257ers in der Corona-Krise: „Die Politik hat uns zu wenig unterstützt“

Die Corona-Krise trifft auch die 257ers hart. Das Rap-Duo aus Essen will im Interview keine Prognose für die Veranstaltungsbranche wagen, ist sich aber sicher: „Es muss was passieren. Am besten gestern.“

Geschlossene Clubs und Konzerthallen: Der Teil-Lockdown wird bis zum 10. Januar verlängert, das bedeutet auch ein längeres Ausharren für die Veranstaltungs- und Musikbranche. Wenn „nicht langsam etwas passiert“, sehen die 257ers („Holz“) „schwarz für die Zukunft dieser Kultur“, wie sie der Nachrichtenagentur spot on news erzählen.

Daniel „Shneezin“ Schneider und Mike Rohleder haben am Freitag (4. Dezember) ihr neues Album „Hömma“ veröffentlicht. Im Interview sprechen sie über ihre Karriere, verraten, welches ihre absolute Lieblingsplattform neben TikTok und YouTube ist und ob ihre Kinder bereits musikalisches Talent zeigen.

„Hömma“ ist Ihr bisher persönlichstes Album. Welche Geschichten verarbeiten Sie darauf?

Daniel „Shneezin“ Schneider: Durch die Corona-Zeit waren wir viel zu Hause und wenig mit der Band unterwegs, haben kaum Konzerte gespielt und hatten viel Zeit zum Nachdenken und Songs schreiben. Dadurch sind natürlich viele Songs entstanden, die wir sonst vielleicht nicht geschrieben hätten, wie zum Beispiel unsere Heimathymne „Zuhause“, „Jedes Ende hat 2 Seiten“, ein Song über unsere verstorbenen Väter, oder „Besser gelaunt“, der Song für unsere Frauen.

Sie sind bekannt für Songs mit viel Humor, für „Zuhause“ haben Sie eine andere Seite gezeigt. Wie sehr liegt Ihnen Ihre Heimatstadt Essen am Herzen?

Schneider: Gerade „Zuhause“ ist ein Song, in den wir unglaublich viel Zeit und Detailverliebtheit gesteckt haben, bis wir endgültig zufrieden waren. Wir leben beide seit unserer Geburt in Essen und haben so viel dort erlebt, dass es uns wichtig war, nicht nur die guten, sondern auch die schlechten Zeiten zu verarbeiten. Wie das halt in einer langjährigen Beziehung nun mal so ist.

Vor drei Jahren haben Sie eine Weihnachtsversion von „Holz“ veröffentlicht. Ist in diesem Jahr wieder etwas ähnliches geplant?

Schneider: Ein Weihnachtssong ist dieses Jahr eigentlich nicht geplant. Aber das heisst bei uns ja nicht viel. Es wird eigentlich mal wieder Zeit. Danke für den kreativen Anstoss. (lacht)

Sie stehen seit fast 15 Jahren auf der Bühne. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Schneider: Die letzten 15 Jahre waren grandios. Viele Touren, Festivals und mittlerweile acht Studioalben. Wir sind mit unserer Live-Crew eine richtige Familie geworden und schaffen es deshalb jetzt auch, dieses für die Veranstaltungsbranche schwarze Jahr gemeinsam zu meistern und nächstes Jahr wieder an die Touren und Festivalsommer der letzten Jahre anzuknüpfen und wieder mit voller Energie die Bühnen zu zerlegen.

Sie sind mittlerweile auch unter die YouTuber gegangen und aktiv auf TikTok. Wie kam es dazu und was halten Ihre Fans davon?

Schneider: YouTube machen wir fast schon genau so lange, wie wir Musik machen. Unsere ersten Videos haben wir vor circa 13 Jahren hochgeladen. Da sind wir schon immer drin aufgegangen, unseren Humor in audiovisueller Form zum Besten zu geben. Mittlerweile haben wir uns unsere eigene YouTube-Kneipe gebaut und interviewen dort regelmässig Gäste bei einem Bierchen für unser Format „Akk! TV“.

Deshalb waren wir auch direkt angefixt, als wir zum ersten Mal mit TikTok in Berührung gekommen sind. Aber aktuell ist unsere absolute Lieblingsplattform Twitch. Unser Kanal „Konsolenmutanten“ wächst und wir sind jede Woche mindestens dreimal abends live und quatschen mit unseren Fans.

Sie sind 2018 Väter geworden. Wie hat sich Ihr Leben mit Kindern verändert?

Schneider: Seitdem wir Väter geworden sind, sind wir vielleicht ein bisschen öfter zu Hause, aber immer noch genauso bekloppt wie vor 15 Jahren.

Wie bringen Sie Ihr Familien- und Berufsleben unter einen Hut?

Schneider: Wir kriegen das zeitlich super geregelt und weder unsere Kinder noch die Musik kommen zu kurz.

Zeigen Ihre Kinder bereits musikalisches Talent?

Schneider: Ja, mein Sohn hat schon mit einem Jahr seinen ersten Song aufgenommen. Den „Pipibuxen Drip“. (lacht)

Die Corona-Krise ist eine grosse Herausforderung für die Musikbranche. Wie schätzen Sie die Zukunft der Branche ein? Wie geht es Ihnen selbst während dieser Zeit?

Schneider: Die ganze Branche macht gerade eine schwere Zeit durch. Viele Festivals, Clubs und Veranstalter sind an der Corona-Krise zugrunde gegangen und werden diese Pandemie finanziell nicht überleben und jemals wieder stattfinden. Millionen Jobs, die momentan nicht ausgeübt werden können, sowie auch unsere Live-Konzerte nagen uns allen an der Seele und am Portemonnaie. Eine Prognose wollen wir momentan nicht wagen.

Aber Fakt ist, wenn nicht langsam etwas passiert und nächstes Jahr keine Festivals, Konzerte und Clubbesuche stattfinden können, dann wird sich diese Kultur für immer verändern und vielleicht im nächsten Jahrzehnt nicht so schnell erholen, wie sich das manche vielleicht denken. Dann sehen wir schwarz für die Zukunft dieser Kultur. Es muss was passieren. Am besten gestern.

Die Politik hat uns dort viel zu wenig unterstützt und scheinbar nicht verstanden, wie wichtig diese Kultur für unser aller Leben ist. Gemeinsam feiern ist Leben. Und die Rede ist nicht nur von Musik, sondern Veranstaltungen aller Art, die Menschen zusammenbringen und gemeinsame Leidenschaften verbinden.

Vorheriger ArtikelDieter Bohlen und Carina tanzen in der Küche
Nächster ArtikelQueen Elizabeth II.: Virtuelle Audienz im Buckingham Palace