Bärbel Schäfer: Darum wird es kein Comeback ihrer Talkshow geben

Bärbel Schäfer präsentiert die Doku-Reihe

Quelle: SAT.1/Willi Weber

Bärbel Schäfer erzählt im Interview, warum ihr die neue „Notruf“-Sendung persönlich am Herzen liegt und wie sie auf ihre Talkshow-Vergangenheit zurückblickt. Zudem verrät sie, was sie von der Rückkehr von Stefan Raab hält.

Bärbel Schäfer (60) präsentiert ab 22. April (Montag bis Freitag um 18 Uhr in Sat.1 und auf Joyn) die Doku-Reihe „Notruf“. Darin werden Notärzte und Rettungssanitäter zu Wort kommen und von schwierigen und emotionalen Einsätzen oder spektakulären Rettungen berichten.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Bärbel Schäfer, warum sie ausgerechnet für dieses Thema eine Rückkehr ins TV unternimmt und was die Sendung vom gleichnamigen Format unterscheidet, das zwischen 1992 und 2006 beim Konkurrenten RTL lief und von Hans Meiser (1946-2023) moderiert wurde. Zudem blickt die Moderatorin auf ihre Talkshow-Vergangenheit zurück und verrät, was sie vom angekündigten Comeback von Stefan Raab (57) hält.

Sie haben in einem Statement gesagt, Sie wollen mit dem Format vor allem den Einsatz von Rettungskräften wertschätzen. Inwiefern wird das in der Sendung gemacht?

Bärbel Schäfer: Die Notfallsanitäter und -sanitäterinnen kommen selbst zu Wort. Es sind ihre Fälle, die wir abbilden, nachstellen und drehen. Ich bin ein Drittel der Sendung und mache die An- und Zwischenmoderation dazu. Ich bin nicht mehr vor Ort, ich muss mich von keinem Hubschrauber mehr abseilen, wie das Hans Meiser noch gemacht hat. Von daher wird die Sendung zwar den gleichen Titel wie der Vorgänger tragen, aber im Mittelpunkt stehen die Fälle der Sanitäter und Notfallärzte, die diese besonders bewegt haben.

Wie waren die Dreharbeiten für Sie?

Schäfer: Es war für mich ein wenig, wie nach Hause kommen, vor der Kamera fühle ich mich auf jeden Fall weiterhin wohl und alles ist vertraut. In dem Fall war es ein bisschen wie bei Schauspielern, die mit anderen Schauspielern zu unterschiedlichen Zeiten ihre Szenen drehen. Ich war in meinem Studio, habe meine Moderationen aufgezeichnet und die anderen haben gedreht. Das war hoch logistisch, alle zu einem bestimmten Zeitpunkt an Ort und Stelle zu haben. Das ging nur mit einer Firma wie Filmpool, die solche Daily-Projekte betreut oder mit jemandem wie mir, der Daily-Erfahrung hat und kein Problem damit hat, mehrere Sendungen am Tag auch mal vorzuproduzieren.

Welchen Eindruck haben Sie vom Beruf des Sanitäters?

Schäfer: Es ist ein Ausnahmeberuf. Ich glaube, wir wissen alle, unter was für einem Druck sie stehen. Sie schieben nicht nur Wochenend- oder Nachtdienste, arbeiten an Feiertagen oder bei Events wie Marathon, Karneval oder Silvester. Es passiert auch sehr viel Missbrauch, es wählen Leute einfach den Notruf, weil vielleicht der Partner Schnupfen hat. Es gibt Angriffe oder Rettungsgassen werden versperrt. Deshalb war mir unsere Sendung besonders wichtig, weil wir vielleicht einen Beitrag dazu leisten können, auf die Probleme aufmerksam zu machen. Es war auch der Grund, warum ich nach so vielen Jahren noch mal Lust hatte, zu sagen: „Ich stelle mich vor die Kamera für dieses Projekt.“ Es kommt ja vieles zurück, Stefan Raab, Hoodies aus den 90ern und jetzt eben auch ich (lacht).

Haben Sie persönliche Erfahrungen mit Rettungskräften gemacht?

Schäfer: Es ist ja bekannt, dass mein Bruder und mein damaliger Lebensgefährte tödlich verunglückt sind. Bei meinem Bruder habe ich später erfahren, dass Notfallärzte noch versucht haben, sein Leben zu retten. Es war leider zu spät. Aber dass Menschen es versuchen und dass dieses System in unserem Land funktioniert, dass wir diese Nummer anrufen und innerhalb von fünf bis sieben Minuten ein Wagen mit kompletter Ausrüstung da steht, ist eben nicht überall selbstverständlich. Das mal klar zu benennen, ist ganz wichtig. Wenn ich also im Stau stehe, weil eine Sperrung aufgrund eines Unfalls ist, gehöre ich wahrscheinlich zu den wenigen, die sich nicht aufregen, weil ich weiss, worum man gerade kämpft – das Leben eines geliebten Menschen. So wie in meiner Familie gibt es viele, die danach ohne ihre Angehörigen weiterleben müssen. Und in vielen Fällen haben Notärzte und Notärztinnen ihr Bestes gegeben und erste Hilfe geleistet. Deshalb wollen wir sie in der Sendung als echte Helden in den Mittelpunkt stellen.

