Barbara Schöneberger findet klare Worte zum Echo-Skandal

Die lustige und gewitzte Barbara Schöneberger kann auch knallharten Klartext. Das zeigt die Moderatorin und Sängerin bei der Echo-Diskussion und bei der Frage, warum sie nicht selbst beim Eurovision Song Contest antritt.

Das neue Album von Barbara Schöneberger (44) heisst „Eine Frau gibt Auskunft“ (ab 11. Mai, Sony Music, Tour ab März 2019) – und der Name ist Programm. Selbstbewusst, humorvoll und melodisch singt die Wahl-Berlinerin über die Herausforderungen einer Frau: Dates, Patchworkfamilie, Routine-Sex… So zielsicher wie Schöneberger auf der angenehm unanstrengenden Platte die Töne und Pointen trifft, so deutlich formuliert sie aber auch ihre Meinung, wenn es um den Echo-Skandal geht.

Nachdem es schon häufiger erbitterte Diskussionen um Nominierungen und Auszeichnungen für Künstler mit gewaltverharmlosenden, frauenfeindlichen, homophoben oder antisemitischen Texten gab, war der Sturm der Entrüstung nach der jüngsten Ausgabe der Preisverleihung auch innerhalb der Branche so gross, dass der Musikpreis in seiner bisherigen Form nun Geschichte ist. Barbara Schöneberger moderierte die Show in den Jahren 2009, 2012, 2015 und 2016. Im Interview erklärt die beliebte Entertainerin, was sie von der Einstellung des Preises hält.

In diesem Gespräch hat die Moderatorin, Sängerin, Lifestyle-Ikone und Autorin ausserdem verraten, ob sie vielleicht selbst mal Lust hätte, als deutsche Vertreterin zum Eurovision Song Contest zu fahren. Denn auch bei dieser musikalischen Kultveranstaltung ist sie seit Jahren als Moderatorin der grossen Reeperbahn-Party mit von der Partie.

Was halten Sie als langjährige Echo-Moderatorin von dem Skandal um die diesjährige Verleihung und von der nun angekündigten Runderneuerung?

Barbara Schöneberger: Die Verantwortlichen des Musikpreises haben sich in diese Situation gebracht und daher hält sich mein Mitleid in Grenzen. Leid tut es mir für all die Preisträger, die den Echo zu Recht erhalten haben. Und auch für diejenigen, die in naher Zukunft noch einen erhalten sollten, weil der Jazz- und der Klassik-Echo ja noch anstanden.

Wie hätte es anders laufen können?

Schöneberger: Man hätte im Vorfeld eine andere Entscheidung treffen sollen. Die hätte man dann auch gar nicht gross begründen müssen. Man hätte einfach sagen können: Diese Art von Texten hat in Deutschland keine Berechtigung. Und da geht es nicht nur um Antisemitismus, sondern auch um Frauenfeindlichkeit und Homophobie. Typen, die solche Inhalte verbreiten, möchte ich persönlich auf keiner deutschen Bühne sehen. Ich finde dieses ganze Genre Gangster-Rap absolut entbehrlich. Und dass ein Major Label wie BMG / Bertelsmann solche Typen überhaupt verlegt, und ihnen eine Plattform für ihren Schwachsinn gibt, kann ich einfach nicht verstehen. Da muss einfach irgendeiner im Vorfeld sagen: Tut mir Leid, sowas können wir nicht machen. Das hat keine Berechtigung in der deutschen Unterhaltungsindustrie. Auch wenn man damit Geld verdienen kann, muss man es trotzdem nicht machen.

Dem Echo lagen ja auch Verkaufszahlen zugrunde. Was halten Sie denn davon, dass diese Musik so viele hören?

Schöneberger: Es gibt sicher viele Leute, die der gleichen Meinung sind wie die Musiker. Ich glaube aber auch, dass viele Jugendliche gar nicht wissen, was da genau gesagt wird. Oder sie in einem Umfeld leben, wo es normal ist, dass Frauen schlecht behandelt werden. Und durch solche Texte werden sie weiter negativ beeinflusst. Oder finden es normal, dass man so miteinander umgeht. Die Texte holen vermutlich nicht das Beste aus einem Menschen heraus. Ich will so etwas jedenfalls nicht hören. Ich will auch nicht, dass meine Kinder das hören. Ich will einfach nicht, dass sowas verbreitet wird. Und daher muss man versuchen, es zu verhindern.

Die Musiker könnten ihre CDs im Eigenvertrieb vermarkten…

Schöneberger: Von mir aus können diese Typen ihre CDs selber drucken, die Mutter von Farid Bang soll die Cover aufkleben und dann können sie die CDs im Eigenvertrieb auf dem Flohmarkt verkaufen oder an der U-Bahn-Station verteilen.

Ein anderes grosses Musik-Thema ist der Eurovision Song Contest. Auch hier moderieren Sie schon lange diverse ESC-Veranstaltungen. Zuletzt schnitt Deutschland immer ziemlich schlecht ab. Warum treten Sie denn nicht selbst an?

Schöneberger: Nach den Ergebnissen der letzten Jahre bin ich in der Moderation besser aufgehoben als in der Performance. Ich freue mich natürlich auch in diesem Jahr wieder – vermutlich bei schlechtem Wetter -, auf der Reeperbahn in Hamburg zu stehen und zu moderieren. Das macht mich glücklich. Dieses Jahr werde ich im Rahmen der grossen Reeperbahn-Party, die ja um 20:15 Uhr im Ersten beginnt, auch zwei eigene Songs singen.

Würden Sie wenigstens über eine ESC-Teilnahme nachdenken, wenn man Sie von offizieller Seite her fragte?

Schöneberger: Ich glaube, ich möchte mich nicht so beurteilen lassen. So geht es auch vielen etablierten Künstlern in Deutschland. Keiner hat Lust, zurückzukommen und der totale Loser zu sein. Ein anderer Punkt ist, dass so eine ESC-Teilnahme zwei Monate komplett in Anspruch nimmt. Die habe ich nicht. Ich möchte nicht mal zwei Wochen durchgehend für Promotionarbeit in einem ganz anderen Land sein. Da bin ich lieber zuhause und schaue mir an, wie der Flieder blüht. Die Moderation auf der Reeperbahn mache ich wirklich gern und unseren Kandidat Michael Schulte finde ich ziemlich gut. Ich bin gespannt, wie es dieses Jahr läuft. Warum es mal klappt und mal gar nicht, ist mir ein ewiges Rätsel. Die deutschen Teilnehmer der vergangenen Jahre waren auch nicht schlecht. Aber das ist halt der ESC.

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