Per Gessle von Roxette: Marie Fredriksson war „einfach magisch“

Per Gessle bringt nach dem Tod von Marie Fredriksson neue Roxette-Songs heraus. Im Interview erzählt er, wie er sich dabei fühlt.

Knapp ein Jahr nach dem Tod von Sängerin Marie Fredriksson (1958-2019) veröffentlicht Per Gessle (61, „It Must Have Been Love“) neue Musik von Roxette. Fans dürfen sich gleich auf mehrere Alben mit dem Titel „Bag of Trix“ freuen. Am 27. November erscheint bereits Volume 3. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der schwedische Sänger und Songwriter, wie es ist, Songs ohne seine verstorbene Bandkollegin zu veröffentlichen und warum sie „das grösste Geschenk“ für ihn war.

Sie bringen mit „Bag of Trix“ wiederentdeckte Roxette-Songs heraus. Was erwartet die Fans?

Per Gessle: „Bag of Trix“ ist eine Zusammenstellung von bisher unveröffentlichten Songs, die meisten davon aus den 80ern. Ausserdem gibt es alternative Versionen von veröffentlichten Liedern und Songs, die einfach beim Wechsel aufs Streaming verloren gegangen sind. Aber: Die Lieder sind auf jeden Fall hörenswert, ich bin wirklich zufrieden mit diesem Album!

Haben Sie beim Durchforsten der vielen Songs von Roxette auch Lieder gefunden, hinter denen Sie jetzt nicht mehr stehen würden?

Gessle: Bei manchen Songs denke ich mir: Die waren nicht so gut. Aber es gibt keinen Song, den ich bereue, denn sie haben alle Spass beim Realisieren gemacht. Wenn ich mir Lieder von Roxette aus den 80ern anhöre, denke ich manchmal, dass manche Lyrics nicht die besten waren. Aber ich war damals noch jung und noch nicht fähig das auszudrücken, was ich wollte. Und ausserdem: Sobald Marie zu singen angefangen hat, war es fast schon egal, was sie sang.

Wie fühlt es sich für Sie an, neue Alben des Duos Roxette zu veröffentlichen – ohne ihre Partnerin Marie Fredriksson?

Gessle: Auch wenn ich das Album nun ohne sie veröffentliche, ist sie immer noch ein Teil davon. Sie ist Teil jedes Songs. Ich versuche, positiv zu denken und mich nicht von meiner Trauer herunterziehen zu lassen, denn dann könnte ich gar nicht an unseren gemeinsamen Projekten weiterarbeiten. Sie war so viele Jahre schwer krank – seit 2002 – und irgendwann gewöhnt man sich an den Gedanken, dass sie eines Tages nicht mehr unter uns sein wird. Mittlerweile ist ihr Tod bald ein Jahr her und ich versuche, nach vorne zu sehen. Mich hat es nicht abgeschreckt, unsere Sammlung zu durchforsten.

Die Songs zu hören, die ich gemeinsam mit Marie aufgenommen habe, macht mich auf eine besondere Weise stolz. Viele der Songs sind unglaublich gut und Marie war eine grossartige Sängerin. Sie war einfach magisch. Sie hat meine Songs viel besser gemacht, als sie eigentlich waren. Das denke ich beim Hören. Wir arbeiteten so viele Jahrzehnte zusammen, weshalb ich den Grossteil meiner Songs speziell für sie geschrieben habe. Für mich als Songwriter war sie mit ihrer Art zu performen das grösste Geschenk. Wenn ich sie singen höre, habe ich immer ein Lächeln im Gesicht.

Wie gehen Sie damit um, immer wieder auf Marie Fredriksson angesprochen zu werden?

Gessle: Sie war seitdem ich 19 war Teil meines Lebens, war wie eine Schwester für mich. Deshalb ist sie immer da und ich erinnere mich ständig an sie, zum Beispiel wenn ich einen Roxette-Song höre. Sie bedeutet so vielen Menschen so viel und deshalb spreche ich auch nach ihrem Tod gerne über sie. Das hat sie verdient, sie war eine wunderbare Person. Sie wird immer eine Legende bleiben und noch viele junge Menschen inspirieren.

Ich habe sehr viel Kontakt zu ihrer Familie. Ich kenne ihren Mann Michael sehr gut. Wir stehen in Verbindung und sehen uns regelmässig.

Sie stehen seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich als Musiker auf der Bühne. Lassen Sie es mittlerweile ruhiger angehen?

Gessle: Ich mag es, beschäftigt zu sein. Ich schreibe immer noch Songs, ich schreibe die ganze Zeit. Meine Frau sagt, ich würde die ganze Zeit arbeiten. In Schweden veröffentliche ich regelmässig Musik – auch Songs auf Schwedisch. Ich arbeite aber auch noch an englischen Liedern. Ich bin mehrere Tage die Woche im Studio und wenn die Pandemie nicht wäre, würde ich bestimmt auf Tour gehen.

Könnten Sie sich vorstellen, alleine unter dem Namen Roxette auf Tour zu gehen, sollte es Corona-bedingt wieder möglich sein?

Gessle: Ich würde nie Roxette mit einer neuen weiblichen Sängerin aufleben lassen. Aber natürlich spiele ich bei Auftritten gerne die Songs, weshalb ich künftig auch mit Sängerinnen zusammenarbeiten möchte. Das wäre dann natürlich nicht Roxette, aber schliesslich habe ich die Songs geschrieben und dreissig Jahre meines Lebens bestehen aus Roxette.

Vorheriger ArtikelSophia Thomalla hat keine Lust mehr auf ihren „schlaffen Skinny-Look“
Nächster ArtikelJude Law sah die Corona-Pandemie schon lange kommen