auf dem Album und wir wollten damit die Fans so sanft wie möglich an das neue Material heranführen.

Der Promo-Zettel behauptet, dass das das persönlichstes Album ist, das Sie je geschrieben haben. Was genau bedeutet das im Hinblick auf die Texte und natürlich die Musik?

McCall: Jedes unserer Alben spiegelt uns in dem Moment wieder, in dem wir uns in unserem Leben befinden. Es dauert bei uns ein paar Jahre, bis wir ein Album geschrieben haben. Und diese Jahre waren für einige der dunkelsten, durch die wir gehen mussten. Es gab viele Tragödien in unserem persönlichen Umfeld. Wir haben Freunde und Familienmitglieder verloren. Es war eine sehr schwierige und intensive Zeit für uns, weshalb das Album sehr düster geworden ist. Und deshalb geht es in vielen Texten um Verlust und Trauer auf eine direktere und weniger poetische Art und Weise als zuvor. Es gab einfach kein Vorbeikommen an diesen Emotionen.

Auf Ihren alten Alben haben Sie sich viel mit Umweltproblemen und dergleichen beschäftigt. Das grosse Ganze so zu sagen. Sind die Songs jetzt in ihrer Erzählweise auf Ihre eigene Sicht heruntergebrochen?

McCall: Definitiv. Aber ich kommentiere immer noch auch andere Themen. Nur werden sie aus einer anderen Perspektive betrachtet. Einfach mehr durch meine Augen. Teilweise sind die Texte sehr sarkastisch und ziemlich düster.

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