„Macht euch keine Sorgen“: Mein Sohn, der IS-Kämpfer

Mit „Macht Euch keine Sorgen“ zeigt das Erste am Mittwoch erneut einen Film über deutsche IS-Kämpfer – diesmal jedoch aus Sicht der zurückgebliebenen Familie.

„Wir vermuten, dass sich Jakob in Syrien aufhält und sich dort dem Islamischen Staat angeschlossen hat.“ Mit diesen Worten bricht für Stefan (Jörg Schüttauf) und Simone Schenk (Ulrike C. Tscharre) eine Welt zusammen. Von der Radikalisierung ihres Sohnes (Leonard Carow), den sie beim Urlaub mit Freunden in Spanien wähnten, hatten sie nichts mitbekommen. Wie lange ihnen ihr Sohn schon entglitten war, wird erst nach und nach klar.

„Macht euch keine Sorgen“ (am Mittwoch, 11. April um 20:15 Uhr im Ersten) erzählt eine Geschichte, wie man sie in den vergangenen Monaten oft gehört hat, sei es in Reportagen oder Talkshows. Auch TV-Mehrteiler haben sich mehrfach mit dem Phänomen von Jugendlichen, die sich von Salafismus und Extremismus verführen lassen, beschäftigt. Zuletzt in „Bruder – Schwarze Macht“ (ZDFneo) und insbesondere „Brüder“ (Das Erste), der – gekoppelt mit einer Dokumentation – die Radikalisierung eines jungen Mannes mit schockierendem Realismus darstellte.

Was kann dieser Film dem noch hinzufügen?

„Macht euch keine Sorgen“ erzählt die Geschichte aus der Perspektive der Familie. Er folgt dem Vater und dem Bruder David (Leonard Scheicher). Sie machen sich auf die Suche nach Jakob nach Jordanien bis hin zur syrischen Grenze. Der Film dokumentiert auch ihre Unsicherheit, nachdem Jakob wieder zuhause ist – gab es wirklich ein Umdenken oder haben sie nun einen Schläfer in ihrer Familie?

Zum politischen Diskurs trägt der Film dabei nicht viel bei, beinahe scheut er die Auseinandersetzung mit möglichen Ursachen oder dem Islam. Allzu oft betont er, dass Religion hier nicht verurteilt wird. Eine Schwäche des Films, aber auch eine Aussage über das Thema an sich: Dass es entpolitisiert und als reine Familiengeschichte fiktionalisiert wird, zeigt, wie sehr es in unserem Alltag angekommen ist. Wäre der narrative Fokus auf den Ermittlern, hätte dies auch ein „Tatort“ werden können.

Übrig bleibt ein solide gespieltes, sensibel erzähltes Familiendrama über einen desozialisierten jungen Mann, seinen hilflosen Vater und seinen zunehmend feindseligen Bruder. Und als solches funktioniert es richtig gut.

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