Bligg schreibt grosses Kino

Bligg schreibt grosses Kino

Der Zürcher schwebt auf einer Erfolgswelle. Seine Mundartlektion hat sich bereits in den Gehörgängen festgeklebt, kriecht der nächste Ohrwurm dort rein. „Hilf mir“ heisst die zweite Single ab Bliggs aktuellem Album „Service PuBligg“.

Die Plattenpause nach „Bart aber herzlich“ schien kurz. Dabei sind bereits drei Jahre nach Bliggs Vierfach-Platin-Album „Bart aber herzlich“, jener Platte, die sich 83 Wochen, also über eineinhalb Jahre, in der Schweizer Longplayhitparade hielt. Mit mehr als einer halben Million verkauften Tonträgern, je zwei Nummer-1-Alben und -Singles, insgesamt drei Top-Ten-Alben und sieben Top-Ten-Singles gehört der Zürcher Künstler zu den erfolgreichsten Schweizer Musikern überhaupt. Bligg stilistisch einzuordnen wird zusehends schwieriger. Das mittlerweile achte und von ihm in Eigenregie produzierte Studioalbum zeichnet sich durch einen variantenreichen Mix aus Rock, Folk, Ska, Pop und natürlich Mundartrap aus. Davon hat es sogar eher wieder mehr. „Service PuBligg“ ist hitlastig und auch auf Livetauglichkeit scheint Bligg geachtet zu haben. Mitte Oktober besuchte er das trend magazin in St. Gallen.

Hallo Bligg und willkommen in St. Gallen, wie geht es dir?

Bligg: Super. Es ist sehr motivierend, wenn man hier in St. Gallen durch die Strassen flanieren darf.

Ende Oktober kam dein neues Album namens „Service PuBligg“ in den Handel. Grosses Kino! Erzähl uns ein bisschen mehr über deine neue Platte?

Bligg: Herzlichen Dank! Grosses Kino – dieser Begriff liegt nicht sehr fern vom Ganzen. Nicht weil ich jetzt selbst finde, dass es ein grosses Kino ist. Der Ausdruck Kino ist sehr wichtig im Zusammenhang mit dem „Service-PuBligg“-Album. Als es darum gegangen ist, was wir nach den letzten zwei Erfolgsalben machen könnten, setzten wir uns vor ein weisses Blatt Papier und überlegten uns, in welche Richtung es gehen sollte. Da ich ein grosser Film- und Serienfan bin, habe ich mir dann gedacht, dass es cool wäre, wenn dieses Album wie ein Film daherkommt – unabhängig von der musikalischen Machart, sondern was seine Erscheinung angeht. Es beginnt bei dieser Puppe auf dem Cover. Im Booklet ist jedem Song ein Bild zugewiesen. Ich wollte so eine Erlebniswelt schaffen. Wenn man sich die CD anhört, kann man via Booklet in die «Service-PuBligg»-Welt abtauchen. Nach dem Intro kommt dann der erste Song, „Chopfkino“, welcher es auch auf den Punkt bringt mit der Textzeile „Nähmed Platz i mim Kino und ich nimm eu dur mis Läbe“. Jeder folgende Song erzählt eine Art Kurzgeschichte. Alle zusammen ergeben dann einen grossen Film. Am Schluss hat es auch noch ein Outro namens „Bye Bye“. Das entspricht dann sozusagen dem Filmabspann.

Wie würdest du dieses Album beschreiben?

Bligg: Ich habe zuerst fünf Wörter auf ein Blatt Papier geschrieben, was ich wollte, dass dieses Album erreicht. Wenn ich es in fünf Worten beschreiben müsste: Es soll den Booms eines Hiphop-Albums haben, die Attitüde eines Rockalbums, die Catchiness eines Pop-albums. Textlich soll es sehr vielfältig sein und generell einfach facettenreich. Wenn ich mir das Album anhöre, glaube ich, dass wir diese Attribute alle erreicht haben.

Die ganzen Texte hast du alle selbst dazu beigesteuert?

Bligg: Alles! Jede Zeile, die man von mir hört und jedes Wort ist von mir, früher und heute. Ich schreibe die Songs und ich produziere auch. Wir haben dieses Album im totalen Alleingang produziert. Ich habe ein Produktionsteam mit ein paar Kollegen zusammengestellt. Es steckt viel mehr dahinter als man denkt. Für das ganze Artwork und auch für den Bereich Internet und Socialmedia bin ich selber zuständig.

Was hörst du privat?

Bligg: Ich habe eine grosse Soundsammlung und höre sehr Vieles, kreuz und quer, von ganz hartem Gangstarap über ältere Rocksachen wie Led Zeppelin bis zu Modernem. Ich mag auch elektronische Mucke wie z.B. Skrillex oder viele Housesachen.

