Alex Diehl hält nicht viel vom deutschen ESC-Beitrag

Alex Diehl hat eine klare Meinung zum deutschen ESC-Beitrag „Violent Thing“. Warum wir damit nicht weit kommen werden, verrät der Sänger, der 2016 beim ESC-Vorentscheid Zweiter wurde, im Interview.

Sänger und Song-Schreiber Alex Diehl (32) durfte 2016 ESC-Luft schnuppern. Mit seinem Stück „Nur ein Lied“ trat er beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest in Stockholm an. Allerdings reichte es nur für den zweiten Platz und Diehl musste sich Jamie-Lee Kriewitz (21) und ihrem Titel „Ghost“ geschlagen geben – der in der schwedischen Hauptstadt aber mit mageren elf Punkten auf dem letzten Platz landete.

In diesem Jahr entfiel der Vorentscheid und Sänger Ben Dolic (22) wurde in einem ausgeklügelten Auswahlverfahren von gleich zwei Jurys als deutscher Beitrag bestimmt. Dolic soll Deutschland mit dem Lied „Violent Thing“ nach zwei Jahren der Demütigung endlich wieder in die Erfolgsspur bringen. Doch geht es nach Diehl, wird es auch dieses Jahr nichts mit einer guten Platzierung. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät er warum.

Was halten Sie von „Unserem Lied für Rotterdam“?

Alex Diehl: Musik ist ja immer Geschmackssache. Es ist ein gut gemachter Popsong, den man so schon Dutzende Male gehört hat, obwohl er ganz neu ist. Theoretisch gut umgesetzt mit vielen „catchy“ Elementen. Da der ESC in den meisten Beiträgen aus oberflächlicher Unterhaltung besteht, ist das auch ganz passend. Was sich aber in den letzten Jahren beim ESC auch gezeigt hat, ist, dass die Songs mit Message gewinnen. Message hat dieser Song nicht wirklich.

Was glauben Sie, wie stehen die Chancen beim ESC-Finale in Rotterdam?

Diehl: Ich glaube, dass wir mit diesem Song nicht weit kommen. Wenn man sich die Gewinner und Acts, die in den letzten Jahren weit vorne standen, ansieht, merkt man schnell, dass diese vollkommen banale Popmusik nicht mehr reicht. Unterhaltung ist nicht mehr genug und das ist auch gut so. Im Radio auf dem Weg zur Arbeit mit genügend Beats per Minute für gute Laune – okay. Mehr aber auch nicht.

Was halten Sie von dem neuen Auswahlverfahren, so ganz ohne einen echten Vorentscheid?

Diehl: Unfug. Ein Song muss die Menschen berühren. Dabei spielt es keine Rolle, wie gut der Song technisch gemacht ist, oder nicht. Es ist auch egal, ob es eine Up-Tempo-Nummer oder eine Ballade ist. Es gibt Formeln, die bei vielen Hörern auf sofortige „Berieselung“ schalten. Das ist aber nicht der Grund, warum man verschiedene Nationen berührt. Man kann ein paar Spielregeln einhalten und damit sichergehen, dass es den Hörgewohnheiten der Zuschauer entspricht, aber alle anderen Faktoren sind unvorhersehbar. Wie jemand die Message des Songs vertritt, wie er/sie sich dabei bewegt, der Gesichtsausdruck, die Stimmfarbe usw. Ich persönlich habe genug von dieser konzipierten Popmusik und empfinde es als „nervend“, ständig mit demselben Song in allen Medien penetriert zu werden.

Auch beim Song von Ben Dolic könnte man einfach jeden anderen Sänger mit der gleichen Range hinstellen und es würde niemanden auffallen. Wer ein Land bei einem internationalen Wettbewerb vertritt, kann man mit oder ohne Publikum entscheiden. Demokratischer wäre natürlich wieder eine Live-Show mit mehreren Teilnehmern. Man sollte sich nur entscheiden, ob man wieder Teilnehmer einer Castingshow gegen weniger bekannte Musiker antreten lässt. Auch in meinem Fall, beim Vorentscheid 2016, habe ich mit dem zweiten Platz gegen eine frisch gekürte Gewinnerin von „The Voice of Germany“ verloren. Gegen eine „Samstag-Abend-Prime-Time-Fanbase“ von „The Voice“-Gewinnern mit einem aktuellen Radiohit anzugehen, erschwert natürlich die Wettbewerbschancen. Ich wünsche unserem Teilnehmer viel Spass in Rotterdam und eine gute Zeit.

Alex Diehl meldet sich selbst auch bald wieder mit neuer Musik zurück. Am 22. Mai erscheint sein neues Album „Laut“.

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