Helloween: „Wir haben alle einen unglaublichen Respekt voreinander“

Helloween sind nicht nur live

Quelle: © Martin Häusler

Helloween veröffentlichen nach sechs Jahren ein neues Album und läuten damit eine neue Ära ein. Die Streitigkeiten von früher sind in der Metalband Geschichte. Der Grund: „Alle sind reifer und erwachsener“, sagt Andi Deris im Interview.

Die Metalband Helloween ist mit neuer Musik zurück: Sechs Jahre nach ihrem letzten Album „My God-Given Right“ veröffentlichen sie am 18. Juni ihren gleichnamigen Longplayer „Helloween“. Die Besonderheit: Die Kultband ist nicht wie bisher zu fünft, sondern zu siebt darauf vertreten. So sind neben Andi Deris (56), Michael Weikath (58), Markus Grosskopf (55), Sascha Gerstner (44) und Dani Löble (48) auch die früheren Sänger Michael Kiske (53) und Kai Hansen (58) wieder zur Band gestossen.

Die Live-Performance ihrer Tour „Pumpkins United“ hat die Metalband so auch fürs Studio umgesetzt. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verraten Gitarrist Sascha Gerstner und Sänger Andi Deris, warum die Band-Streitigkeiten der Geschichte angehören und wo sie ihre verrücktesten Fans haben.

Langsam öffnet sich die Welt wieder nach der Pandemie. Wie haben Sie als Band die Krise erlebt?

Sascha Gerstner: Wir hatten ja sowieso ein neues Album auf dem Plan und von daher waren wir beschäftigt. Es hat prinzipiell bei uns nur die Session zum Mixen beeinflusst und wir mussten einige Sachen schieben. Aber uns geht es wie allen: Wir konnten nicht mehr live spielen und nicht auf Tour gehen. Das ist der dramatische Teil.

Die grossen Festivals wurden in diesem Jahr ein weiteres Mal abgesagt. Auch Sie haben bereits einige Male etwa auf dem Wacken Open Air gespielt. Vermissen Sie die grossen Events?

Andi Deris: Wir vermissen nicht nur die grossen Festivals. Wir vermissen es, nicht vor und für unsere Fans spielen zu können und damit auch nicht die Nähe zu unseren Fans zu haben.

Ihr neues Album haben Sie schlicht nach sich selbst benannt. Wie kam es dazu?

Gerstner: Wir hatten einen Arbeitstitel, aber irgendwie fühlte es sich nicht richtig an und dann kam die Idee, das Album einfach „Helloween“ zu nennen. Es läutet mit der jetzigen Besetzung auch eine neue Ära ein und es fühlt sich komplett an.

Drei Sänger sind für eine Band eher untypisch. Wie kam es dazu, dass Sie diese Live-Idee auch für das Album umgesetzt haben? Was ist das Besondere an Ihrer neuen Besetzung?

Deris: Wir haben es ja schon auf der „Pumpkins United“-Tour 14 Monate lang „erprobt“ und es war weltweit ein voller Erfolg für alle alten und neueren Fans. Was kann schöner sein, als jedem Fan gerecht zu werden? Wir haben ja auch drei Gitarristen. Da ist viel los auf der Bühne und es gibt ordentlich „auf die Ohren“. Es hat super geklappt und am Ende der Tour war es für uns klar: Wir wollen, sollten und müssen unbedingt so weitermachen, aber unter dem Banner „Helloween“.

Im Musikvideo zu „Skyfall“ landet ein Alien auf der Erde. Glauben Sie an ausserirdisches Leben?

Gerstner: Das sieht wohl jeder anders. Ich könnte mir vorstellen, dass es in unserem unglaublichen Sonnensystem mit den acht Planeten und einer durchschnittlichen Entfernung von der Erde von 150 Millionen Kilometern schon irgendetwas anderes gibt.

Durch den heutigen Musikkonsum stellen sich viele Künstler die Frage, ob sie überhaupt noch ein Album veröffentlichen sollen. Wie sehen Sie das?

Deris: Helloween macht nach wie vor 80 Prozent seiner Musikumsätze durch physische Tonträger. Unsere Fans wollen das Booklet, das Cover richtig ansehen und lieben die Haptik, die mit einem physischen Produkt verbunden ist. Für uns stellt sich die Frage nicht.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Musikbranche?

Deris: Endlich wieder Konzerte und Touren!

Wie bei vielen Bands gab es auch in Ihrer Bandgeschichte Streitigkeiten. Mittlerweile beschreiben Sie sich als Freunde und Familie. Wie kam es dazu? Läuft mittlerweile wirklich alles immer harmonisch ab?

Deris: Alle sind reifer und erwachsener, die Zeit der Jungspunde, die immer bellen oder sich beweisen müssen, ist vorbei. Wir haben alle einen unglaublichen Respekt voreinander – als Mensch und Musiker. Das macht die Harmonie aus, die bei uns vorherrscht. Keiner muss die Rampensau spielen, jeder nimmt seinen Part an und steht dann im Vordergrund, wenn es die Musik, die Bühne und der Song möchte.

Wenn nicht gerade Corona-Pandemie ist, sind Sie weltweit auf Tour. Wo haben Sie Ihre verrücktesten Fans?

Gerstner: Ich würde schon sagen, die Südamerikaner sind total verrückt, die haben Feuer im Blut und die Konzerte sind immer wie ein riesiges Volksfest.

Über 35 Jahre gibt es Helloween bereits. Wie blicken Sie auf Ihre Karriere zurück? Was war das grösste Highlight, was der grösste Tiefpunkt?

Deris: Es war damals eine andere Zeit. Metal steckte noch in den Kinderschuhen, wobei es heutzutage an jedes Musikgenre andockt. Highlights gibt es in der langen Geschichte viele – die „Pumpkins United“-Tour und die Veröffentlichung des neuen Albums mit sieben Mitgliedern ist eins davon. Die Rückschläge sind bekannt und müssen nicht mehr diskutiert werden.

2022 gehen Sie mit Hammerfall auf Tour. Worauf freuen Sie sich dabei am meisten?

Gerstner: Auf die Interaktion mit den Fans und auf den Spass, den wir mit Hammerfall haben werden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Deris: Natürlich gesund bleiben und wieder auf Tour gehen und vor vielen Fans das neue Album spielen dürfen!

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