The Cranberries: Sie veröffentlichen ihr letztes Album „In the End“

Ihr Album erscheint am 26. April: „In the End“ lautet der Titel. Ein letztes Mal Dolores O’Riordan, ein letztes Mal The Cranberries. Ihre Bandkollegen haben die Platte nach ihrem Tod ohne die Sängerin fertig gestellt.

Am 26. April ist es soweit: Die Fans der Rockband „The Cranberries“ können ein letztes Mal die Stimme der berühmten „Zombie“-Sängerin Dolores O’Riordan hören. Trotz ihres plötzlichen Todes im Januar 2018 hatten die verbliebenen Bandmitglieder beschlossen, das geplante achte Studioalbum „In the End“ zu veröffentlichen: Nun ist es der verstorbenen Sängerin gewidmet.

Im Jahr 2017 gingen The Cranberries auf Tour. Wegen andauernder Rückenprobleme hatte Dolores O’Riordan dann aber Konzerte absagen müssen: Im Mai gab die Band ihr letztes Konzert. Gitarrist Noel Hogan erzählte in einem Interview mit dem Radiosender „radioeins“ über die Zeit danach: „Ihr war langweilig. Sie war zurück in New York – dort hat sie in der Zeit gelebt – und sie sagte, sie wolle neue Songs schreiben. Und wir redeten miteinander: ‚Anstatt die Zeit verschwenden, lass sie uns doch produktiv nutzen.'“

„In the End“ entstand im Jahr 2017

„Dann haben wir Ideen hin und her geschickt“, sagte er weiter, „das hat den Ball ins Rollen gebracht.“ Ein paar Monate lang tauschten sie also weiterhin ihre Ideen aus. Schon zuvor habe Dolores O’Riordan auch alleine an Songs gearbeitet. So seien die elf Tracks entstanden, die nun auf dem Album „In the End“ zu hören sind. Im Dezember 2017 nahmen The Cranberries dann die ersten Demos der neuen Songs auf. Anfang 2018 wollten sie das Album im Studio produzieren.

Doch es kam anders: Dolores O’Riordans plötzlicher Tod am 15. Januar 2018 traf die Bandmitglieder unvorbereitet: Mehrere britische Medien berichteten, dass die Sängerin in der Badewanne eines Londoner Hotelzimmers ertrunken sei. Gerichtsmediziner stellten einen hohen Alkoholgehalt im Blut fest. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass es sich hierbei um etwas anderes als einen Unfall handelt“, zitierte die britische Zeitung „The Guardian“ den zuständigen Gerichtsmediziner. „Es lag keine Absicht vor, es war offensichtlich ein tragischer Unfall.“ Dolores O’Riordan wurde nur 46 Jahre alt.

Ehrung der verstorbenen Bandkollegin

Sie sei zuvor noch so euphorisch wegen des neuen Albums gewesen. „Wir erinnerten uns daran, wie begeistert Dolores von der Aussicht war, dieses Album zu machen und wieder auf die Strasse zu gehen, um die Songs live zu spielen“, schrieb die Band ein Jahr später in einem emotionalen Facebook-Post. „Nach Dolores‘ niederschmetternden und unerwarteten Tod im Januar 2018 haben wir uns eine Auszeit genommen und alle Pläne auf Eis gelegt. Mit der Zeit überlegten wir, wie wir unsere enge Freundin und Bandkollegin am besten ehren könnten. Das war ein sehr schmerzhafter Prozess.“

Produzent Stephen Street habe The Cranberries darin bestärkt, das geplante Album trotz des Todes von O’Riordan zu veröffentlichen. Auch O’Riordans Familie habe die Idee unterstützt. Nur zwei Monate danach begann die Band mit der Produktion. „Es waren natürlich viele Emotionen dabei. Wir wollten es aber nicht lange hin- und her schieben. […] Vielleicht hätten wir sonst gesagt: ‚Lasst es uns doch nicht machen'“, erzählte Schlagzeuger Fergal Lawler im Interview mit „radioeins“.

„Gerade an den ersten Tagen war es sehr komisch“, sagte Bassist Mike Hogan über die Produktionszeit, „aber als wir dann beim Aufnahme-Prozess im Studio waren, haben wir das einfach ausgeblendet und weitergemacht. Wir haben den Tag lang nicht so viel drüber nachgedacht. Aber als wir aus dem Studio wieder rausgegangen sind und uns das Ergebnis angehört haben, war das schon emotional für uns.“

Erste Single „All Over Now“ mit erschreckendem Text

Zu O’Riordans erstem Todestag haben The Cranberries bereits eine erste Single des neuen Albums veröffentlicht: „All Over Now“. Gleich eine der ersten Songzeile erschreckte die Fans: „Do you remember, remember the night? At a hotel in London, they started to fight“ („Erinnerst du dich an die Nacht? In einem Hotel in London fingen sie zu kämpfen an). Das „Hotel in London“ deutete für viele auf den Ort ihres Todes hin.

Noel Hogan bestritt dies jedoch im Interview mit „radioeins“: „Die Songs des Albums wurden ungefähr von Juni bis Dezember geschrieben. Es wurde einfach wie ein weiteres Cranberries-Album geschrieben. Niemand wusste, was im Januar passieren würde. Ich weiss, die Leute werden mehr hineininterpretieren, als Dolores jemals über die Songs gedacht hat.“

„In the End“ schliesst mit erlösenden Worten

„Die Leute werden es als etwas anderes verstehen, wenn sie das Album hören“, sagte er. „Es war der Sommer, in dem sie viel durchgemacht hat. Sie wollte das hinter sich lassen und war bereit, weiterzumachen. Und das ist, worum es geht.“ In der kanadischen TV-Nachrichtensendung „Entertainment Tonight Canada“ erzählte Noel ausserdem: „Sie hat gesagt: ‚Ich bin gerade in einer super Verfassung, um Songs zu schreiben. Ich habe so viel zu sagen. In den letzten drei Jahren habe ich Kriege in vielerlei Hinsicht durchgemacht. Jetzt lasse ich das hinter mir.'“

Das letzte Album der Cranberries endet mit dem gleichnamigen Song „In the End“, in dem O’Riordan erlösende Worte findet: „Take my house, take the car, take the clothes. But you can’t take the spirit“ („Nimm mein Haus, nimm das Auto, nimm die Kleidung. Aber du kannst mir nicht meine Seele nehmen“). Ihre Songs habe Dolores O’Riordan am liebsten ganz alleine aufgenommen – bei ausgeschaltetem Licht und bei Kerzenschein, erzählten The Cranberries bei „radioeins“. Ein schönes Bild, um zum letzten Mal der unverwechselbaren Stimme von Dolores O’Riordan zu lauschen.

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