„Drache Kokosnuss“-Star Siegner: Das erleben Kinder nur beim Vorlesen

Quelle: imago/Joachim Sielski

Was erleben Kinder und Erwachsene beim Vorlesen und welche Abenteuer warten zukünftig auf den kleinen Drachen Kokosnuss? Das erklärt Autor und Illustrator Ingo Siegner im Interview.

Kaum ein Kind, das ihn nicht kennt: „Der kleine Drache Kokosnuss“ erlebt seine Abenteuer bereits seit 2002 in Buchform. Der Schöpfer des Feuerdrachen und seiner Freunde Matilda und Oskar ist Ingo Siegner (geb. 1965). Der Autor und Illustrator aus Hannover, der nun beim „White Ravens Festival“ (16. bis 20. Juli in München) zu Gast ist, erklärt im Interview mit spot on news, was er an seiner Tätigkeit am meisten liebt: „Der Austausch mit den Kindern ist der schönste Teil meiner Arbeit. Die Kinder staunen und lachen viel, haben oft lustige Fragen und Anregungen, die ich manchmal übernehme.“

Ihre „Der kleine Drache Kokosnuss“-Reihe läuft seit langer Zeit sehr erfolgreich. Woran denken Sie liegt es, dass Kokosnuss und seine Freunde bei den Kindern so gut ankommen?

Ingo Siegner: Vermutlich liegt es am Humor und an der Spannung in den Geschichten. Die Protagonisten geraten stets in brenzlige Situationen, aber es kommt nie zum Äussersten, und der Ausweg, den sie finden, ist meist überraschend und witzig.

Die Illustrationen spielen für die Beliebtheit sicher eine Rolle, und dass auch die Erwachsenen beim Vorlesen hin und wieder etwas zum Schmunzeln haben.

Zudem bin ich nach wie vor mit Herzblut dabei. Vielleicht ist dies den Texten und Bildern anzumerken.

Immer wieder ist von mangelnder Leselust bei Kindern die Rede. Computer, TV oder Spielekonsolen scheinen Büchern den Rang abzulaufen. Wie ist Ihre Erfahrung?

Siegner: Die digitalen Medien werden eine immer grössere Rolle spielen. Ich denke, dagegen ist kein Kraut gewachsen. Wir sollten diese Entwicklung annehmen und kritisch begleiten.

Daneben sollten wir die Kinder nach wie vor an das Lesen heranführen, denn Lesen ist eine der wichtigsten Kompetenzen für viele Entwicklungsschritte des Gehirns, zum Beispiel von Abstraktions- und Einfühlungsvermögen. Beim Vorlesen erleben Kinder und Erwachsene Nähe, hören einander zu, gehen aufeinander ein, Tempo und Tonlage können dem Rezeptionsvermögen des Kindes entsprechend angepasst werden. Das können technische Geräte, und seien sie noch so schlau, nicht leisten.

Digitale Entwicklung hin oder her: Wenn ein Kind erst einmal den Reiz des Leseerlebnisses erfahren hat – zunächst, wenn ihm vorgelesen wird, und später beim Selberlesen -, dann wird es immer wieder zum Buch greifen.

Mit welchen Argumenten, Tipps und Tricks kann man Kindern und Jugendlichen das Lesen schmackhaft machen?

Siegner: Mit Tricks werden wir bei Kindern nicht weit kommen. Aber mit guten Geschichten.

Welche Bücher haben Sie selbst als Kind am meisten fasziniert? Und was lesen Sie heute?

Siegner: An Bücher in meiner Kindheit erinnere ich mich nicht, aber als Jugendlicher habe ich irgendwann das Lesen entdeckt, Karl May und andere Geschichten. Heute lese ich viel Zeitung und alle möglichen Bücher, vielleicht zwei im Monat, die ich meist nach Rezensionen auswähle, und manchmal auch einen Krimi.

In welches Abenteuer schicken Sie Kokosnuss als nächstes?

Siegner: Im jüngsten Abenteuer „Aufregung in der Drachenschule“ entdecken Kokosnuss, Matilda und Oskar das Skelett eines dreiköpfigen Drachen. Vielleicht unternehmen sie im nächsten Buch eine Reise in die Zeit, als dieser Drache gelebt hat. Sie haben so einen Laserphaser, mit dem sie durch die Zeit reisen können. Aber vielleicht geht’s auch ganz woanders hin, das weiss ich noch nicht. Kokosnuss könnte sich zum Beispiel auch einmal verlieben…

Das „White Ravens Festival“

Ingo Siegner ist einer der Stars beim „White Ravens Festival für Internationale Kinder- und Jugendliteratur“, das die Internationale Jugendbibliothek zum siebten Mal veranstaltet. Sie lädt vom 16. bis 20. Juli 2023 zu Begegnungen mit 13 Autorinnen und Autoren aus neun Ländern ein. Hauptveranstaltungsort ist die Internationale Jugendbibliothek in Schloss Blutenburg.

Darüber hinaus treten die Kinder- und Jugendbuchautoren in München und bayernweit in 49 Schulen, Jugend- und Kulturzentren und Bibliotheken auf. Am 16. Juli wird das Festival mit einem grossen Familienfest in Schloss Blutenburg eröffnet.

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