Die Kino-Tipps im August

Agenten, Mutanten und Visionäre: Der August hält einiges bereit – in Form von „Tenet“ unter Umständen die Zukunft der Filmbranche.

Wird es der mit Spannung erwartete Sci-Fi-Thriller „Tenet“ im vierten Anlauf endlich schaffen, die neue Blockbuster-Ära einzuläuten? Noch ist der 26. August dafür auserkoren, ausgehungerten Kinogängern den neuen Streifen von Christopher Nolan (50) zu servieren. Die Wartezeit bis dahin könnten die Komödie „Irresistible – Unwiderstehlich“ mit Steve Carell (57), das Drama „Wege des Lebens – The Road Not Taken“ mit Javier Bardem (51) oder das Biopic „Tesla“ mit Ethan Hawke (49) in der Titelrolle verkürzen. Für Comic-Fans sollen es derweil die neuen Mutanten der „X-Men“ richten.

„Irresistible – Unwiderstehlich,, 6. August

Politikberater Gary Zimmer (Steve Carell) soll der Demokratischen Partei wieder zu mehr Zuspruch in der ländlichen Bevölkerung verhelfen. Seine geniale Idee: Er will den pensionierten Veteran Colonel Hastings (Chris Cooper, 69) bei dessen Wahlkampf um das Bürgermeisteramt der Kleinstadt Deerlaken unterstützen. Leider stellt sich nur allzu schnell heraus, dass eine öffentlichkeitswirksame Kampagne auf dem Land so ihre Tücken hat. Zu allem Übel rufen seine Bemühungen ausserdem seine Erzfeindin, die skrupellose Republikanerin Faith Brewster (Rose Byrne, 41), auf den Plan.

Einschätzung:

Der auch im realen Leben zuweilen absurde K(r)ampf zwischen Demokraten und Republikanern – nun auf die Leinwand gebracht von Satire-Meister Jon Stewart (57). Der ehemalige „Daily Show“-Moderator mag sich mit „Irresistible – Unwiderstehlich“ zwar einem uramerikanischen Thema widmen, mitten in den zunehmend schmutzigeren Vorbereitungen auf den US-Wahlkampf und der ohnehin globalen Omnipräsenz eines Donald Trumps (74) empfiehlt sich die Polit-Satire aber auch ausserhalb der USA.

„Wege des Lebens – The Road Not Taken“, 13. August

Leos (Javier Bardem) Tochter Molly (Elle Fanning, 22) macht der zunehmend kritische mentale Zustand ihres alleinstehenden Vaters zu schaffen. Während sie sich durch einen stressigen Tag in New York City schlängeln und versuchen, den normalen Alltag zu bewältigen, verliert sich Leo immer wieder in zwei Lebensrealitäten, die er so hätte erleben können: Von der leidenschaftlichen Ehe mit seiner Jugendliebe Dolores (Salma Hayek, 53) in Mexiko bis hin zu einem Leben in Einsamkeit auf einer abgelegenen griechischen Insel, wo das zufällige Aufeinandertreffen mit zwei jungen Touristinnen schmerzliche, unbequeme Einsichten ans Licht bringt.

Einschätzung:

Schwere Kost erwartet die Kinogänger im Drama „Wege des Lebens – The Road Not Taken“ von Sally Potter (70). Die Erkrankung von Hauptfigur Leo wird dem Zuschauer auf eine Weise ans Herz gelegt, die Raum, Zeit und Realität übersteigt. Was ist Erinnerung, was Einbildung und was eine Mischung aus beidem? Hervorzuheben ist hierbei Javier Bardems eindringliche Performance, mit der er wieder einmal unterstreicht, einer der besten seines Fachs zu sein.

„Tesla“, 20. August

Der junge Ingenieur Nikola Tesla (Ethan Hawke) ist ein vielversprechender Angestellter in Thomas Edisons (Kyle MacLachlan, 61) Electric Light Company. Doch schon bald zeichnet sich ein Bruch zwischen den beiden sehr gegensätzlichen Männern ab, der sie zu lebenslangen Rivalen machen wird. Der brillante aber sozial unbeholfene Immigrant Tesla wendet sich an den Industriemagnaten George Westinghouse (Jim Gaffigan, 54), der fortan Teslas Arbeit an seinem bahnbrechenden Stromsystem finanziert. Gleichzeitig arbeitet der genialische Erfinder bereits ungeduldig an einem neuen ambitionierten, vom Bankier J.P. Morgan (Donnie Keshawarz) finanzierten, Projekt. Dabei begegnet Tesla Morgans Tochter Anne (Eve Hewson, 29) und steht vor der Entscheidung, sich weiter seiner Arbeit oder der Liebe hinzugeben.

Einschätzung:

Nicht nur Thomas Edison hat unlängst sein eigenes Biopic (mit Benedict Cumberbatch, 44) spendiert bekommen, sondern nun auch Nikola Tesla. Irgendwie passend, so erstreckt sich die Fehde der beiden Erfinder und Visionäre quasi bis in die Gegenwart. „Tesla“ bietet Einblicke in einen genialen wie komplizierten Geist, der massgeblich dazu beigetragen hat, unseren heutigen Alltag zu formen. Zeit seines Schaffens erhielt Tesla wenig Anerkennung – höchste Zeit, das auch auf filmische Weise zu ändern.

„Tenet“, 26. August

Der Dritte Weltkrieg scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Um die gesamte Welt vor dem Untergang zu bewahren, steht dem „Protagonisten“ (John David Washington, 36) nur ein einziges Wort zur Verfügung: Tenet. Seine Mission führt ihn in eine zwielichtige Welt der internationalen Spionage, in der die Gesetze der Physik nicht zu gelten scheinen. Zeitreisen? Nein. Inversion.

Einschätzung:

Auf Christopher Nolans neuem Film „Tenet“ liegen inzwischen gigantische Erwartungen. Und das nicht nur, weil mit Ausnahme von ersten epochalen Eindrücken bislang so gut wie nichts über die Handlung des Films bekannt ist. „Tenet“ könnte in Corona-Zeiten die Zukunft der gesamten Film- und Kinobranche prägen. Ist Blockbuster-Unterhaltung in der Pandemie überhaupt möglich, sprich rentabel? Nolan wagt sich mit seinen Filmen erzählerisch gerne in unbekannte Gefilde und behandelt existenzialistische Fragen – für eine gesamte Industrie könnte der Start seines neuen Films nun wortwörtlich existenziell sein.

„X-Men: New Mutants“, 27. August

In einem isolierten Krankenhaus mitten im Nirgendwo wird eine Gruppe junger Mutanten für psychiatrische Tests festgehalten. Als die Vorkommnisse immer unheimlicher werden, werden die neuen Fähigkeiten und die Freundschaften der Insassen auf eine harte Probe gestellt. Werden sie aus der Klinik fliehen können?

Einschätzung:

Die Gesellschaftskritik der bisherigen „X-Men“-Filme gepaart mit Horror-Elementen? Das klingt auf dem Papier nach einer vielversprechenden Weiterentwicklung der Geschichte über die Mutanten mit Superkräften, die doch eigentlich nur ein normales Leben führen wollen. „New Mutants“ versammelt hierzu junge Talente wie Maisie Williams (23 „Game of Thrones“) oder Charlie Heaton (26, „Stranger Things“), die sich bislang vor allem als Serienstars einen Namen gemacht haben. Wer auf die kunterbunte Welt der Marvel-Filme steht, könnte mit „X-Men: New Mutants“ jedoch düsteren Schiffbruch erleiden.

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