US-Wahl 2020: Drei berühmte Landsitze ehemaliger Präsidenten

Heute ist Camp David in Maryland der offizielle Erholungsort des US-Präsidenten. Drei berühmte Präsidenten-Landsitze aus früheren Zeiten liegen jedoch in Virginia und sind beliebte Touristenziele.

Obwohl sich Donald Trump (74) regelmässig auf sein Anwesen Mar-a-Lago in Florida zurückzieht, liegt der offizielle Erholungsort des US-Präsidenten, Camp David, in Maryland am Rande der Blue Ridge Mountains. Beide Orte sind streng bewacht. Für Besucher zugänglich sind allerdings die Rückzugsorte der drei Gründerväter und ehemaligen US-Präsidenten George Washington (1732-1799), Thomas Jefferson (1743-1826) und James Madison (1751-1836). Alle drei herrschaftlichen Anwesen liegen im US-Bundesstaat Virginia und haben einiges an Geschichte vorzuweisen – weshalb sich ein Besuch (nach der Corona-Pandemie) durchaus lohnt.

Mount Vernon: George Washingtons Rückzugsort vor den Toren der Hauptstadt

Das Anwesen Mount Vernon liegt im Nordosten von Virginia, direkt am Potomac River, etwa 25 Kilometer südlich der Hauptstadt Washington D.C. Zu dem historischen Haupthaus, das George Washington der offiziellen Webseite zufolge 1761 von seinem Vater übernahm, gehören auch eine Mühle, eine Farm, Gärten und eine funktionierende Destille. Obwohl der aufstrebende Staatsmann häufig unterwegs war, liess er es sich nicht nehmen, alle Entscheidungen bezüglich Gestaltung, Konstruktion und Dekoration selbst zu überwachen. Die architektonischen Merkmale sollten seinen Rang und seinen Status verdeutlichen.

Das ehemalige Zuhause des allerersten US-Präsidenten und seiner Frau Martha wurde ursprünglich 1734 erbaut und nach 1754 über 45 Jahre auf seine heutige Grösse erweitert. Das Haupthaus verfügt über insgesamt 21 Zimmer, das gesamte Anwesen erstreckt sich auf knapp 3.000 Hektar. Jedes Jahr sollen bis zu eine Million Besucher in Mount Vernon auf den Spuren von George Washington wandeln, weshalb die Tourismuswebseite „Visit the USA“ das Anwesen als „die am häufigsten besuchte historische Stätte der USA“ bezeichnet. George Washington und seine Frau fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

Neben Führungen durch zwei Stockwerke des imposanten Haupthauses mit seinen restaurierten und prächtig eingerichteten Zimmern, kommen Touristen bei einem Besuch in den Genuss einer Zeitreise. Darsteller in authentischen Kostümen demonstrieren, wie die Bewohner von Mount Vernon im 18. Jahrhundert lebten und arbeiteten, im Stall und auf der Pioneer Farm leben noch heute unterschiedliche Tiere. Und wem das noch nicht geschichtsträchtig genug ist, der kommt im Donald W. Reynolds Museum and Education Center auf seine Kosten. Es beleuchtet George Washingtons Leben in insgesamt sieben Galerien, unzähligen Exponaten und einem modernen 4D-Kino.

Monticello: Thomas Jeffersons durch Sklaven betriebenes Landgut

Thomas Jefferson war wie Washington einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten und ausserdem Hauptautor der Unabhängigkeitserklärung. 33 Jahre, bevor er 1801 als dritter Präsident vereidigt wurde, begann der Staatstheoretiker, auf seiner Plantage nahe der Stadt Charlottesville einen Landsitz nach seinen eigenen Entwürfen bauen zu lassen. Grösstenteils abgeschlossen waren die Arbeiten 1809, Jefferson liess jedoch bis zu seinem Tod 1826 immer wieder Veränderungen durchführen. Die offizielle Homepage des Anwesens bezeichnet Monticello deshalb als ein „autobiografisches Meisterwerk“.

Monticello (Übersetzt: „Kleiner Berg“) ist geprägt von unterschiedlichen Einflüssen in Thomas Jeffersons Leben. Der National Park Service (NPS) schreibt, dass er während seiner Zeit als Diplomat in Frankreich begeistert vom Neoklassizismus gewesen sei und die architektonischen Merkmale in sein Haus integrierte. Die Einrichtung spiegelt Jeffersons Einfallsreichtum wider: So gibt es verschwindende Betten, faltbare Türen und eine Uhr, die noch immer mithilfe von Gewichten und Seilscheiben betrieben wird. Ein paar versteckte Räume sind nur durch eine Tür zugänglich, die von aussen wie ein Wandschrank aussieht.

Während der angebotenen Führungen erfahren Besucher viel über das Leben von Jefferson, sein Anwesen und seine 2.000 Hektar grosse Plantage. Auch die Tatsache, dass er die Sklaverei als Institution zwar kritisierte, selbst jedoch in seinem Leben knapp 600 Sklaven hielt, wird nicht ausgelassen. Der Rundgang selbst führt an ihren Behausungen und Arbeitsräumen vorbei. Letztere befanden sich seitlich des Haupthauses auf niedrigerem Terrain, damit man sie aus den Räumen der Hausherren nicht sehen konnte (oder musste).

Montpelier: Das imposante Familienanwesen von James Madison

76 Jahre lang lebte der vierte US-Präsident James Madison auf seinem Anwesen Montpelier. Die Familie des „Vaters der Verfassung“, wie der NPS den Founding Father bezeichnet, war bereits seit 1723 im Besitz des Landgutes, die ersten Teile des heutigen Haupthauses entstanden jedoch schätzungsweise erst in den 1760ern. Schon damals bestand das Mauerwerk hauptsächlich aus Backstein – ein Zeichen des hohen Status und Wohlstands der Familie, die in Montpelier lange eine Art Mehrgenerationenhaushalt bildete.

Ein Besuch des Anwesens in Virginia bietet viele geschichtliche Einblicke, die auch die Freundschaft von Madison und Thomas Jefferson beleuchten. Angeblich riet der dritte US-Präsident seinem Nachfolger sogar dazu, dem Haupthaus das Frontportal mitsamt der toskanischen Säulen hinzuzufügen, das er selbst auch in Monticello erbauen liess. Zu kurz kommt der Webseite des Anwesens zufolge aber auch hier die dunkle Seite der Geschichte nicht, denn in Montpelier lebten über die Jahrzehnte insgesamt sechs Generationen von Sklaven.

Neben mehreren geführten Touren bietet das Besucherzentrum vor Ort ein Museum, das zahlreiche persönliche Gegenstände der Familie Madison ausstellt. Das gesamte Landgut, das mit knapp 1.100 Hektar das kleinste der drei vorgestellten Präsidentenanwesen ist, können Besucher auf angelegten Wegen auch selbst erkunden. Und wie seine „grossen Geschwister“ Monticello und Mount Vernon verfügt auch Montpelier über ein umfangreiches Online-Angebot – in Corona-Zeiten sicher eine willkommene ortsunabhängige Alternative.

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