Elektrolegende Jean-Michel Jarre: Sind virtuelle Konzerte die Zukunft?

Elektropionier Jean-Michel Jarre gibt ein Silvesterkonzert der besonderen Art: Am Abend wird er live in einem Studio performen, sein Avatar tritt zeitgleich in der virtuellen Umgebung von Notre-Dame in Paris auf. Im Interview erzählt er, ob virtuelle Konzerte die Zukunft sind.

Jean-Michel Jarre (72, „Oxygene“) gibt am Silvesterabend ein besonderes Konzert. Das Event mit dem Titel „Welcome to the Other Side“ ist ein kostenloses und frei zugängliches Erlebnis aus Paris. Konzerte in virtueller Realität sind immer noch neu – Jean-Michel Jarre setzt aber noch einen drauf, indem er live auftritt. Denn bisherige Konzerte in virtueller Umgebung waren vorproduziert und wurden dann nur abgespielt. Während Jarre in einem Studio performt, tritt sein Avatar an Silvester nun zeitgleich in der virtuellen Umgebung der Kirche Notre-Dame auf.

Das Spektakel beginnt am 31. Dezember um 23:25 Uhr und ist als immersives VR-Konzert auf der sozialen VR-Plattform VRchat, aber auch als 2D-Live-Stream auf Jarres Social-Media-Kanälen oder als Liveübertragung etwa im französischen Nachrichtensender BFM Paris zu erleben. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt Jarre, was für ihn die Herausforderung bei dem Event ist, ob Konzerte in virtueller Umgebung die Zukunft sind und wie er auf das Jahr 2020 zurückblickt.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bei Ihrem Konzert?

Jean-Michel Jarre: Die Herausforderung besteht darin, dass ich wirklich live performe und es Livestreaming in Echtzeit ist. Es spielt sich nicht nur in der immersiven Virtual Reality, sondern auch in 2D online und im Fernsehen auf der ganzen Welt ab. Das neue Jahr beginnt am 31. Dezember um Mitternacht – alles muss wie ein Uhrwerk synchronisiert werden, denn dieser Moment ist entscheidend, man darf ihn nicht verpassen. Das ist eine grosse Verantwortung.

Wie kam es dazu, dass sie Notre-Dame für Ihre virtuelle Performance ausgewählt haben?

Jarre: Notre-Dame in Paris ist ein faszinierendes Denkmal, das so sehr Teil unseres Welterbes ist. Ich sehe die Kirche jeden Tag, weil ich in der Nähe wohne. Als das Feuer sie letztes Jahr fast zerstört hat, wurde ich dazu inspiriert, sie in virtueller Realität wiederaufzubauen und ihr Leben zu geben, während die reale Wiederherstellung noch einige Jahre dauern wird.

Denken Sie, dass virtuelle Konzerte die Zukunft sind?

Jarre: Virtuelle Konzerte sind eine andere Möglichkeit, um ein Konzerterlebnis zu teilen. Aber es ersetzt nichts: Es ist nur eine zusätzliche Dimension.

Wie würden Sie normalerweise Silvester verbringen?

Jarre: Mit meiner Familie in Ruhe zu Hause.

Wie wird sich die Musikbranche Ihrer Meinung nach infolge der Corona-Krise verändern?

Jarre: Ich denke, die Menschen erkennen mit den Beschränkungen nun mehr und mehr die Bedeutung von Musik in ihrem täglichen Leben.

Wie blicken Sie auf das Jahr 2020 zurück?

Jarre: Was für ein seltsames Jahr, richtig Sci-Fi-mässig! 2020 hat uns sicherlich allen die Zeit gegeben, uns selbst zu reflektieren, zu erkennen, dass wir im Leben nicht viel kontrollieren können, und das Beste aus dem zu machen, was wir haben, sowie die Gesellschaft derer zu geniessen oder auch zu vermissen, die wir lieben.

Wie haben Sie die Corona-Krise in diesem Jahr in Frankreich erlebt?

Jarre: Um ehrlich zu sein, ich bin von Natur aus kein besonders sozialer Mensch und habe den grössten Teil meines Lebens mit meinen Maschinen im Studio verbracht, sodass meine Gewohnheiten nicht allzu erschüttert waren.

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2021?

Jarre: Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.

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