Wer gehört zu deinen besten Promifreunden?

Bligg: Ich verkehre überhaupt nicht in dieser Promiwelt und gehe auch nicht an diese Cüplianlässe oder wie die alle heissen. Emel ist eine sehr gute Freundin von mir. Ich finde sie immer noch eine der besten Stimmen in der Schweiz. Sie singt auch auf meinem Album Background. Ich habe keine Duettpartner auf meinem neuen Album, was ich sonst mit Kool Savas oder Xavier Naidoo usw. immer hatte. Diesmal wollte ich einfach ein pures Bligg-Album machen. Stress ist auch ein sehr guter Freund von mir. Ich bin eigentlich mit stinknormale Leute unterwegs.

Du hast schon länger Erfolg und eine sehr grosse, starke Fanbase. Was denkst du, ist das Rezept deines Erfolgs?

Bligg: Ich bin noch nie vor einem Blatt gesessen und habe mir gedacht, dass ich mir jetzt eine Karriere designe oder so etwas in diese Richtung (lacht). Ich glaube, dass es vielleicht auch genau das ist. Ich sehe auch wie einige Musikerfreunde an die Sache rangehen. Oft ist vieles zu sehr durchstudiert und dies und jenes sollte erreicht werden. Vielleicht ist es bei mir auch eine gewisse Authentizität. Viele Leute sagen mir, dass ich sehr authentisch sei und auf dem Boden geblieben bin. Ich glaube, es sind verschiedene Komponenten. Ich mache das schon sehr lange und bin nicht einfach ein Castingshow-Act, welcher über Nacht bekannt wurde. Weiter glaube ich, dass ich auch irgendwie sehr unique bin. Ich wüsste jetzt niemand Vergleichbares. Ich meine das jetzt nicht überheblich oder so etwas in diese Richtung, sondern was mein Genre betrifft. Ich mache keinen Berner Mundartpop wie dieses ein paar andere Bands tun. Bligg ist etwas sehr Eigenständiges, auch die Experimentierfreudigkeit oder die Art meiner Texte. Das spielt bestimmt alles eine gewisse Rolle.

Was wirst du auf der Strasse am meisten gefragt?

Bligg:  „Bisch du de Bligg?“ Weil die Leute sich nicht ganz sicher sind und es kann ja nicht sein, dass der Bligg jetzt und in diesem Moment einfach hier steht (lacht).

Welcher der beiden Künstler / Künstlerin oder Band sagt dir eher zu: U2 oder Coldplay?

Bligg: Eine ganz schwierige Frage. Ich habe einen ganz anderen Bezug zu beiden Bands. Coldplay ist aktuell und ich finde sie eine super geile Band, U2 hat mich aber eher geprägt, da ich in meiner Kindheit u.a. mit „Rattle and Hum“ gross geworden bin. Sie sind zwar ähnlich, aber in meiner Wahrnehmung haben sie zwei total verschiedene Einflüsse.

Madonna oder Lady Gaga?

Bligg: Madonna, sie ist das Original. Gaga hat schon Vieles von ihr geklaut. Madonna hat nach wie vor einen sehr grossen Hitkatalog. Gaga ist diesbezüglich auf einem sehr guten Weg. Ich finde Lady Gaga super, aber sie ist noch nicht da angelangt.

The Rolling Stones oder The Beatles?

Bligg: Stones!

Marilyn Manson oder Alice Cooper?

Bligg: Hmm. Alice, nicht nur musikalisch, sondern sein ganzer Auftritt, die Videos und seine Bildsprache sind einfach grandios. Ich habe ihn auch schon mal persönlich getroffen, als er einmal in Zürich eine Bilderausstellung hatte. Er ist ein cooler Typ!

The Cure oder Depeche Mode?

Bligg: The Cure. Sie haben ein paar Songs, die mich sehr beeinflusst haben. Ich weiss, dass dies jetzt bei manchen schlecht ankommt, weil ich mich für The Cure entschieden habe (lacht). Depeche Mode hat eine riesige Fanbase. Jeder zweite Freund von mir ist ein riesiger Depeche-Mode-Fan. Ich finde es auch extrem geil was sie machen.

Eine Message für deine Fans?

Bligg: Was soll ich ihnen schon gross sagen was sie nicht schon wissen. Meine Fans sind intelligent, gutaussehend und sehr, sehr hilfsbereit. Bligg-Fans sind Bligg-Fans!

Vorheriger ArtikelVolbeat begeistert die Rockwelt
Nächster ArtikelLeona Lewis: Von Motown-Klassikern inspiriert