Expertentipps: Die Dos und Don’ts bei der Intimpflege

Wir waschen uns die Hände, putzen Zähne, sprechen aber meist wenig über die Intimpflege. Dabei wird uns von der Werbung stets ein „Gefühl der Sicherheit und Sauberkeit“ ans Herz gelegt. Welche „Reinigungsmittel“ sinnvoll sind, erklärt Dr. med. Jen Gunter in ihrem neuen Buch.

Hygiene ist etwas Persönliches. So hat jeder Mensch ein individuelles Reinigungsbedürfnis – besonders, wenn es um die Intimpflege geht. Geredet wird darüber in der Öffentlichkeit meist nur wenig. Die Werbung verwendet Schlagworte wie „weibliche Frische“ und „Gefühl der Sicherheit und Sauberkeit“. Dr. med. Jen Gunter spricht in ihrem Buch „Die Vagina-Bibel“ darüber, wie sinnvoll Seifen, Waschlotionen, Reinigungstücher und Vaginaldampfbäder für den weiblichen Intimbereich wirklich sind.

Der Hauptgrund, warum Frauen ihre Vulva waschen, ist laut der Expertin der Geruch und um sich „sauber zu fühlen“. Viele verwenden dafür verschiedene Intimpflegeprodukte. Dabei muss das gar nicht sein. Manchen Frauen reicht einfach nur Wasser. Grundsätzlich unterscheidet Gunter zwei „Reinigungsmittel“: Seife und seifenfreie Waschlotionen (Syndets). Der Unterschied?

Seife vs. Waschlotion

Seife wäscht einen Teil des Säureschutzmantels der Haut fort und trocknet sie leicht aus. Ausserdem erhöht sie laut Gunter den pH-Wert auf 10 bis 11, kein guter Wert für den Intimbereich, dessen pH-Wert wischen 5,3 und 5,6 liegen sollte. Waschlotionen bewertet die Expertin etwas positiver, denn: „Waschlotionen sind nicht das Gleiche wie Seife, sondern waschaktive Substanzen, die Schmutz ablösen und dabei den Säureschutzmantel der Haut intakt lassen.“

Ein echtes No-Go sind Waschlotionen mit Duftstoffen, die – gerade bei Frauen mit empfindlicher Haut – zu Reizungen und sogar Allergien führen können. Auch seien Begriffe wie „Mild“, „pH-Neutral“, „Dermatologisch getestet“ und „Von Frauenärzten empfohlen“ irreführend, wie Gunter schreibt: „Sie sind reiner Marketingsprech und keine medizinische Aussage.“

Intimpflegetücher: Ja oder Nein?

Zugegeben – sie sind praktisch und in jedem Drogeriemarkt erhältlich: Doch auch Intimpflegetücher haben ihre Tücken. „Reinigungstücher sind nützlich, wenn es darum geht, Kotreste und Urin aus dem Genitalbereich zu entfernen“, stellt Gunter klar. Doch „sie stellen einen wichtigen Kofaktor bei der Entwicklung einer Kontaktdermatitis im Bereich der Vulva dar, da diese fünfzehnmal empfindlicher ist, was Hautreizungen durch derlei Produkte angeht“, führt die Ärztin weiter aus.

Pflegetipps aus der Promi-Welt

Viele Promis sind auf den Zug mit der Intimpflege aufgesprungen und werben für Vaginaldampfbäder, Scheidenspülungen, Sprays und Geruchshemmer. So auch Schauspielerin Gwyneth Paltrow (47, „Shakespeare in Love“), die auf ihrem Luxus-Blog eine V-Kräuterdampfbehandlung anpreist und zuletzt mit ihrer „Vagina-Kerze“ das Internet aufgemischt hat. Die Kerze namens „This Smells Like My Vagina“, zu Deutsch: „Das riecht wie meine Vagina“, war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

Dampfreinigungen für die Vagina sind laut Gunter irreführend, da „sie auf der Vorstellung beruhen, es gäbe da ‚Toxine‘ oder ‚Unreinheiten‘ zu entsorgen.“ Auch Scheidenspülungen steht die Ärztin skeptisch gegenüber. Ihr Fazit: „Eine Vaginalreinigung schadet guten Bakterien und der Schleimhaut. Sie erhöht das Risiko der Geruchsbildung, der bakteriellen Scheidenentzündung und einer sexuell übertragbaren Krankheit.“

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