Und wie war es für Sie, die Nachfolge von Hans Meister anzutreten?

Schäfer: Ich habe damals die Sendung, die für den Sender sehr erfolgreich war, kaum verfolgt und habe gar nicht den grossen Bezug dazu. Ich stand selbst den ganzen Tag im Studio und habe kein Tageslicht gesehen (lacht). Zwischen den Formaten liegen nun einige Jahre, deshalb sehe ich es als keine direkte Nachfolge. Es kam zu einem Senderwechsel, dabei war der Titel frei und der Sender hat ihn übernommen.

Welche Verbindung hatten Sie zu Ihrem Kollegen?

Schäfer: Er war drei Jahre mein Chef, bevor ich mich dann selbständig gemacht habe. Er war natürlich jemand, der RTL mit aufgebaut und in Luxemburg die ersten Spuren gelegt hat. Privatfernsehen hat die Medienlandschaft verändert, wir hatten sehr mutige Intendanten, die neue Formate entwickelt haben. Wir konnten alle unglaublich viel ausprobieren und hatten eine grosse mediale Spielwiese. Am Nachmittag wurde geprobt und wenn das gut war, lief es vielleicht am Abend.

Kommt es zu weiteren TV-Projekten von Ihnen oder bleiben Sie dann doch hinter der Kamera?

Schäfer: Jetzt gehen wir erst einmal am 22. an den Start. Und je nachdem, ob es erfolgreich wird, gibt es vielleicht auch mehr. Die Konkurrenz ist heute natürlich im Fernsehen und mit dem Netz und Social Media gewachsen. Aber ich glaube, dass das funktionieren kann. Ich glaube, dass die wahren Geschichten, die wir erzählen, dass das wahre Leben uns alle nach wie vor berührt. Ich bin Autorin, Hörfunkjournalistin, moderiere zwei Podcasts. Ich verbinde also schon länger mehrere Sachen und Fernsehen gehört derzeit wieder dazu.

1995 ging Ihre Talkshow an den Start, bald winkt also das 30. Jubiläum. Gab es mal Überlegungen, die Show zurückzuholen?

Schäfer: Es war eine tolle Zeit, aber ich glaube, das ist wie eine tolle Party, auf der du mal warst und du denkst, du kannst sie ein paar Jahre später in der gleichen Küche mit den gleichen Leuten wieder feiern. Das war früher einfach das Momentum, das war neu, das war der Blick unter deutsche Dächer. Es gab hohe Emotionen und verschiedenste Themen von Politik, Schulnoten, bis hin zu Familie, Sex oder Haarschnitte. Für Zuschauer und für uns als Team war es wie eine verrückte Klassenfahrt des Lebens. Ich glaube nicht, dass man das noch mal wiederholen sollte. Und so bleibt es eine Erinnerung an eine intensive, lehrreiche und erfolgreiche Zeit. Aus dem damals eingeschworenen Team haben viele immer noch Kontakt, einige haben jetzt bei „Notruf“ auch wieder mitgemacht. Es ist schön, dass man sich in unserer Branche doch oft noch mal wiedersieht.

In den Talkshows der 90er ging es sehr krawallig zu. Wie blicken Sie darauf heute zurück?

Schäfer: Natürlich waren wir laut, direkt und manchmal hemmungslos. Wir waren Daily Talk. Wir haben uns dabei in die Augen geschaut, wir haben hinterher gelacht, weiter diskutiert und nach der Sendung auch einen zusammen getrunken. Wir haben nicht anonym aus der Deckung geschossen. Jeder wusste, der in die Show geht, dass es auch emotional werden kann. Die Lebendigkeit gehörte dazu, das macht das Leben auch aus. Aber es gab auch viel Versöhnliches und wir haben unglaublich viel gelacht.

Sie haben ihn bereits angesprochen: Was sagen Sie zur Rückkehr von Stefan Raab?

Schäfer: Er ist ein absoluter Medienprofi, hat für meine Daily Show damals den Titelsong geschrieben. Von daher gibt es da auch eine Verbindung. Wie alle anderen blicke ich mit Neugier darauf. Bei Stefan Raab muss man auf alles gefasst sein. Ich würde mich freuen, er war ja eine grosse Bereicherung. Seine Formate wie „Schlag den Star“ sind langfristig erfolgreich und prägen bis heute das TV. Wahrscheinlich greift er beim ESC noch einmal an, darüber wurde ja berichtet. Schlimmer kann es für uns als dauerndes Schlusslicht nicht werden und mit Raab war es immer erfolgreicher.

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