Oliver Mommsen: „Wolfgang Stumph bekommst du in keine Nebenrolle“

Oliver Mommsen und Wolfgang Stumph präsentieren sich als Sohn und Vater in der Familienkomödie „Ziemlich russische Freunde“. Doch die beiden verbindet noch mehr.

Oliver Mommsen (51, „Der beste Papa der Welt“) dreht und dreht und dreht, aktuell vor allem Familienkomödien. Was seine eigene Familie zu diesem Arbeitspensum sagt, ob er sich auch mal wieder zumindest eine Episodenrolle in einem „Tatort“ vorstellen könnte und wie die Dreharbeiten mit Wolfgang Stumph (74, „Stubbe – Tödliche Hilfe“) für die Culture-Clash-Komödie „Ziemliche russische Freunde“ (27.11., 20:15 Uhr, das Erste) waren, verrät der Schauspieler – und ja, auch Ex-„Tatort“-Star (2001-2019) – im Interview mit spot on news.

„Papa auf Wolke 7“, „Ziemlich russische Freunde“, „Aus Haut und Knochen“ – um nur einige Ihrer jüngsten und kommenden Filmprojekte zu nennen. Ganz schön viel! Wie schaffen Sie das alles?

Oliver Mommsen: Ich mache die einzelnen Projekte am liebsten hintereinander. Das geht aber nicht immer. Trotzdem bin ich natürlich der letzte, der ein tolles Projekt absagt, weil es zu viel ist. Wir Schauspieler warten ja alle immer darauf, Chancen zu bekommen und dann schlagen wir auch zu. Dass ich nach dem Ende des „Tatorts“ so viele unterschiedliche Rollen wie möglich spielen konnte, war genau das, was ich mir immer gewünscht habe: eine Vielfalt. Ich hatte ja nicht per se was gegen den „Tatort“. Ich hatte nur das Gefühl, dass es so eine grosse, starke, einzelne, klare Marke ist, ich aber Verwandlungskünstler bleiben will.

Und wie schaut es mit dem Privatleben aus, wenn man so viel arbeitet? Sieht Ihre Frau, sehen Ihre Kinder Sie noch?

Mommsen: Wenn ich dann mal zuhause bin, merke ich schon, dass die Kinder zu sehen, so ein bisschen wie Lotto spielen ist. Das liegt aber nicht nur an mir. Unser Sohn Oskar ist aus dem Haus, er studiert in Amsterdam. Um ihn zu sehen, muss man sich konkret verabreden. Im Sommer habe ich ihn zusammen mit meiner Mutter besucht. Das war toll. Aber wenn er jetzt dann nach Berlin kommt, bin ich – hoffentlich – auf dem Weg nach Portugal, um zu drehen. Und mit unserer Tochter Lotte ist es so: Wenn man zehn gemeinsame Minuten am Tag hinbekommt, hat man schon viel geschafft (lacht). Sie ist sehr beschäftigt und viel unterwegs. Wenn Corona nicht dazwischengekommen wäre, wäre sie gerade sogar in Südamerika.

Und Ihre Frau, Nici Mommsen?

Mommsen: Meine Frau hat die Zeit ohne mich sehr gut genutzt. Unter anderem hat sie ihr erstes Buch geschrieben. „Anton und die Dinge zwischen Himmel und Erde“ [Kinderbuch] erschien am 23. November. Ich finde es wirklich sehr gelungen und bin sehr stolz auf sie. Es ist toll, wenn du an jemandem, den du meinst zu kennen, plötzlich eine ganz andere Seite entdeckst. Für das Hörspiel durfte ich dann den Erzähler spielen und war somit mal bei meiner Frau angestellt. Ich habe den ersten Entwurf des Buches bereits vor vielen Jahren während einer Tournee irgendwo im Ruhrgebiet gelesen und habe sie dann sofort angerufen und gesagt: „Das ist richtig gut!“ – Ich habe viel mit Texten zu tun und war wirklich von Herzen begeistert.

Als nächstes sind Sie in „Ziemlich russische Freunde“ zu sehen. Ein deutsch-russisches Grundstücksgeschäft endet nach dem Fund einer Fliegerbombe im Chaos und mit der Frage, wer die sechsstellige Zeche zahlt. Was gefällt Ihnen ganz besonders an dem Film? Warum würden Sie ihn den Zuschauern ans Herz legen?

