René Schudel zwischen Himmel und Herde

Quelle: Philipp Mueller

Adrenalin macht Karriere. Action erzeugt Erfolg. Dies sagt René Schudel, Helikopter-Pilot, Feuerwehr-Einsatzleiter und angesagtester TV-Koch der Schweiz. Im „The Red Bulletin“-Interview – hier in Auszügen – verrät er uns die Parallelen zwischen dem Helikopterfliegen und dem Kochen.

René Schudel wurde ausgezeichnet mit dem „Best of Swiss Gastro Award“, betreibt sein eigenes Restaurant benacus in Interlaken und besitzt nach fünf Staffeln „Funky Kitchen Club“ mit „Flavorites“ bereits seine zweite eigene Fernsehshow auf ProSieben Schweiz. Der kommunikative Wirbelwind aus der weltbekannten Jungfrau Region, bringt zwischen Küche und Gästetisch überall Leben, Lebensfreude und Lifestyle ins zeitgemässe Kochen, Essen und Geniessen. Privat ist René eine offene, gesellige Frohnatur, die eine entspannte Gesellschaft schätzt und sich gerne als Gast den schönen Dingen dieser Welt zuwendet. Er ist sich seiner Wirkung durchaus bewusst, hält sich fit und findet im Sport seinen Ausgleich zum dichten Alltag. Sein Äusseres ist ihm wichtig und Kleidung muss seinen Stil unterstreichen. Es zieht ihn regelmässig in die Ferne, denn sein Hunger auf Neues muss gestillt werden. Neben der Musik ist die Feuerwehr Renés grosse Leidenschaft. Äusserst seriös und mit viel Aufwand engagiert er sich bei der freiwilligen Feuerwehr in Interlaken. Auch hier setzt er auf Teamgeist und Motivation, bildet sich weiter und führt mittlerweile als Einsatzleiter seine Mannen sicher durch die ernsten Aufgaben.

René, lass uns zu Beginn des Interviews erst mal eine Minute lang gar nichts tun.
(Nach ein paar Sekunden) Wozu denn?

Wir wollten sehen, ob du das kannst: gar nichts tun.
Nein, ich stehe immer unter Strom. Am Morgen brauche ich vom Aufstehen bis zum Aus-dem-Haus-Gehen zwölf Minuten.

Und was machst du im Urlaub?
Ich mache keinen Urlaub.

Aber du nimmst dir doch Auszeiten, die freilich diesen Namen nicht verdienen. Du fliegst Helikopter und löschst brennende Häuser. Brauchst du keinen Ausgleich zum Stress im Job?
Wer extrem lebt, braucht auch extremen Ausgleich. Ausserdem lernt man viele Dinge, die man im Job braucht, nicht im Job. Man muss über den Tellerrand schauen, sonst wird man betriebsblind. Und betriebsblind bedeutet keine Verbesserung, bedeutet Stillstand, bedeutet Rückschritt.

Ach so?
Da wie dort geht es im Kern um Disziplin. Im Helikopter habe ich erst richtig verstanden, wie wichtig solide Vorbereitung und saubere Routine sind. Jeden Handgriff im Cockpit beim hundertsten Mal so konzentriert zu machen, wie beim ersten Mal ist das Gleiche, wie eine Sauce zum hundertsten Mal zuzubereiten. Du musst beim Fliegen wie beim Kochen Respekt für das Normale haben, für die langweiligen Hausaufgaben. Denn nur dann hast du die Zeit und die Nerven, auf unerwartete Probleme souverän zu reagieren.

«Im Helikopter habe ich erst richtig verstanden, wie wichtig
solide Vorbereitung und saubere Routine sind.»

Kurz gesagt: Extreme Herausforderungen in unserer Freizeit machen uns im Job erfolgreicher?
Genau. Ein anderes Beispiel: Ich war immer schon in jedem Ort, in dem ich gearbeitet habe, Mitglied der Milizfeuerwehr. Eine Gemeinschaft, in der alle gleich sind. Kein Promi-Bonus. Bei der Feuerwehr habe ich alle Leute kennengelernt, die ein Koch im Ort kennen muss: den Bäcker, den Metzger, die Bauern. Wenn ich als Einsatzleiter Dienst habe, so wie heute Nacht, muss ich bis zu hundert Mann koordinieren. Und das in hektischen Momenten, wenn es manchmal um Leben und Tod geht.

Einmal hast du mitten in der Eiger Nordwand mit dem Dampfkochtopf eine Berner Platte zubereitet. Suchst du in deinem Leben immer das Risiko?
Wieso Risiko? Ich meide den gefährlichsten Risikofaktor: ungesundes Essen. Die meisten von uns leben in einem Versicherungswahn, mit Airbags im Auto, einem Helm beim Skifahren, einem Security-Scan am Flughafen. Aber wie viel Dreck sie dreimal täglich in ihren Körper stopfen, ist ihnen egal. Ungesund und vor allem unbewusst essen, ist gefährlicher als eine Berner Platte in der Eiger-Nordwand.

René Schudel
Ich weiss nicht, ob ich dich als Chef haben möchte. Du klingst wie jemand, der wenig von Urlaub und Freizeit seiner Mitarbeiter hält.

Es geht nicht um Arbeitszeiten. Es geht um den Spass an der Arbeit. Frag mal jemanden, wie es ihm geht. Wenn er sagt: „Geil, denn heute ist ein toller Tag“, wird er schief angeschaut. Wenn man nicht über den Druck jammert, macht man sich verdächtig. Es ist ein Problem der Arbeitskultur, nicht der Arbeitszeit.

Eins ist mir noch unklar: Wie überzeuge ich unseren Chef, dass es der Performance am Arbeitsplatz gut täte, während der Arbeit öfter mal Bungee jumpen oder Eis klettern zu gehen?
Mach dich selbständig und gib dich selber frei. Hat bei mir auch funktioniert.

Welche Pläne René Schudel für sein nächstes Restaurant hat und was Bewerber bei ihm beachten müssen, liest du in der aktuellen Schweizer Ausgabe von „The Red Bulletin“ oder auf www.redbulletin.com.

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