Das Fest der Liebe? So wird Weihnachten nicht zum Beziehungskiller

In der Weihnachtszeit kommt es zu mehr Trennungen als im restlichen Jahr.

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Geschenke, Familie, Erwartungen: Die Weihnachtsfeiertage bergen viel Streitpotenzial für Beziehungen. Eine Psychologin gibt Tipps für ein harmonischeres Fest.

Heiligabend bei den Schwiegereltern oder das falsche Geschenk: Weihnachten kann schnell zur Belastungsprobe für die Partnerschaft werden. Am „Fest der Liebe“ soll es sogar deutlich häufiger zu Trennungen kommen als im restlichen Jahr. Dr. Hanne Horvath, Psychologin und Mitgründerin der Online-Therapie-Plattform HelloBetter, erklärt im Interview, wie man die Feiertage harmonischer gestalten kann und mit unterschiedlichen Erwartungen an das Fest umgeht.

Kommt es nach den Feiertagen wirklich öfter zur Trennung oder Scheidung?

Dr. Hanne HorvathDie Weihnachtsfeiertage, die für viele Menschen mit Stress und Druck verbunden sind, können zwar das i-Tüpfelchen der Belastung für eine Partnerschaft sein, in der es bereits kriselt, aber sie sind selten der alleinige Auslöser für eine Trennung oder Scheidung.

Was macht das Fest der Liebe zur Gefahr für die Partnerschaft?

Horvath: Viele Menschen fühlen sich am Ende des Jahres müde und erschöpft und sehnen sich nach Ruhe und Erholung. Für eine Partnerschaft kann das bedeuten, sich den entsprechenden Frei- und auch Ruheraum zu gewähren, statt aussergewöhnliche oder aufregende Dinge zu unternehmen.

Es kommt auch vor, dass das Zusammenkommen der Familie dafür genutzt wird, ein klärendes Gespräch zu führen, für das während des Jahres nicht genügend Zeit und Ruhe blieb. In diesem Fall entsteht vorab bereits eine gewisse Erwartungshaltung und manchmal auch Druck, den wir entweder selbst austragen oder an unserem Partner bemerken. Nicht zuletzt können die Weihnachtstage auch mit unerfreulichen Erinnerungen verbunden werden, zum Beispiel aus der Kindheit. Diese häufig sehr individuellen Beweggründe können zu Konflikten in der Partnerschaft führen, insbesondere dann, wenn die Vorstellungen darüber, wie das gemeinsame Weihnachtsfest ablaufen sollte, auseinandergehen.

Was kann man tun, damit die Feiertage harmonisch bleiben?

Horvath: Es ist hilfreich, wenn wir unsere eigenen Erwartungen und Ängste vorab mit den Menschen besprechen, mit denen wir die Weihnachtstage verbringen. Wichtig ist aber auch, den eigenen Bedürfnissen nachzugehen, statt sich ausschliesslich nach den Familienaktivitäten zu richten und anzupassen, denn das kann zu Frustration führen. Der Waldspaziergang am 24. Dezember, der guttut, oder eine Sporteinheit, sollte definitiv realisierbar sein. Weiterhin hilft es, selbst grosszügig zu sein und die eigene Erwartungshaltung herunterzuschrauben. Ob der Sohn mit zur Kirche kommen möchte oder nicht, sollte genauso wenig die Weihnachtsstimmung beeinflussen, wie die Schwester, die erst am zweiten Weihnachtsfeiertag anreist.

Wenn bereits gestritten wird: Lieber direkt besprechen oder nach den Feiertagen ausdiskutieren?

Horvath: Wer Streit an den Feiertagen vermeiden möchte, kann beim Aufkommen von Konflikten den Raum verlassen oder darum bitten, das Thema nach den Feiertagen in Ruhe wieder aufzugreifen.

Wie geht man damit um, wenn einem das Geschenk des Partners nicht gefällt?

Horvath: Wenn uns ein Geschenk nicht gefällt, sollten wir das ehrlich mit unserem Partner besprechen. Wir können beispielsweise erfragen, was die Intention hinter dem Geschenkekauf war, um zu verstehen, warum der Partner genau dieses Geschenk gewählt hat. Ein Geschenk, das nicht gefällt, kann zum Anlass genommen werden, die eigenen Wünsche und Geschenke-Vorstellungen deutlicher zu kommunizieren.

Wie geht man mit unterschiedlichen Erwartungen an die Feiertage um?

Horvath: Wenn wir vorab über unsere Erwartungshaltungen sprechen, geben wir unseren Familienangehörigen die Möglichkeit, uns besser zu verstehen. Gleiches gilt natürlich auch andersherum. Räumlicher Abstand und Pausen an den Weihnachtstagen sind wichtig und entspannen, allerdings sollte beispielsweise der Spaziergang mit der Schwester in einem Ausmass bleiben, bei dem sich die übrigen Familienmitglieder nicht ausgegrenzt fühlen. Weiterhin unterstützt uns radikale Akzeptanz, insbesondere im Hinblick darauf, dass niemand allen Erwartungshaltungen gerecht werden kann. Hier hilft es, die Beweggründe hinter der Erwartung zu kennen, um beispielsweise mehr aufeinander zuzugehen. Ist mir zum Beispiel bekannt, dass mein Partner Heiligabend bei seiner Mutter deshalb so wichtig findet, weil es für sie seit dem Tod des Vaters der einsamste Tag des Jahres ist, so gebe ich mir vermutlich eher einen Ruck, den Heiligabend dort zu verbringen und die Zeit bei meiner Familie anders zu planen.

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