Mommsen: Komödie kann ja auch ganz schnell im Klamauk enden. Unser Film ist jetzt nicht die feinste investigative Sozialstudie über zwei Kulturen, stattdessen arbeiten wir mit Klischees. Die Regisseurin [Esther Gronenborn, geb. 1966, „alaska.de“] hat es mit ihrer unglaublich unaufgeregten Art aber geschafft, dass die Geschichte trotzdem zu Herzen geht. Bei all dem Chaos, das zu sehen ist, ist es auch ein ganz warmer und liebevoller Film geworden. Durch unser junges Paar gibt es sogar noch eine Art Romeo-und-Julia-Geschichte darin. Alles hat eine grosse Leichtigkeit – wie ein Balalaika-Konzert.

Und mein Schauspielkollege Yevgeni Sitokhin [61, „Die Bourne Verschwörung“], der den russischen Familienvater spielt, ist im allerbesten Sinne des Wortes ein echter Clown, der nur so sprüht vor absurder Komik. Leider konnten wir von seinen gefühlt 450 Ideen nur drei umsetzen.

Im Film ist es ja der Wodka, der (nicht) allen recht guttut. Wie schaut es mit Ihren eigenen Wodka-Erfahrungen aus? Mögen Sie das Getränk?

Mommsen: Schnäpse sind bei mir generell ganz doof, weil ich nie gelernt habe, richtig zu trinken. Das heisst, wenn ich einen Schnaps trinke, denke ich, er wirkt nicht und trinke den nächsten und dann wieder einen und plötzlich wirken alle drei auf einmal. Und dann ist der Abend beendet. Die jüngste Gin-Welle hat mich ein bisschen interessiert, aber das ist bei mir auch schon wieder vorbei. Mittlerweile denke ich, dass das vielfältigste Getränk, das wir haben, tatsächlich der Tee ist. Zum Arbeiten ist das auch gesünder.

Haben Sie trotzdem ein Geheimrezept gegen einen Kater?

Mommsen: Abgesehen davon, dass der ganze Körper durch den Alkohol durcheinandergebracht wurde und einem der Flüssigkeitsentzug zu schaffen macht, ist es hauptsächlich auch eine Kreislaufgeschichte. Deshalb hilft mir: aufstehen, an die frische Luft gehen, einen Fuss vor den anderen setzen… und sich schwören, dass man es nie, nie wieder macht.

Wolfgang Stumph hat eine sympathische Nebenrolle in „Ziemlich russische Freunde“. Wie war die Zusammenarbeit?

Mommsen: Nebenrolle? Den bekommst du in keine Nebenrolle. Er macht auch aus einer Nebenrolle eine Hauptrolle (lacht). Zwischen uns gibt es eine nette Verbindung: Meine Schwiegermutter war damals Regieassistentin bei „Go Trabi go“ [1991] und meine Frau Nici hat in den Ferien auch als Assistentin bei dieser tollen Ost-West-Culture-Clash-Komödie mitgearbeitet. Wolfgang konnte sich sofort an sie erinnern, weil er ja auch eine Doku über die Dreharbeiten gemacht hat. Das war ein grosses Gesprächsthema zwischen uns.

Abgesehen davon sucht man natürlich automatisch die Nähe zu so aufgeschlossenen Vollprofis und im besten Sinne alten Schauspielhasen voller Charme und Schalk, wie er es ist. Es war jedes Mal ein Erlebnis, wenn er am Set war. Ich habe ihn übrigens schon wieder gesehen. Nach Corona führte mein erster Weg zum „Bergdoktor“ und dann gleich zu „Stubbe“, da habe ich mit Tochter [Stephanie Stumph, 36] und Vater zusammen gedreht. Das hat auch grossen Spass gemacht.

Könnten Sie sich auch mal wieder eine Episodenrolle in einem „Tatort“ vorstellen?

Mommsen: Ich war 17 Jahre lang „Tatort“-Kommissar und jetzt bin ich wahrscheinlich 15 Jahre lang Ex-„Tatort“-Kommissar. Das ist aber auch in Ordnung so. Wir sind ja auch wirklich im Guten auseinandergegangen und als es uns so gut ging und wir so beliebt waren wie nie. Dennoch ist es jetzt natürlich erstmal schwer für mich, wieder bei einem „Tatort“ aufzutauchen. Ich kann Ihnen allerdings immerhin so viel verraten, dass wir eine sehr verrückte Idee im Kopf haben und wenn alles gutgeht, kann ich dann Ende nächsten Jahren mehr darüber erzählen…

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