Mavi Phoenix: Trans-Outing überforderte privates Umfeld

Rapper Mavi Phoenix outete sich zum Jahreswechsel als Transgender-Mann. Wie sein Umfeld darauf reagierte und warum er Angst hatte, seine musikalische Karriere wieder bei null beginnen zu müssen, verriet er spot on news im Interview.

Aus Mavi Phoenix der Rapperin ist Mavi Phoenix der Rapper geworden. Nun erscheint mit „Boys Toys“ das langerwartete Debüt-Album des österreichischen Musikers, der erst seit dem Jahreswechsel das männliche Pronomen er für sich verwendet. Mit der Nachrichtenagentur spot on news sprach Mavi Phoenix, der mit bürgerlichem Namen Marlon Nader (24) heisst, über Geschlechterrollen, die Reaktionen auf sein Trans-Outing und die Bedenken, die er davor hatte.

Sie haben sich im Januar 2020 in einem Instagram-Post als trans männlich geoutet. Ab wann hatten Sie das Gefühl, trans zu sein?

Marlon Nader: Ich glaube, der Wunsch dem anderen Geschlecht anzugehören, war schon immer da, nur konnte ich diesen als Kind oder auch in der Pubertät nie so richtig benennen. Je älter ich wurde, desto grösser wurde mein Verlangen, diesem Gefühl nachzugehen, bis ich schlussendlich 23 Jahre gebraucht habe, um mich zu outen.

Wie waren die Reaktionen im öffentlichen Raum, also auf Instagram und Co. und im privaten, also von Eltern, Freunden und Bekannten?

Nader: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass alle nur positiv reagiert haben. Obwohl die Reaktionen auf Instagram und Co. wirklich zum Grossteil positiv sind, fühlt sich das Ganze schon sehr nach einem Neustart an. Ich merke, dass sich die Fans und auch ich neu orientieren und ich glaube, ich bilde gerade ein gutes Fundament für den männlichen Mavi. Mein privates Umfeld war überrascht und zum Teil überfordert, da ein Trans-Outing ja nichts Alltägliches ist. Wir sind gerade in einem Prozess und das Gute ist, dass ich mit jedem offen sprechen kann.

Welche Reaktion hat Sie am meisten verärgert, verwundert oder überrascht?

Nader: Am meisten genervt haben mich Reaktionen männlicher Fans, die mir dann zu erklären versuchen, warum ich nicht trans bin oder sein kann, und dass ich ja so ein hübsches Mädchen war. Solche Männer zeigen mir aber auch wieder auf, was für ein Mann ich niemals sein will.

Wann haben Sie sich zu dem Schritt entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen?

Nader: Eigentlich sobald es für mich feststand, dass ich transgender bin. Ich wusste, ich will weiter Musik machen und dass das aber nur in Verbindung mit einem Outing geht.

Hatten Sie irgendwelche Bedenken, bevor Sie sich dazu entschieden haben?

Nader: Ja. Ich habe mittlerweile schon jahrelang an meiner Karriere als „Künstlerin“ gearbeitet. Ich hatte auf jeden Fall Angst, komplett neu anfangen zu müssen. Diese Gedanken waren jedoch unwichtig im Vergleich zu dem Verlangen, endlich ich selbst sein zu können. Die Entscheidung fiel mir also nicht schwer.

Behandeln Sie die Menschen, die davon vielleicht auch gar nichts wissen, jetzt anders?

Nader: Ich merke, dass es Berührungsängste gibt, weil Menschen vielleicht Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Ich versuche aber immer, Ihnen diese Angst zu nehmen.

Hat sich beim Daten etwas für Sie verändert?

Nader: Ich date nicht mehr. Kann man jetzt deuten, wie man will.

Geschlechterrollen drehen sich immer noch um das ist „typisch Mann“ und das ist „typisch Frau“. Was ist typisch für Sie?

Nader: In Wirklichkeit ist das ja alles Blödsinn. Aber auch ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass es eben dieses typisch Männliche oder Weibliche gar nicht gibt. Es ist halt insofern schwierig für mich, weil ich gerne als Mann gesehen werden will und deshalb versuche, recht „männlich“ und möglichst wenig „weiblich“ zu wirken.

Gerade Rap und Hip Hop strotzen nur so vor toxischer Männlichkeit und Sexismus. Wie werden Sie von anderen Künstlern in dem Genre wahrgenommen?

Nader: Wahrscheinlich noch nicht als „ganzer Kerl“. Aber das passt auch. Ich möchte anderen offenen Jungs ein neues Beispiel sein.

Ihre Tour sollte am 15. April in Bremen starten. Das Ganze fällt, wie so vieles, wegen der Corona-Krise ins Wasser. Wie enttäuscht sind Sie darüber?

Nader: Die Tour ist jetzt offiziell auf November verschoben. Klar bin ich traurig, aber andererseits geht es uns ja allen gleich und ich kann mich nicht wirklich darüber aufregen. Ich freue mich auf November und glaube, es wird dann noch schöner.

Was glauben Sie, welche wirtschaftlichen Folgen das für Sie persönlich und die Musik-Industrie nach sich ziehen wird?

Nader: Es wird finanziell für viele Leute sehr, sehr schwer werden, auch ich merke jetzt schon durch Absage der Tour und vielen anderen Konzerten, dass 2020 noch interessant wird.

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