Das machte den „Tatort: Der Mann, der lügt“ so besonders

Was für ein ungewöhnlicher „Tatort“! In „Der Mann, der lügt“ muten die Macher dem Krimi-Fan ein gewagtes Experiment zu: Nicht die Kommissare standen im Mittelpunkt der Geschichte, sondern der Hauptverdächtige. Warum entschied man sich zu diesem Schritt?

Am Ende dieses Krimis ist irgendwie gar nichts gut. Zwar wurden die Täter dingfest gemacht, doch neben den beiden Mordopfern wurde ein weiteres Leben zerstört. Im „Tatort: Der Mann, der lügt“ durchleuchten Bootz (Felix Klare, 40) und Lannert (Richy Müller, 63) das Leben des dringend tatverdächtigen, aber am Ende unschuldigen Gregorowicz (Manuel Rubey, 39) und bringen dabei auch seine aussereheliche, homosexuelle Beziehung mit einem der beiden Opfer ans Tageslicht. Kurz vor dem Abspann erfährt der Zuschauer überdies, dass Gregorowicz sich das Leben genommen hat. Um diese bewegende Geschichte so realistisch wie möglich zu erzählen, bedienten sich die Macher eines eigentlich simplen Tricks.

Nicht die Ermittler selbst nahmen das Publikum an der Hand und führten es durch den Film, sondern der Tatverdächtige selbst. Ein für das Krimi-Publikum am Sonntagabend völlig ungewohnter Schachzug. Doch warum entschieden sich die Autoren überhaupt für diesen Perspektiv-Wechsel? Natürlich einerseits um so mehr Nähe zum eigentlichen Protagonisten zu schaffen. Doch es gab auch noch einen weiteren Grund: Das zugrunde liegende Drehbuch stammt aus den Federn von Martin Eigler, gleichzeitig auch der Regisseur, und Sönke Lars Neuwöhner, die schön häufiger in „Tatort“-Produktionen gemeinsame Sache machten.

So sehen die Schauspieler ihren Filme

„Wir trugen uns schön länger mit der Idee, einen sozusagen umgekehrten ,Tatort‘ zu erzählen“, gibt Neuwöhner zu. Man sei daran interessiert gewesen, wie sich der Blick auf die vertrauten Kommissare verändere, wenn sie als Gegenspieler erscheinen. Eigler ergänzt: „Da wir aus der Perspektive des Verdächtigen erzählen, wird das Auftauchen der Ermittler als bedrohlich und beunruhigend wahrgenommen.“ Gleichzeitig wisse man aber aus mehr als 20 Filmen, dass Lannert und Bootz eigentlich die Guten sind. Daraus entstehe ein interessantes Spannungsverhältnis.

Ein Konzept, dass natürlich auch für die beiden Hauptdarsteller Neuland bedeutete: Im Prinzip verkörpern nämlich weder Richy Müller, noch Felix Klare die Hauptrolle in diesem gänzlich ungewöhnlichen „Tatort“. Die kommt dem Österreicher Manuel Rubey als Jakob Gregorowicz zugute. Doch was sagen die Kommissare zu der neuen Rolle? Felix Klare ist sich offenbar über die entstandene Wirkung noch nicht so ganz sicher. Er hoffe aber, dass sich das Gewollte „Durch-die-Brille-des-Verdächtigen“, auch wirklich übertragen habe. Sein Kollege Richy Müller empfindet das Experiment „sehr spannend“: „Für den Zuschauer wird es unterschiedlich in seinen Sehgewohnheiten werden.“

Übrigens: Es ist tatsächlich schon wieder zehn Jahre her, als sich Richy Müller als Thorsten Lannert und Felix Klare als Sebastian Bootz in Stuttgart zum ersten Mal gemeinsam auf Verbrecherjagd machten. Seitdem folgten insgesamt 22 weitere Einsätze, die bislang von 15 unterschiedlichen Regisseuren inszeniert wurden. Die Macher blieben sich dabei immer treu und veränderten dabei wenig. So trägt Bootz seit Anfang an die gleiche braune und abgegriffene Lederjacke, Lannert steigt seit 2008 in seinen charakteristischen braunen Porsche 911 Targa aus dem Jahre 1975.

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