Tom Jones feiert Geburtstag: Auch mit 80 ist kein Ruhestand in Sicht

Mit Hits wie „It’s Not Unusual“, „Sex Bomb“ oder „She’s A Lady“ wurde er berühmt: Musiker Sir Tom Jones feiert am 7. Juni seinen 80. Geburtstag. Nach knapp sechs Jahrzehnten im Musikbusiness ist auch jetzt noch lange kein Ruhestand in Sicht.

Sir Thomas John Woodward ist ein gutaussehender älterer Herr. Voller Haarwuchs, kurze, graue Locken, gepflegtes Henriquatre-Bärtchen, ebenfalls in Grau, stahlblaue Augen. Wäre er Kandidat beim heiteren Beruferaten, käme man vielleicht auf eine frühere Beschäftigung als Privatgelehrter oder Golfclub-Präsident.

Vor der Musikkarriere war er Staubsaugervertreter

Dass er mal Hilfsarbeiter war, dann Staubsaugervertreter, sieht man ihm eher nicht an. Und schon gar nicht, dass es sich bei Mister Woodward um einen Tiger handelt, um einen Beutegreifer der ganz speziellen Art, gegen den kein Kraut gewachsen ist.

Und doch ist es so: Sir Thomas, dieser würdevolle Gentleman, ist ein Tiger. DER Tiger schlechthin. Man nennt ihn auch Tom Jones. Am 7. Juni feiert er seinen 80. Geburtstag, und es sieht nicht so aus, als ob er keine Zähne mehr hätte.

Er wollte mit 80 noch einmal auf Tour gehen

Der Mann mit der kraftvollen Stimme und der kraftstrotzenden Körpersprache auf dem Weg zum Greis? Eigentlich kaum vorstellbar, aber so ist nun mal der Gang der Dinge, auch im Rock- und Popbusiness, wo selbst die Rolling Stones immer älter werden und auch so aussehen.

Eigentlich sollte Tom Jones jetzt seine grosse Europa-Tournee beginnen, aber die hat Corona gestoppt. Schliesslich gehören der Sänger und der Grossteil seines Publikums – rein altersmässig – zur Risikogruppe, obwohl es sich bei Weitem nicht so anfühlt.

Alben und Tourneen: Ruhestand nicht in Sicht

Er hat es immer noch drauf. Die Stimme ist immer noch gewaltig, und bei seinem legendären Hüftschwung geht er zwar nicht mehr in die Vollen, aber ein bisschen was geht immer noch, was seine weiblichen Fans noch vor einem Jahr beim Schlosskonzert in Ludwigsburg wie in seinen besten Zeiten aus dem Häuschen brachte.

Natürlich ist er im Lauf der Jahrzehnte ruhiger geworden. Aber er arbeitet kontinuierlich, macht seine Tourneen, schreibt Songs, produziert neue Alben, das letzte „Long Lost Suitcase“. „Es ist mir wichtig, dass ich nicht herumsitze und mich erinnere, sondern weiter jeden Tag neue Erinnerungen erschaffe. Ich bin heute ein besserer Sänger und ein besser Mensch, ich möchte keinesfalls noch einmal 18 sein“, sagte er vor Jahren der „FAZ“.

Schwerer Start ins Leben und eine frühe Hochzeit

Es war auch nicht einfacher, als er noch jung – noch Thomas John Woodward – war. Das Leben war schwerer und schwieriger. Er kam im walisischen Industriestädtchen Pontypridd bei Cardiff zur Welt, das ein gutes Pflaster für Pop- und Rockmusiker ist. Auch Chris Slade, Schlagzeuger bei Manfred Mann’s Earth Band und AC/DC, und Phil „Wizzö“ Campbell, Gitarrist bei Motörhead, kommen aus Pontypridd.

Der Vater von Tom Jones war Bergmann, die Mutter Hausfrau, das Geld knapp. Mit 12 erkrankte der junge Thomas an Tuberkulose. Viele Jahre später sagte er: „Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich war zwei Jahre lang bettlägrig.“ Aber er konnte singen und baute sich zu Hause mit den Wohnzimmergardinen eine eigene Bühne.

