„Yes, God, Yes“: Indie-Komödie über Sünden, Lust und Heuchelei

Die eigene Sexualität erkunden, obwohl das als Sünde gilt? Mit dieser Frage beschäftigt sich „Stranger Things“-Star Natalia Dyer als Alice, die in „Yes, God, Yes“ streng katholisch erzogen wurde.

Zum Erwachsenwerden gehört es dazu, die eigene Sexualität zu entdecken. Doch wie soll das funktionieren, wenn eben das als Sünde gilt? Diese Problematik thematisiert „Yes, God, Yes – Böse Mädchen lügen nicht“ – auf witzige Art. Die Indie-Comedy, die ab dem 18. Januar bei Amazon Prime Video zu sehen ist, setzt auf beliebte Teenieserien-Stars. Mit dabei sind die „Stranger Things“-Stars Natalia Dyer (26) und Francesca Reale (26) sowie Alisha Boe (23), bekannt aus „Tote Mädchen lügen nicht“.

Darum geht’s

Die Highschool-Schülerin Alice (Dyer) ist eine strebsame Teenagerin, die in einem streng katholischen Haushalt im ländlichen Teil der USA in den 2000ern aufwächst. Gottesdienstbesuche sind Pflicht, ausserdem besucht sie eine katholische Schule. Dort lernt sie, dass Sex vor der Ehe ein Tabu ist, ebenso wie Selbstbefriedigung. Den Aufklärungsunterricht hält der Pfarrer, der Männer mit Mikrowellen vergleicht und Frauen mit Backöfen – nicht wirklich hilfreich.

Alice kommt allerdings immer wieder in Situationen, in denen sie Lust empfindet: Sei es in einem geheimen AOL-Online-Chat oder wenn sie sich die Sexszene in „Titanic“ ansieht. Nachdem ein fieses Gerücht über Alice in der Schule die Runde macht, soll ein katholisches Camp die Sache wieder ins Lot bringen: Gemeinsam mit ihrer Freundin Laura (Reale) besucht sie für vier Tage das Kirchenlager „Kirkos“. Doch auch hier sieht sich der Teenager mit seiner Lust konfrontiert, vor allem, als er den attraktiven Gruppenleiter Chris (Wolfgang Novogratz, 23) kennenlernt. So langsam wird Alice jedoch klar, dass nicht alle das vorleben, was sie predigen.

Grossartige Natalia Dyer gleicht träge Handlung aus

Natalia Dyer spielt die naive, unaufgeklärte Alice so überzeugend, dass man diese am liebsten einmal kräftig wachrütteln und ihr zurufen würde: „Masturbation ist okay!“ Durch die feine Mimik lassen sich förmlich ihre Gedanken lesen. Immer wieder ringt sie mit sich, ob ihre Neugier oder ihre Frömmigkeit die Oberhand gewinnt – was Dyer mit einer kindlichen Unschuldsmine überragend darstellt. Doch die junge Frau gewinnt mit der Zeit an Selbstbewusstsein und beginnt, die Lehren, die ihr eingetrichtert werden, zu hinterfragen.

Bei regelmässigen Beichten traut sich Alice nicht, über ihre „Sünde“ – die Lust – zu sprechen. Zu gross ist die Angst davor, nicht mehr als braves, gläubiges Mädchen angesehen zu werden. In Szenen wie diesen spottet der Film über die Prüderie und sonstige Vorgehensweisen der katholischen Kirche: Da sie ihren Eltern nicht beim Abwasch geholfen hat, muss Alice etwa mehrere Ave Maria beten. Die Kritik an der katholischen Kirche zieht sich durch den Coming-Of-Age-Film – mit teils humoristisch-absurden Szenen.

Was die Comedy nicht mit sich bringt, sind Höhen und Tiefen: Die Story läuft eher schleppend dahin, während sich die unaufgeklärte Alice immer wieder in Schwierigkeiten bringt und mehr über ihre Sexualität lernt. Wer auf eine Teenie-Lovestory oder einen Lacher nach dem anderen hofft, wird enttäuscht. Es entstehen vielmehr Momente, in denen die Kritik an der streng katholischen Sexualerziehung deutlich wird. Vor allem Pastor Murphy (Timothy Simons, 42) sowie Gruppenleiterin Nina, gespielt von Alisha Boe, bekommen ihr Fett weg. Die Doppelmoral der Charaktere – und somit die der Kirche – kommt im Laufe des Filmes immer mehr zum Vorschein.

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