Deshalb sollte jeder Mann einen besten Freund haben

Der „Männerkenner“ Dr. Richard Schneebauer erklärt im Interview, weshalb jeder Mann einen oder mehrere gute Freunde zum Reden haben sollte.

Anlässlich des Internationalen Männertages am 19. November appelliert der „Männerkenner“ Dr. Richard Schneebauer an die Herren der Schöpfung: „Jeder Mann sollte mindestens einen wirklich guten Freund haben – idealerweise mehrere.“ Der Soziologe und Autor der Männerratgeber „Männerabend“ und „Männerherz“ (Goldegg) ist seit mehr als 20 Jahren in der Männerberatung des Landes Oberösterreich tätig und hilft, einen bewussten Umgang mit dem eigenen Leben zu schaffen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt er, was einen modernen Mann ausmacht.

Mit diesen Fragen sollten sich Männer beschäftigen

„Wann ist ein Mann ein Mann?“ Das sei laut Schneebauer die zentralste und schwerste Frage im Leben des modernen Mannes – wie sie schon Herbert Grönemeyer in seinem Song „Männer“ gestellt hat. „Das Wichtige ist, dass sich Männer bewusst mit dieser Frage beschäftigen – und dann erkennen, wie bunt das Ganze ist, aber auch, wie tief die alten Rollenbilder noch verankert sind“, erklärt der „Männerkenner“. „Es ist alles nicht mehr so klar wie früher – zum Glück. Heutzutage wissen Männer, dass sie auch mal schwach sein dürfen.“ Die Frage sei jedoch: „Wann, wo, mit wem?“ Traditionelle Männlichkeit sei brüchig geworden, was bei manchen Männern Unsicherheit auslöse, sagt Schneebauer.

Einige Männer hätten das Gefühl, sich verändern zu müssen, da sich die Frau und ihre Rolle verändert habe. Als Beispiel führt der Autor an: „Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf war früher eher ein Frauenthema, jetzt ist es auch für Männer wichtig. Bei Frauen ist die Gefahr jedoch grösser, den Anschluss an die Arbeit zu verlieren, bei Männern, den Anschluss an die Familie zu verlieren.“

Moderne Männer befinden sich demnach oft in einem Dilemma. „Männer müssen die Balance zwischen Kraft und Schwäche finden“, erklärt Schneebauer. „Dabei sollte die Kraft aus dem Inneren kommen. Das geschieht, wenn man weiss, was man will. Doch aus Angst sprechen manche Männer nicht über ihre Gefühle, sie wollen nicht schwach wirken.“ Was er aus 20 Jahren in der Männerberatung gelernt habe: „Viel zu selten schaffen es Männer, sich vor anderen genauso zu zeigen, wie sie sind.“

Man(n) selbst sein – mithilfe eines guten Freundes

„Ich glaube, was Männern am meisten fehlt, ist, sich mit anderen Männern auszutauschen“, berichtet der „Männerkenner“. „Wie soll ich mich und meine Männlichkeit besser kennen lernen, wenn nicht mit anderen Männern?“, fragt er rhetorisch. Viele Männer seien einsam, aber alleine zu grübeln bringe nicht viel, erklärt er und schlussfolgert: „Darum ist der wichtigste Punkt für Männer heutzutage: sich verbrüdern – im positiven Sinne!“

„Meine Frau ist meine beste Freundin.“ Diesen Satz habe Schneebauer schon von einigen Männern gehört. „Das Problem ist nur, dass so eine Beziehung abhängig macht“, warnt er. „Wenn wir Männer uns offener miteinander austauschen, brauchen wir die Frauen weniger – wodurch wir sie leichter lieben können. Wenn die Freundschaftsbeziehung zur Frau gut funktioniert, haben Männer kein Problem und merken gar nicht, dass sie in Wahrheit einsam sind.“ Wenn ein Mann nur mit seiner Partnerin über seine Gefühle spreche, schaffe das eine grosse Abhängigkeit. „Spätestens wenn die Beziehung dann in die Brüche geht, merkt der Mann, er hat niemanden, mit dem er sonst reden kann“, erklärt der Autor.

Männer sollten deshalb lernen, mit Freunden über Gefühle zu sprechen, rät er. „Dafür sollte man sich überlegen, mit welchem der engen Freunde man sich vorstellen kann, tiefgründige Gespräche zu führen.“ Sein Tipp: „Erzählt man seinen Freunden etwas Intimes, merkt man, wer Interesse hat und ein geeigneter Gesprächspartner ist – und mit wem es nicht funktioniert.“

Deshalb plädiert Schneebauer für Männerfreundschaften: „Jeder Mann sollte mindestens einen wirklich guten Freund haben – idealerweise mehrere.“ Es brauche einen offenen und wertschätzenden Austausch unter Männern. „Geht es einem Freund nicht gut, ruhig mal nachfragen. Dabei ist es allerdings wichtig, sich nicht über den anderen zu stellen, nach dem Motto: Mir geht es gut und dir schlecht. Wichtig ist, seinem Freund zu signalisieren, dass man selbst auch in so einer Situation stecken könnte oder bereits gesteckt hat.“

Wie Männerfreundschaften die Beziehung stärken können

Wer Probleme hat, mit seinem Partner über die eigenen Gefühle zu reden, dem rät Schneebauer: „Zuerst die Gefühle sortieren, dann mit anderen Männern darüber sprechen. Danach kann man seine Gefühle selbstbewusst dem Partner offenbaren.“ Das sei zwar nicht immer von Nöten, manchmal aber ein Vorteil. Entscheidend bei einem Gespräch über die Beziehung zwischen Männern sei, „sich in einem geschützten Rahmen zu unterhalten und wirklich über seine Gefühle zu sprechen – und sich nicht einfach über den Partner auszulassen.“ Mit einem Augenzwinkern fügt der Experte hinzu: „Übrigens dürfen sich Männer auch mal nahe sein: eine Umarmung unter Freunden kann Wunder bewirken!“

Eine „tiefe Überzeugung“ des Autors ist: „Männer und Frauen sind zwar alle eins, aber wir brauchen unsere Zeit untereinander. Zeit, in der die Männer unter sich sind und Zeit, in der die Frauen unter sich sind.“ Männer würden anders sprechen, wenn keine Frau im Raum sei. Das gelte auch umgekehrt. „Anschliessend können wir gestärkt auf Augenhöhe aufeinander zugehen“, weiss Schneebauer.

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