Corona-Krise: Keine wesentlichen Einschränkungen bei Paketlieferungen

Wegen des Coronavirus dürften in naher Zukunft viele Menschen online bestellen. Doch wie ist die Lage bei Versandhändlern und Paketzustellern?

Es ist anzunehmen, dass viele Deutsche in den kommenden Tagen und Wochen verstärkt Produkte online bestellen werden, um wegen des Coronavirus möglichst wenig aus dem Haus gehen zu müssen. Die Nachrichtenagentur spot on news hat nachgefragt, wie die aktuelle Lage bei Paketzustellern und Versandhändlern ist.

Verzicht auf Kundenunterschrift

Es sei „noch zu früh“, einen durch das Coronavirus bedingten Trend bei den Sendungsvolumina festzustellen, erklärt ein Unternehmenssprecher der Deutsche Post DHL Group (DPDHL) auf Anfrage. „Wesentliche Einschränkungen gibt es derzeit weder in der Brief- und Paketzustellung noch in unseren Filialen in Deutschland.“ Man beobachte die aktuelle Lage „sehr genau“ und passe „die Geschäftstätigkeit unseres Unternehmens kontinuierlich an, um mögliche Auswirkungen möglichst zu mildern und um die Sicherheit unseres Personals, unserer Kunden und die Aufrechterhaltung der postalischen Versorgung zu gewährleisten“.

Um die Mitarbeiter des Unternehmens vor einer möglichen Infektion besser zu schützen, „haben wir entschieden, bis auf Weiteres auf die Kundenunterschrift beim Paketempfang zu verzichten und durch eine Dokumentation durch den Zusteller zu ersetzen“. Kunden, die eine Ansteckung fürchten, könnten für Paketsendungen zudem online einen Ablageort für den Empfang vereinbaren.

Nach Stand vom gestrigen Montag habe man auch beim Versanddienst Hermes „keine Indizien dafür, dass die Corona-Krise die Sendungsmengen zusätzlich erhöht“. Das bestätigte eine Sprecherin auf Nachfrage von spot on news. „Bei einer weiter steigenden Anzahl der Infektionsfälle ist aber vom strukturellen Vorteil des Onlinehandels auszugehen, Waren direkt ins Haus gesandt zu bekommen und damit Kontakt zu anderen Personen im stationären Handel zu vermeiden.“ Man stelle derzeit „unverändert bundesweit zu und es liegen keine nennenswerten Verzögerungen o.Ä. vor“.

Es sei bei Hermes höchste Priorität, „eine Ansteckung unserer Mitarbeiter*innen, Servicepartner*innen und der Zusteller*innen zu vermeiden“ und gleichermassen „unsere Kund*innen bestmöglich zu schützen“. Eine Lieferung könne „ohne jeglichen physischen Kontakt“ zugestellt werden. „Dank guter digitaler Lösungen haben Kunden die Wahlmöglichkeit, ob sie ihre Sendung persönlich entgegennehmen oder an einen Wunsch-Ablageort zustellen lassen. Mit der Paketlieferung vor die Wohnungstür, in die Gartenlaube, Garage oder einen anderen sicheren Ablageort erfolgt die Zustellung ohne einen persönlichen Kontaktpunkt. Auch die Quittierung des Sendungserhalts auf dem Scanner entfällt damit.“

Amazon kämpft hingegen mit Lieferengpässen

Beim deutschen Versandhandelshaus Otto könne man derzeit ebenfalls noch keine erhöhte Nachfrage verzeichnen – auch nicht bei bestimmten Artikeln. „Alles läuft planmässig“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage. Es gebe „auch keine Lieferengpässe“. Die Einführung einer kontaktlosen Lieferung halte man derzeit für „nicht nötig“, alle Zusteller seien gesund.

Amazon verwies auf Anfrage unterdessen auf einen Eintrag im hauseigenen Blog. Als „globales Unternehmen überwachen wir die Auswirkungen von COVID-19 sehr genau“, heisst es dort unter anderem. Man sehe derzeit allerdings einen Anstieg an Bestellungen, weshalb die Vorräte an Produkten beliebter Marken – gerade im Haushaltssektor – momentan aufgebraucht seien. Auch eine Zustellung könne teils länger als gewohnt dauern. Man arbeite aber „rund um die Uhr“ daran, schnellstmöglich Nachschub gewährleisten zu können.

Ausserdem achte man unter anderem darauf, dass andere Anbieter, die Amazons Plattform benutzen, die Lage nicht ausnutzten, um Preise künstlich in die Höhe zu treiben. Man habe bereits „zehntausende“ solcher Angebote gesperrt. Zusätzlich kündigte Amazon gerade erst an, in den USA 100.000 neue Teil- und Vollzeit-Stellen für Lagerarbeiten und die Auslieferung von Waren auszuschreiben. Ausserdem wolle man die Stundenlöhne der Angestellten erhöhen. In EU-Ländern seien es rund zwei Euro pro Stunde. Ob auch in Deutschland deutlich mehr Stellen ausgeschrieben werden, ist derzeit nicht bekannt.

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