Seine Stimme und sein Talent, sich dazu zu bewegen, machten ihn in Pontypridd schnell bekannt. Mit 15 lernte er auf der Schule ein hübsches Mädchen kennen, die ein Jahr jüngere Melinda Rose Trenchard, mit 16 heiratete er sie, einen Monat nach der Hochzeit kam Sohn Mark zur Welt. Der junge Vater ernährte seine kleine Familie mit Jobs als Bauhilfsarbeiter, Zuschneider von Handschuhen und Vertreter für Staubsauger. Diese kargen Verdienstmöglichkeiten besserte er mit kleinen Gigs als Sänger auf, denn singen konnte er besser als andere, viel besser.

Aus Thomas John Woodward wird „Tiger Tom“

Ab 1963 war er Sänger der Truppe Tommy Scott and the Senators, was ziemlich hochtrabend klang für ein paar Jungs aus der walisischen Arbeiterstadt. Tommy merkte schnell, dass er als Solist bessere Chancen hätte. Fortan nannte er sich „Tiger Tom“. Markenzeichen: lange Koteletten, üppige Brustbehaarung, Hemd weit geöffnet, männlich-schwülstiger Blick, enge Hosen, Hüftschwung, im Sommer oft auch Badehose mit Tigermuster. Die trug er bis ins hohe Alter, bis sie ihm zu bescheuert vorkam.

Tiger Tom zog es nach London. Er lernte den Manager Gordon Mills kennen, der ihn unter die Fittiche nahm und aus ihm Tomes Jones machte, der Tiger ist ihm bis heute geblieben. Die erste Platte „Chills and Fever“ war noch ein Flop, die zweite „It’s Not Unusual“ (1965) bereits ein Nummer-eins-Hit.

Er wurde zum internationalen Sexsymbol

Mills machte Tom Jones zu einem Weltstar, zu einem Sänger vom Format eines Elvis Presley, wohlgemerkt in Zeiten, die von Superbands wie den Beatles oder den Stones geprägt wurden. Seine Songs „What’s New, Pussycat?“, „Thunderball“ (Titelsong für den James-Bond-Film „Feuerball“), „Green, Green Grass of Home“, „Delilah“ oder „Help Yourself“ wurden Welthits. Und „Sex Bomb“ von 1999 wurde zu einer persönlichen Welthymne von Tom Jones.

Bei diesem Song rastete sein Publikum, über 80 Prozent Frauen aller Altersstufen, verlässlich aus. Der Tiger Tom Jones stolzierte mit Hüftschwung über die Bühne, das Brusthaar schweissnass, da flogen ihm die Slips und BHs tonnenweise zu. Dieses Image als Sex-Guru hat er immer wieder mit kleinen Interviews befeuert, beispielsweise als er bekannt gab, dass er pro Jahr an die 250 Groupies vernasche. Affären mit Mary Wilson von den Supremes und Marjorie Wallace, einer Miss World, hat er nie abgestritten. Mit dem Model Katherine Berkery soll er einen mittlerweile erwachsenen Sohn haben.

Linda: Trotz Affären die Liebe seines Lebens

Die nackte Wahrheit ist banaler, aber irgendwie auch rührender. Da war immer noch die Ehefrau Melinda, die aus Pontypridd, die mittlerweile mit ihm im gemeinsamen Anwesen in Los Angeles lebte. Sie ist die Frau seines Lebens geblieben und hat ihn oft für seine ausserhäusigen Abenteuer geprügelt, wie er später zugab.

In seiner Autobiografie schreibt er, er habe für niemanden so empfunden wie für Linda. Sie sei der wichtigste Mensch in seinem Leben, der Rest seien ein bisschen Spass und ein paar Spielereien gewesen. Er glaube nicht, dass er sich jemals noch mal so verlieben könne. 2016 starb Melinda Woodward in L.A. nach 59 Ehejahren an Krebs, Tom Jones verkaufte das Haus und ging nach über 40 Jahren in den USA nach England zurück.

Nächstes Jahr kommt mit 81 die Tour

Nächstes Jahr will er die Tour von 2020 nachholen, die Termine stehen schon fest. Er ist dann 81 und sieht bestimmt noch blendend aus. Bereits vor Jahren hat er ein bisschen nachhelfen, die Falten an den Augen entfernen, das Fett unter den Wangen absaugen lassen. „Um die Narben zu verbergen, trage ich diesen Bart“, sagte er der „FAZ“. „Mein Vater hatte auch so einen, aber er hatte keine Narben drunter.“

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