So entgehen Paare dem Weihnachtsstress

In Beziehungen bedeutet die Adventszeit oft Stress. So schaffen es Paare, Streitthemen rund um Weihnachten harmonisch zu lösen.

Glühwein trinken, Kerzen anzünden und gemeinsam auf der Couch kuscheln: So harmonisch wie in der Vorstellung ist die Adventszeit bei einigen Paaren allerdings nicht. In den Wochen vor Weihnachten kommt es in Beziehungen oft zu Konflikten und Streitigkeiten, weiss Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg. Der Autor von „Beziehung vertiefen: 103 Fragen für Paare“ erklärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, wo sich Streitpotenzial versteckt – und wie Partner damit umgehen sollen.

Weihnachten gilt nicht nur als Zeit der Liebe, sondern auch als stressige Zeit – vor allem für Paare. Wodurch entsteht in der Vorweihnachtszeit Streitpotenzial?

Wieland Stolzenburg: Streit entsteht bei Paaren meist dann, wenn viele unserer Bedürfnisse nicht befriedigt sind oder wir unter Stress stehen. Unter Anspannung und Stress sind wir wesentlich reizbarer und weniger tolerant. Zudem gibt es eine unglaublich hohe Erwartungshaltung an das Fest der Liebe: Den perfekten Heiligabend zu verbringen, einen liebe- und rücksichtsvollen Partner zu erleben, das beste Essen zuzubereiten und so weiter. Wenn vieles davon nicht erfüllt wird – oder auch nur die Angst besteht, dass es an den Weihnachtstagen nicht erfüllt werden wird – führt das häufig zu weiterem Konfliktpotenzial. Weihnachten ist leider unglaublich überladen mit Erwartungen.

Typische Probleme sind zudem die unterschiedlichen Bedürfnisse, wie: „Was sollen wir an Heiligabend essen?“, „Wann besuchen wir wen?“ oder „Wer kümmert sich um was?“ Diese unterschiedlichen Wünsche und Erwartungen unter einen Hut zu bringen, ist besonders rund um Weihnachten eine Herausforderung, die Paare aber lösen können.

Wie schaffen es Paare, die Weihnachtszeit harmonisch zu erleben?

Stolzenburg: Das Wichtigste ist, dass wir die Erwartungen herunterschrauben – an uns selbst und an alle anderen. Dass wir uns darauf besinnen, was das Weihnachtsfest eigentlich bedeutet. Es geht nicht um das perfekte Essen, die am schönsten dekorierte Wohnung oder ein noch gigantischeres Geschenk. Es geht um die Zeit und das Beisammensein mit Menschen, die uns am Herzen liegen, die uns wichtig sind und die wir lieben. Dazu sind all die genannten Aspekte schön, aber eben keine Voraussetzungen.

Das heisst: Durchschnaufen, Erwartungen herunterschrauben, klare Aufgabenverteilung, weniger ist mehr und das Menschliche und nicht das Perfekte in den Vordergrund stellen.

Was ist vor allem bei Feiern mit der Familie entscheidend, etwa im Umgang mit Eltern und Schwiegereltern?

Stolzenburg: Dabei gibt es zwei Aspekte, die für Paare zu Herausforderungen werden können. Einerseits: Wer wird wann eingeladen oder besucht? Und andererseits der Umgang wenn man sich sieht. Häufig ist es ja so, dass wir so vieles erledigt, eingekauft und gemacht haben, dass wir an Heiligabend eigentlich erstmal ein paar Tage eine Auszeit bräuchten. Doch dann geht für viele der Stress erst richtig los – der soziale Stress.

Auch hier kann man selbst etwas zum Gelingen beitragen, indem man frühzeitig Verantwortlichkeiten aufteilt, sich selbst erlaubt, es nicht perfekt machen zu müssen, immer wieder innehält und durchschnauft und mit einer positiven Haltung den anderen gegenübertritt. Manchmal ist es als Paar auch wichtig, dass man nicht alle Erwartungen des anderen erfüllt und beispielsweise die Schwiegereltern nicht besucht oder einlädt – dank Corona hat man ja zumindest eine ganz gute Ausrede.

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