Herr Striesow, sind Selbstmörder egoistisch?

Tod, Verlust, Suizid: Volker Schlöndorffs Verfilmung von Friedrich Anis „Der namenlose Tag“ geht dahin, wo es wehtut. Devid Striesow, der einen trauernden Witwer spielt, erzählt im Interview, wie er nach Drehschluss abschaltet und wie er über Suizid denkt.

Zum ersten Mal hat Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff (78, „Die Blechtrommel“) einen Krimi fürs Fernsehen inszeniert: Am Montag (5. Februar um 20:15 Uhr) zeigt das ZDF seine Verfilmung von Friedrich Anis Roman „Der namenlose Tag“, in der Kriminalhauptkommissar Jakob Franck (Thomas Thieme) nach jahrelanger Arbeit als „Todesbote“, der auf das Überbringen von Todesnachrichten spezialisiert war, auf einen friedlichen Ruhestand hofft. Doch die Vergangenheit holt ihn ein, als Ludwig Winther (Devid Striesow) vor der Tür steht, dessen Ehefrau Doris sich erhängt hat. Er gibt Franck eine Mitschuld an ihrem Tod.

Kein leichter Stoff, der jedoch nicht nur bei Schlöndorff in besten Händen ist, sondern auch bei den grossartigen Darstellern. Neben Thieme glänzt Devid Striesow (44) als von Trauer und Wut zerfressener Mann. Wie er diese Emotionen nach Drehschluss abschüttelt, verrät der Schauspieler im Interview.

Herr Striesow, wie war die Arbeit mit Volker Schlöndorff?

Devid Striesow: Ich habe einen unglaublich vitalen und schlauen Mann getroffen, mit dem die Arbeit einen Riesenspass gemacht hat. Ich denke, wir haben uns gut ergänzt. Keine Frage ist ihm zu viel, es herrscht durchgehend ein höfliches, produktives Klima am Set und man kann gemeinsam forschen. Wirklich grossartig.

Ihre Figur Ludwig Winther steht bis auf das Ende fast andauernd unter Anspannung. Wie schnell haben Sie die Emotionen einer Rolle nach Drehschluss wieder abgeschüttelt?

Striesow: Im Prinzip versuche ich, dieses so schnell wie möglich nach Drehschluss hinzubekommen. Trotzdem schleppt man die Rolle während des gesamten Drehs mit sich rum und grübelt darüber nach, wie und wo man den Charakter noch genauer zeichnen kann. Ich bespreche mich darüber auch mit meinen Nächsten. Nicht unanstrengend, logisch bei gerade dieser Rolle.

Suizid ist immer noch ein Tabuthema und wird oft mit dem Attribut „egoistisch“ verbunden, weil man seine Hinterbliebenen damit so stark verletzt. Wie ist Ihre Sicht darauf?

Striesow: Ich denke, niemand sollte sich anmassen, eine Meinung zu äussern, die den Zustand eines Selbstmörders wertet.

In einer Szene wird Ludwig von einem Hund gebissen. Was ist das Brenzligste, das Sie als Hundebesitzer auf Ihren Spaziergängen erlebt haben?

Striesow: Oftmals Hundebesitzer, die ihre (manchmal natürlich auch grossen) Hunde leider nicht unter Kontrolle haben. So wie eine Dame, die im Park mit weit ausgebreiteten Armen um ihren freilaufenden Rottweiler herumlief und in meine Richtung panisch rief: ‚Gehen Sie bitte weiter, der tut nichts!‘

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