Maskenpflicht im Unterricht: Müssen sich Eltern Sorgen machen?

Die Maskenpflicht im Unterricht sorgt für Diskussionen. Dr. med. Burkhard Rodeck erklärt, warum es auf die Eltern ankommt.

Die Corona-Zahlen steigen immer weiter, für viele Schüler bedeutet das auch: Maskenpflicht im Unterricht. Mancherorts betrifft das auch schon Grundschüler. Eltern reagieren teilweise besorgt. Gibt es gesundheitliche Risiken, wenn Kinder den ganzen Vormittag Mund-Nasen-Schutz tragen? PD Dr. med. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), gibt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news Antworten.

Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind unter Kopfschmerzen und Konzentrationsproblemen leidet, wenn es während des kompletten Unterrichts Maske tragen muss. Was entgegnen Sie den besorgten Erwachsenen?

Burkhard Rodeck: Die gängigen Alltagsmasken, wie Community-Maske oder Do-it-yourself-Maske, sind gasdurchlässig, es gibt also keinen Sauerstoffmangel oder nennenswerte CO2-Retention bei gesunden Kindern und Jugendlichen bei auch längerem Tragen dieser Masken. Der Atemwegswiderstand ist erhöht, je dichter die Maske ist, was gesunde Kinder und Jugendliche unter ruhender Tätigkeit problemlos kompensieren können. Die in sozialen Netzwerken verbreiteten Meldungen, Kinder würden durch das Tragen der Masken Pilzerkrankungen der Lunge oder eine Borkenflechte (Impetigo contagiosa) entwickeln oder sogar versterben, ohne dass sie es merken, halten keinem Faktencheck stand, es sind Fake-News.

Masken sind sicher keine Komfort-Artikel. Die Akzeptanz ist unabhängig vom Alter sehr unterschiedlich. Dabei spielt eine grosse Rolle, ob man vorab bereits eine mentale Akzeptanz mitbringt, die es ermöglicht, das Tragen als normale Alltagssituation zu bewerten. Das ist besonders im Kindesalter wichtig. Im Klartext heisst das, je normaler ich als Elternteil das Maskentragen vormache, umso eher wird mein Kind die Maske auch tolerieren. Je mehr ich das Tragen in Zweifel ziehe, umso eher wird das Kind die Maske als Belastung sehen und Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme haben. Wir sollten unseren Kindern gegenüber die Maske nicht als Problem oder gar Bedrohung kommunizieren, sie ist unser Freund in der Abwehr der Pandemie. Sollte das Kind Symptome wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen entwickeln, muss das individuell bewertet werden und auch gegebenenfalls eine „Maskenpause“ zugelassen werden.

Nach welcher Zeit sollten die Kinder zwischenzeitlich generell eine Maskenpause einlegen können?

Rodeck: Das kann für die Alltagsmaske nicht pauschal beantwortet werden. Es hängt von der individuellen Akzeptanz des Trägers ab. Hier kann ich nur meine persönliche Meinung äussern. Ich würde nach 45 Minuten eine Maskenpause unter Beachtung der sonstigen Hygieneregeln (nach RKI-Empfehlung) empfehlen.

Auf was sollte man bei der Auswahl der Kinder-Masken achten, gibt es Stoffe, die besser geeignet sind als andere?

Rodeck: Alltagsmasken sollten aus Baumwollstoffen, am besten 2-lagig, genäht werden. Bei der Grösse der Maske müssen die altersabhängigen unterschiedlichen Proportionen berücksichtigt werden, damit die Maske korrekt getragen werden kann.

Ist Sportunterricht mit Maske ein Problem?

Rodeck: Bei körperlicher Anstrengung, zum Beispiel im Sportunterricht, sollte keine Maske getragen werden. Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf die offiziellen Stellungnahmen und Empfehlungen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (www.dakj.de).

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