Langeweile pur! So gehört das Dschungelcamp in die Trash-Tonne

Keine echten Promis, kein Streit, keine Action: Im Dschungelcamp herrscht dieses Jahr ziemlich häufig gähnende Langeweile. Muss das Format kernsaniert werden?

Das Dschungelcamp 2018 plätschert gemächlich dem Finale am Samstag entgegen. Mit grossen Höhepunkten ist nicht mehr zu rechnen. Zu harmonisch läuft es im australischen Busch ab. Sehen wir etwa die langweiligste Staffel aller Zeiten? Ist das Format in dieser Form nach zwölf Staffeln einfach verbraucht? Ein genauer Blick auf die diesjährige Ausgabe.

Schwache Quote

Ein massgeblicher Indikator für den Erfolg einer Sendung ist immer die Quote. Nach 13 von 17 Folgen liegt diese bei den Zuschauern ab drei Jahren bei bisher 5,48 Millionen. Das entspricht dem zweitschlechtesten Wert aller Zeiten. Nur die dritte Staffel (2008) wurde im Schnitt mit 4,86 Millionen von noch weniger Zuschauern verfolgt. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 erlebte das Dschungelcamp mit Staffel acht (u.a. mit Melanie Müller, Michael Wendler, Larissa Marolt, Winfried Glatzeder) seinen absoluten Höhepunkt. Damals schalteten durchschnittlich 7,87 Millionen Fans ein.

Langweilige Promis

Bereits vor dem Einzug ins Dschungelcamp wurde darüber diskutiert, ob man diese zwölf Kandidaten kennen muss. Die berühmtesten Namen waren gewiss Natascha Ochsenknecht, Tatjana Gsell und Ansgar Brinkmann. Die Ex-Frau eines Schauspielers, eine Busenmacher-Witwe und ein Ex-Kicker, der zu seiner aktiven Zeit stets gegen den Abstieg spielte. Das sagt schon einiges über die Qualität der Promis aus. Das sieht auch der TV-Psychologe Rolf Schmiel so. Im Interview mit dem „Express“ sagte er: „Das Format heisst nun mal: Ich bin ein Star. Das sind aber keine Stars, höchstens noch die Ehefrau eines Stars. Wenn es als Star gilt, Vierte beim Bachelor zu werden, ist das für mich traurig. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.“

Zudem war es enttäuschend, dass die Promis kaum aus dem privaten Nähkästchen plauderten. Ochsenknecht verriet nichts über ihre Trennung von Umut Kekilli, Brinkmann blieb die markanten Sprüche schuldig, die man sich von ihm erwartet hatte und Jenny Frankhauser schwieg sich über ihren Schwestern-Krieg mit Daniela Katzenberger eisern aus. Wir vermissen intime Geständnisse wie seinerzeit von Sänger Patrick Nuo, der seine jahrelange Pornosucht öffentlich machte. Von solchen Skandälchen wollen wir vor den Bildschirmen erfahren.

Keine Konflikte

Spannend wird es für die Zuschauer meist dann, wenn es im Camp zwischen einzelnen Promis kracht. Doch Streitereien waren bisher Fehlanzeige. Selbst Ochsenknecht musste nach ihrem Abgang im Interview zugeben, dass es „wirklich ein harmonisches Camp“ war. Brinkmann, früher als Fussball-Rüpel bekannt, sah das genauso: „Dieses Team war ohnehin sehr harmonisch. Für viele vielleicht sogar zu harmonisch. Das war ja schon fast ein Messdiener-Camp.“ Das trifft den Nagel auf den Kopf. Die Konflikte fehlten bisher total. Nur zu gerne erinnern wir uns an Dschungel-Zicken wie Sarah Knappik oder Larissa Marolt, die ihre Mitbewohner regelrecht in den Wahnsinn trieben. Oder einen Thorsten Legat, der sich mit viel „Kasalla“ mit Helena Fürst zoffte.

Da passt es nur zu gut ins Bild, dass plötzlich eine zur Geheimfavoritin auf die Dschungelkrone wird, die im Camp hauptsächlich durchs Schlafen auffällt: Schlagersängerin Tina York („Wir lassen uns das Singen nicht verbieten“), die jüngere Schwester von Schlagerstar Mary Roos. York hofft schon seit Tagen auf die Abwahl („Liebes Herrgöttle, lass‘ es damit ein Ende haben“), bereitet den Zuschauern aber durch ihre trockene und humorvolle Art offensichtlich noch am meisten Freude.

Die immer selben Dschungelprüfungen

Die Dschungelprüfungen sind eigentlich das Salz in der Suppe. Die TV-Voyeure wollen die Promis leiden sehen. Das taten sie mit Sicherheit auch in dieser Staffel einige Male, aber so langsam hat man sich am Verspeisen von Kamelpenis, Kakerlaken und Co. satt gesehen. Auch die „Duschen“ mit Mehlwürmern, Ameisen oder Grillen sind seit Jahren fester Bestandteil der Show. Hier fehlt mal wieder etwas Neues, Überraschendes. Als Zuschauer stumpft man eben mit der Zeit auch ab. Der Ekelfaktor ist nicht mehr so hoch, wie noch vor Jahren. Hier ist die Kreativität der Produzenten gefragt, um wieder mehr Pep in die Prüfungen zu bringen.

Dass die Macher der Show auf Langeweile reagieren können, haben sie dieses Jahr durchaus bewiesen. So wurden bei Regelverstössen der Gruppe einfach mal knallhart nur die Raucher bestraft. Der Kippen-Entzug führte immerhin zu ein paar netten Wutausbrüchen und Psycho-Anfällen von Daniele Negroni, der mit seinen gerade mal 22 Jahren schon mit einer bedenklichen Zigarettensucht zu kämpfen hat. Doch genau das wollen wir als Zuschauer sehen, wenn Promis mit sich selbst zu kämpfen haben, an ihre Grenzen gehen, vor Verzweiflung ausrasten.

Fazit

Das Dschungelcamp ist noch immer das erfolgreichste deutsche Unterhaltungsformat. Das Grundgerüst der Show mag nach wie vor stimmig sein. Aber an der einen oder anderen Stelle blättert der Lack etwas ab. Es fehlen die echten Promis, die auch eine Geschichte zu erzählen haben und die, die polarisieren. Denn nur mit weichgespülten Campern kommt es nicht zu den Konflikten, die der Zuschauer sehen will. Ausserdem fehlt es an Innovationen in Form neuer Dschungelprüfungen.

Aber wir hätten schon eine Idee für die 13. Staffel: Wenn es RTL gelingt, 2019 die zwölf Dschungelkönige aus allen Staffeln in ein Camp zu sperren, könnte das durchaus ein interessantes und spannendes TV-Ereignis werden.

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