Warum weit weg? Das sind die Highlights in Deutschlands Norden

Während deutsche Staatsbürger vor der Corona-Pandemie stolze 189 Länder visafrei bereisen konnten, sind ferne Länder wie Thailand, Australien und Neuseeland aktuell unerreichbar. Nicht nur, aber auch wegen der Corona-Krise entdecken die Deutschen nun den heimischen Norden für sich.

Mecklenburgische Seenplatte statt Mittelmeer, Rügen statt Mallorca, Ruhe statt Trubel. In Zeiten von Corona hat sich auch bei den Deutschen ein Umdenken in Sachen Urlaub eingestellt. Die derzeit herrschenden Reise-Beschränkungen fordern etwas mehr Kreativität bei der Urlaubsplanung und zeigen, dass auch der grösste Kosmopolit die Perlen des eigenen Landes schätzen lernen kann. Einige von diesen Perlen liegen im Norden. Ferienorte an der Nord- und Ostsee berichten durchgängig von einer sehr guten Buchungslage. Doch sind die Regionen für den Ansturm gerüstet?

Mecklenburg-Vorpommern: Im Land der tausend Seen

„Das kommt immer auf die konkrete Region an“, weiss Petra Wolf, Unternehmenssprecherin der Precise Hotels. „Wir haben den Vorteil, dass die Precise Resorts in Deutschland alle inmitten von weitläufiger Natur mit viel Platz und Ruhe liegen. Im Resort Schwielowsee geniessen Urlauber etwa die Wald- und Seenlandschaft der nahen Umgebung. Im Precise Resort Marina Wolfsbruch in Rheinsberg steht unseren Gästen die weitreichende Region der Mecklenburgischen Seenplatte zur Verfügung.“ Platz, um anderen Touristen aus dem Weg zu gehen, gibt es also genug.

Mecklenburg-Vorpommern ist nicht erst seit der langen Corona-Durststrecke ein beliebtes Reiseziel der Deutschen. Schon 2019 gingen laut dem deutschen Tourismusverband 7,9 Millionen der deutschen Inlands-Urlaubsreisen nach Mecklenburg-Vorpommern. Bei ausgedehnten Boots-, Kanu- und Segeltouren kommen hier alle auf ihre Kosten, die lieber mit dem Paddel als mit den Füssen wandern.

Rund um die Müritz, den grössten innerdeutschen See, bieten viele Segelschulen Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Wer die Mecklenburgische Seenplatte führerscheinfrei mit dem Hausboot erkunden möchte, macht am besten einen Abstecher an den Fleesensee. Zahlreiche Tourenvorschläge starten dort. Von Untergöhren über Rheinsberg und Plau am See geht es beispielsweise bis in die Landeshauptstadt Schwerin.

Grüne Wälder und weisse Kreide auf Rügen

Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Insel-Urlaub à la Caspar David Friedrich. Wer kennt sie nicht, die berühmten Kreidefelsen von Rügen, die der Romantiker 1818 in einem Gemälde festhielt? Auf einer Wanderung durch den Nationalpark Jasmund entdecken Aktivurlauber die Schönheit der schneeweissen Kolosse selbst. Von Sassnitz aus geht es auf einem Hochuferweg rund zehn hügelige Kilometer lang durch den Buchenwald der Stubbenkammer bis zum Königsstuhl. Am Ende können Kunst- und Wanderfreunde selbst entscheiden was schöner ist: die gemalten oder die echten Kreidefelsen?

Rügen ist in den letzten Jahren immer mehr zum Top-Ferienparadies der deutschen Küsten geworden. Das bestätigt auch Petra Wolf: „Wer sich hier für den Sommer noch eine Unterkunft sichern möchte, ist gut beraten, zügig zu buchen. Auch wir sind bereits sehr gut gebucht und es kommen täglich neue Besucher auf die Insel.“ Die dürfen sich dort unter anderem auf eine tolle Aussicht vom Jagdschloss Granitz aus freuen. Vom Mittelturm blicken Besucher bis in die Binzer Bucht. Doch Achtung, der Aufstieg führt über 154 gusseiserne, durchbrochen gearbeitete Stufen in luftige Höhe – man sollte schwindelfrei sein! Der „Rasende Roland“ bringt einen danach wieder in die richtige Spur. Seit 1895 tuckert die dampflokbetriebene Schmalspureisenbahn über die Insel und verbindet die bekannten Seebäder Binz und Göhren miteinander. Wie in allen öffentlichen Verkehrsmitteln gilt seit dem Corona-Ausbruch aber auch hier Maskenpflicht.

Seit dem 25. Mai sind Reisen und Übernachtungen in Mecklenburg-Vorpommern wieder für Gäste aus anderen Bundesländern erlaubt. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Der Corona-Landesverordnung zufolge dürfen Menschen nicht einreisen, die aus einem Gebiet kommen, in dem in den vergangenen sieben Tagen vor Einreise die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner über 50 lag.

Hiddensee: Mit dem Pferd über die Insel

Auch Rügens schöne Schwester Hiddensee ist eine Reise wert und liegt nur einen Katzensprung entfernt – sie wird auch „dat söte Länneken“ (das süsse Ländchen) genannt. Und die munteren und offenherzigen Insulaner haben Recht. Wer von Schaprode auf Rügen übersetzt, dem bietet sich ein traumhafter Blick auf ein Eiland, das Ruhe und Entspannung verspricht.

Nerviges Hupen und ohrenbetäubendes Motorheulen gibt es hier nicht, denn Hiddensee ist autofrei. Ab und an verkehrt zwar ein Linienbus, doch die Insel lässt sich am besten mit dem Rad, zu Fuss oder in einer Pferdekutsche entdecken. Literaturfreunde können auf den Spuren bekannter Schriftsteller und Künstler wie Gerhart Hauptmann und Asta Nielsen wandeln, die auf Hiddensee ein Refugium gefunden und neue Inspirationen bekommen hatten.

Inselhopping in Niedersachsen

Wer auf den Geschmack gekommen ist und seine Inselfühler noch ein wenig weiter ausstreckt, kann einen Urlaub auf den Ostfriesischen Inseln ins Auge fassen. Spiekeroog, Langeoog, Wangerooge, Pellworm und Amrum gehörten zu den ersten Regionen, die sich wieder für den Tourismus öffneten. Wattwanderungen, etwa von Nessmersiel an der ostfriesischen Küste zur Insel Baltrum, sind unter Auflagen wieder möglich und eigenen sich besonders gut für einen abwechslungsreichen Familienurlaub.

Nicht ohne mein Fahrrad!

Auch an der Nordseeküste selbst gibt es viel zu entdecken. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gehört zum Unesco Weltnaturerbe und lockt ebenfalls mit geführten Wattwanderungen und Schiffstouren, bei denen Erwachsene wie Kinder die Wasserbewohner kennenlernen. Um einen grösseren Bereich im und am Nationalpark und Biosphärenreservat zu erkunden, ist das Fahrrad das Verkehrsmittel der Wahl. Geübte Radler können sich an die Tour de Fries wagen, die sich über 280 Kilometer erstreckt und in sechs Etappen gegliedert ist. Startpunkt und Ziel ist Wilhelmshaven.

Auch in Niedersachsen ist mit Corona-Einschränkungen zu rechnen, über die das Bundesland Bewohner und Urlauber auf dem Laufenden hält. Nichtsdestotrotz steht einem besonderen Urlaub nichts im Wege: Ab in den Norden!

Vorheriger ArtikelYoga Hub Berlin für Inklusivität
Nächster ArtikelHarvey Weinstein: Opfer bekommen 19 Millionen US-Dollar