Neue Serie „Hausen“: „The Shining“ trifft auf deutschen Plattenbau

Eindringlichen Horror in beklemmender Plattenbau-Umgebung samt sozialkritischer Aussage? All das will die neue Serie „Hausen“ in sich vereinen.

Das „Haunted House“-Genre erfreut sich bei Horror-Fans seit Jahrzehnten steter Beliebtheit. Kein Wunder, ist doch die Invasion der eigenen vier Wände, ob nun durch reale oder übernatürliche Kräfte, eine der furchterregendsten Vorstellungen überhaupt. Sie nimmt einem den letzten vermeintlich sicheren Rückzugsort, um sich vor den Schrecken dieser Welt zu schützen – mehr noch, sie macht ihn gar zum Epizentrum der Gefahr.

Zu sagen, dass diese traditionsreiche Horror-Gattung bei deutschen Produktionen bislang stiefmütterlich behandelt wurde, wäre noch untertrieben. An das Übernatürliche wird sich hierzulande ohnehin kaum getraut und „Home Invasion“ kennt man bestenfalls aus nachgestellten Szenen in „Aktenzeichen XY… ungelöst“. Allein deshalb sticht die düstere neue Serie „Hausen“ von Regisseur Thomas Stuber (39) als willkommene Abwechslung heraus. Zu sehen gibt es die Eigenproduktion von Sky ab dem 29. Oktober und somit pünktlich zu Halloween täglich in Doppelfolge auf Sky Atlantic (ab 20:15 Uhr) sowie als komplette Staffel auf Sky Ticket und Sky Q auf Abruf – ebenfalls ab 29. Oktober.

Worum geht es, was will die Serie aussagen und wem wird die achtteilige Staffel gefallen? Um es mit den Worten einer der „Hausen“-Figuren zu sagen: „So viele Fragen. Wenn du nicht aufpasst, findest du am Ende noch Antworten“ – und zwar hier.

Es spukt im Beton: Darum geht es in „Hausen“

Nach dem Tod seiner Frau zieht Jaschek („Polizeiruf“-Star Charly Hübner, 47) gemeinsam mit seinem 16-jährigen Sohn Juri (Tristan Göbel, 18) in einen maroden, abgelegenen Plattenbau. Schnell wird dem Teenager klar, dass sowohl mit den apathischen Bewohnern als auch mit dem Gebäude selbst etwas ganz und gar nicht stimmt. Unerklärliche Erscheinungen und Vorfälle terrorisieren die verschrobenen Mieter und bald auch die Neuankömmlinge gleichermassen.

Das Wohnhaus scheint ein bösartiges Eigenleben entwickelt zu haben und sich von der Pein seiner Bewohner zu ernähren. Auf die Hilfe seines Vaters kann sich Juri bei seinen Nachforschungen jedoch nicht verlassen. Denn der ist als neuer Hausmeister des Betonklotzes tätig und kann sich dessen morbider Anziehungskraft bald schon immer weniger entziehen.

Here’s Charly!

Ein Hausmeister und Familienvater, der dem Bann eines besessenen Gebäudes verfällt – natürlich geistert jedem Horror-Aficionado umgehend Stephen Kings Horrorroman „The Shining“ und die meisterliche Filmadaption von Stanley Kubrick durch den Kopf. Inhaltlich mag das stimmen, optisch hebt sich „Hausen“ jedoch stark vom 1980 veröffentlichten Klassiker ab. Statt im orangestichigen, hell ausgeleuchteten 70er-Jahre-Dekor einer Hotelanlage wie einst Jack Nicholson (83) verfallen Hübner und Co. bei „Hausen“ in beklemmender Dunkelheit dem Wahnsinn.

„Hausen“ wurde in einem umfunktionierten, leerstehenden und heruntergekommenen DDR-Krankenhaus gedreht, was sehr zur Atmosphäre der Serie beiträgt. Vergleichbar mit Ari Asters (34) verstörendem Überraschungshit „Hereditary: Das Vermächtnis“ wurden den Bewohnern der Horror-Platte zudem ganz offenbar ausschliesslich Glühbirnen mit einstelliger Wattzahl in die Buden gedreht. Und wie die Horror-Referenz von 2018 symbolisiert auch das Grauen in „Hausen“ einen weltlichen Schrecken, der uns alle einholen kann.

Der wahre Horror

In „Hereditary“ war es das Leid einer zutiefst zerrütteten Familie, in „Hausen“ jenes der körperlichen wie sozialen Verwahrlosung: „Es geht um etwas Soziales. Es ist ein Sinnbild für liegengebliebene Menschen, für schwache Menschen“, so Hauptdarsteller Charly Hübner. „Hausen ist im Deutschen ja eigentlich ein Verbum. […] Es geht also darum, dass man in ungemütlichen Zuständen haust, verwahrlost.“

Horror ist immer dann besonders eindringlich, wenn die Schockmomente kein blosses Mittel zum Zweck sind, sondern sich hinter ihnen eine kulturrelevante Aussage verbirgt. Das traf schon 1968 bei „Rosemaries Baby“ zu, genau 50 Jahre später bei „Hereditary“ ebenso und bei Jordan Peeles mit einem Oscar prämierten Rassismus-Horror „Get Out“ erst recht. Und auch bei „Hausen“ ist es nun der Fall. Die Serie „unternimmt den erzählerischen Versuch, […] dass man einfach mal dort hinguckt, wo man im richtigen Leben wegguckt“, fasst Hübner zusammen.

Folglich sollten interessierte Zuschauer mit einem soliden Magen definitiv nicht weggucken, wenn „Hausen“ ab dem 29. Oktober bei Sky Atlantic täglich mit einer Doppelfolge zu sehen ist. Wer nicht bis zum 1. November warten will, um alle acht rund 60 Minuten langen Episoden anzuschauen, kann sich zum 29. Oktober via Sky Ticket oder Sky Q auch schon die gesamte Staffel einverleiben.

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