Jürgen von der Lippe: «Fernsehshows sind nicht mehr mein Ding»

Jürgen von der Lippe wird am Donnerstag mit dem Fernsehpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Einem grossen TV-Comeback erteilt er jedoch eine Absage.

Er gehört zu den ganz Grossen der deutschen Unterhaltungsbranche: Jürgen von der Lippe (70). Als Komiker und Moderator, als Erfinder von Formaten, Schauspieler und Autor begeistert er seit Jahrzehnten das Publikum. Nun wird ihm eine ganz besondere Ehre zuteil: Der 70-Jährige wird am kommenden Donnerstag mit dem Ehrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises ausgezeichnet. „Eine Bestätigung dafür, dass ich die richtige Berufswahl getroffen habe“, freut sich von der Lippe im Interview. Wer nun allerdings auf ein grosses TV-Comeback hofft, der wird leider enttäuscht.

Sie haben in Ihrer Karriere bereits zahlreiche Preise abgeräumt, jetzt kommt der Ehrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises dazu. Was bedeutet Ihnen der Preis?

Jürgen von der Lippe: Als ich vor einiger Zeit den ersten Preis fürs Lebenswerk bekam, sagte ich: „Was soll das denn, ich bin noch jung und habe grosse Pläne!“ Als der sehr viel jüngere Hape Kerkeling (54) dann aber den Grimme-Preis für sein Lebenswerk kommentierte mit: „Toll, dann kann ich ja ab jetzt Scheisse bauen!“, dachte ich, das ist wohl die geschmeidigere Reaktion. Jetzt freue ich mich einfach und nehme es als Bestätigung dafür, dass ich die richtige Berufswahl getroffen habe. Und als ich dann las, was Tom Buhrow zu diesem Anlass über mich sagt, war ich schon sehr gerührt und begeistert.

Viele Fans würden Sie gerne wieder öfter im Fernsehen sehen. Was müsste passieren, damit Sie wieder eine grosse Fernsehshow moderieren?

Jürgen von der Lippe: Grosse Fernsehshows, also Mainstream, ist nicht mehr mein Ding, das will auch kein Sender, da braucht es schwiegermutterkompatible junge Menschen. Wenn ein Angebot für eine witzige kleine Nischensendung kommt, wie es zum Beispiel meine Buchsendung ist, die ich nun auf meinem Youtube-Kanal weiterführe, können wir gerne reden.

Für Millionen von Menschen sind Sie eine echte Legende in Sachen Fernsehunterhaltung. Kann es sowas in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit überhaupt noch geben? Sehen Sie potenzielle Nachfolger, die in Ihre Fussstapfen treten können?

Jürgen von der Lippe: So wie heute Fernsehen gemacht wird, wird es jeder schwer haben, zur Legende zu werden, denn dazu gehört, dass man die Chance bekommt, eigene Ideen zu verwirklichen und da war Stefan Raab der letzte Mohikaner.

Sehen Sie selbst noch fern – und welche Sendungen sehen Sie gerne?

Jürgen von der Lippe: Ich sehe selten live fern, ausser Sport natürlich, zeichne meist auf und habe dann die Möglichkeit des schnellen Vorlaufs. Meine Schwerpunkte sind Kochen, Comedy, Musik und Talk, aber am häufigsten schaue ich amerikanische Stand-up-Kollegen auf Netflix.

Aktuell sind Sie mit Ihrem Programm „Voll Fett“ auf Tour, viele Termine sind längst ausverkauft. Wer ist heute Ihr Publikum, haben Sie auch viele neue Fans dazugewonnen?

Jürgen von der Lippe: Beim anschliessenden Autogramme-Schreiben sehe ich immer noch drei Generationen, wobei gerade in letzter Zeit die Kids wieder mehr werden.

Wo sehen Sie die grössten Unterschiede zwischen den Comedians früher und den „Neuen“ um Luke Mockridge und Co.?

Jürgen von der Lippe: Die Gesetzmässigkeiten fürs Comedy-Writing ändern sich nicht. Das Alter und der Zeitgeist bestimmen die Themen. Die Grössenordnung der Halle hat Einfluss auf das Material und die Art der Präsentation. Was ich im kleinen Rahmen machen kann, funktioniert nicht vor 40’000 Leuten und umgekehrt.

Im Januar erschien Ihr Roman-Debüt „Nudel im Wind“. Hoffentlich folgen Sie jetzt nicht Hape Kerkelings Beispiel und ziehen sich aus der Öffentlichkeit zurück?

Jürgen von der Lippe: Ganz sicher nicht. Wenn ich ein Buch schreibe, spielt immer schon die Vorfreude auf die Lesungen mit.

Sie haben also noch nie mit dem Gedanken gespielt, in den Ruhestand zu gehen?

Jürgen von der Lippe: Nein!

Sie haben im vergangenen Jahr Ihren 70. Geburtstag gefeiert. Wie halten Sie sich fit für die Bühne?

Jürgen von der Lippe: Mässiger Alkoholgenuss und leichtes Übergewicht erlauben statistisch gesehen ein längeres Leben als Askese und Idealgewicht. Einigermassen ausgewogene Ernährung und regelmässiger leichter Sport sind auch nicht verkehrt.

Natürlich darf zu guter Letzt nicht die Frage nach den Hawaiihemden fehlen. Was schätzen Sie, wie viele hängen in Ihrem Schrank?

Jürgen von der Lippe: Vielleicht 15 oder 20.

Jürgen von der Lippe wird den Preis für sein Lebenswerk am 31. Januar im Rahmen der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2019 in Düsseldorf persönlich entgegennehmen. Moderiert wird die Gala von Barbara Schöneberger und Steffen Hallaschka. Sie ist als
Live-Stream auf www.wdr.de sowie als Aufzeichnung am selben Abend von 22:30 bis 0:30 Uhr in One zu sehen.

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